Berufsbilder im Kulturbereich
Film- und Medienvermittlung
In dieser Serie stellen wir in Interviewform Fach- und Führungskräfte aus den verschiedenen Berufsbildern des Kulturmanagements vor. Heute: Dietmar Schwärzler, Film- & Medienvermittler von Sixpack Film.
Themenreihe Berufsbild
KMN: Können Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?
Dietmar Schwärzler: Meine erste wichtige berufliche Station hatte unmittelbar mit meiner Zusatzausbildung zu tun. Zu meiner Studienzeit gab es in Wien noch keine kontinuierliche filmwissenschaftliche Ausbildung. Die Vorlesungen zu/über Film waren auf die verschiedensten Institute verteilt und das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft hieß damals einfach Institut für Theaterwissenschaft und hatte auch als Schwerpunktfeld Theatergeschichte im Angebot. Um meine Ausbildung zu fokussieren und gleichzeitig zu erweitern habe ich kurz vor Abschluss meines Theaterwissenschaftstudiums den zweijährigen Fakultätslehrgang Film- und Geisteswissenschaften, angeboten vom Institut für Geschichte, absolviert, der ein Studienversuch, wenngleich zweimal durchgeführt, blieb. Die Ausbildung war auf Filmtheorie, Filmgeschichte, Filmtechnik und ein wenig Praxis ausgerichtet. Als Abschluss dieser Ausbildung hat eine Gruppe von Studierenden beschlossen, ein großes Projekt ein internationales Symposium und eine Filmreihe im Französischen Kulturinstitut/Studio Moliere mit dem Titel film/SUBJECT/theory. Film und Filmtheorie der 1990er Jahren durchzuführen und einen Verein zu gründen, dessen Obmann ich geworden bin. In quasi kollaborativer Form haben wir dann fast zwei Jahre an der Realisierung mit allen Arbeitsbereichen die so dazugehören (wissenschaftliche Recherche, Finanzierung, Einladungen, PR-Arbeit, Folder- und Plakatproduktion, Moderationen, Filmrechteklärung, Filmbeschaffung, Gästebetreuung bis zum Catering) gearbeitet. Im Nachhinein gesehen, sind wir sehr unbedarft, geradezu naiv, dafür aber sehr motiviert, an das Projekt herangegangen, was sicher Nachteile, aber durchaus auch Vorteile in sich barg. Danach habe ich mich verstärkt in mehreren Projekten, und immer in Kollaboration mit Sylvia Szely, mit österreichischer Film- und Fernsehgeschichte, u.a. für die Diagonale oder das Filmarchiv Austria, beschäftigt. Neben einzelnen Ausstellungsprojekten im Kunstkontext würde ich auch die Filmreihe ROHSTOFF. EINE FILMHISTORISCHE RECHERCHE NACH DER KLEINEN FORM (www.rohstoff-filmmagazin.org), die wir in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum realisieren konnten, als prägend bezeichnen. Im Rahmen dieser Reihe, die auf einzelne Stationen über zwei Jahre konzipiert war, haben wir versucht, nichtkanonisierte und frühe Werke von international bekannten Filmschaffenden aufzuspüren, was recherche- und materialtechnisch eine ziemliche Herausforderung darstellte. Und als elementar bei der gestellten Frage ist natürlich meine Tätigkeit beim Filmverleih und Vertrieb sixpackfilm (www.sixpackfilm.com) zu nennen, wo ich seit mehr als 10 Jahren arbeite und auch in die Programmierung und Produktion von INDEX (www.index-dvd.at), eine DVD Edition zur österreichischen und internationalen Film- und Medienkunstgeschichte (ein gemeinsames Projekt von Medienwerkstatt Wien und sixpackfilm) involviert bin. Grundsätzlich denke ich heute, dass kleinere Projekte genauso zufriedenstellend sein können wie große Projekte, obwohl bei ersteren oft die öffentliche Aufmerksamkeit fehlt. Außerdem ist mittlerweile die Projektlandschaft im Filmkontext v.a. förderpolitisch so gut wie institutionell gebunden, eine Situation, die sich in den 1990er Jahren in Wien noch anders darstellte.
KMN: Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude?
Dietmar Schwärzler: Meine momentanen oder laufenden Tätigkeitsfelder liegen in der internationalen Festivalbetreuung von Film- und Videoarbeiten aus dem Programm von sixpackfilm und diverser Berater- und Vermittlungsarbeit. Diese Arbeitsbereiche setzen sich zu einem Großteil aus administrativer, aber glücklicherweise auch inhaltlicher Arbeit zusammen. Man sollte administrative bzw. strukturelle Arbeit aber grundsätzlich nicht unterschätzen, weil sie tendenziell immer inhaltliche Auswirkungen hat. Gleichzeitig bin ich gerade dabei eine DVD-Kompilation mit dem Titel JUST SAY NO TO FAMILY VALUES zusammenzustellen und die Produktion abzuwickeln, eine Publikation, die in der DVD-Edition INDEX erscheinen wird. Auch hier sind inhaltliche und organisatorische Arbeit verknüpft. Die besondere Freude stellt sich für mich v.a. in der Mischung unterschiedlicher Tätigkeitsfelder ein, weil immer das Gleiche zu machen, natürlich auf Dauer langweilig wird. Auch bin ich bei sixpackfilm nur 30 Stunden in der Woche angestellt, was mir Raum für weitere Projekte, aber auch Freizeit lässt. Diese Situation kommt meinen derzeitigen Lebensvorstellungen entgegen und dient meiner Zufriedenheit. Abseits ökonomischer Faktoren würde ich diese Situation momentan als luxuriös für mich bezeichnen.
KMN: Welche Aspekte Ihrer Ausbildung waren für Ihre berufliche Laufbahn hilfreich? In welchen Bereichen müssten Hochschulen in ihrem Ausbildungsprogramm nachjustieren?
Dietmar Schwärzler: Ich habe Anfang der 1990er Jahre zu studieren begonnen und da war, wie bereits skizziert, die Situation auf den Universitäten noch ein wenig anders. Soweit ich das beurteilen kann, hat sich das Angebot auf den Universitäten, zumindest im Film- und Medienbereich stark verbessert, die Strukturen sind allerdings noch schulischer geworden. Dem müsste man wohl durch eine gewisse Form von Autonomie, durchaus auch von Seiten der Studierenden, entgegensteuern. Wesentlich habe ich in meinem Studium immer die Zusammenarbeit mit anderen Studierenden empfunden und auch eine gewisse Entscheidungsfreiheit in Bezug auf die Themenwahl der einzelnen Seminare und Arbeitsgruppen, was zumindest auf der Theaterwissenschaft in den meisten Fällen gegeben war. Beide Faktoren die inhaltliche Auseinandersetzung mit anderen Personen und auch die freie Themenwahl würde ich zentral für meine berufliche Tätigkeit bezeichnen, neben den sozialen Beziehungsformen, die sich mitunter aus verschiedensten Arbeitsformen ergeben. Einfach nur Scheine zu machen und das Studium abzuschließen, wäre mir komisch vorgekommen, obwohl man natürlich immer wieder während eines Studiums pragmatische Entscheidungen trifft. Auch habe ich mittlerweile selbst Erfahrung im Rahmen der Lehrtätigkeit auf der Universität gesammelt, die ganz unterschiedlich war: Einmal sehr inspirierend, einmal sehr frustrierend, was letztlich wesentlich mit der Motivation und dem Wissensdrang der jeweiligen Studierenden zusammen hing. Auch würde ich meine Auslandsaufenthalte, als auch mein Diplom als Europäischer Kulturmanager an der Marcel Hicter Foundation, Brüssel als hilfreich bezeichnen. Letzteres weniger unter konkreten inhaltlichen Aspekten, vielmehr habe ich in diesen Kontexten eine offenere Form des Denkens gelernt und nicht unwesentlich Freundschaften geschlossen. Selbstverständlich fördern solche Aufenthalte auch die Fremdsprachenkenntnisse, die man im Vermittlungsbereich einfach braucht.
KMN: Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen KulturmanagerInnen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?
Dietmar Schwärzler: Karriere ist ein Begriff, den ich für mich selbst nicht verwende. Vor allem wenn die Begrifflichkeit mit ökonomischen Fakten korreliert erscheint er mir als nicht angebracht. Mein derzeitiges Einkommen ist wohl ähnlich hoch bzw. niedrig, wie das eines Elektrikers, obwohl ich ein abgeschlossenes Studium, eine Zusatzausbildung, ein Kulturmanagmentdiplom auf europäischer Ebene und zahlreiche Praxis in der Konzeption und Organisation von Projekten im Film- und Kunstkontext vorzuweisen habe. Trotz dieser ökonomischen Tatsache, auf die man immer wieder aufmerksam machen muss, fühle ich mich in meinem Tätigkeitsfeld wohl und Moderationen oder Textaufträge sind dabei ein angenehmes Körberlgeld und machen mir meistens auch Spaß. Ein eindeutiges Ziel was meine Berufslaufbahn betrifft habe ich nach wie vor nicht im Visier, das lasse ich lieber auf mich zukommen. Wenn man allerdings am Wochenende bis tief nachts am Computer sitzt oder sich mitunter mit institutionellen oder administrativen Auflagen quält, bleibt immer die Frage, wofür man das eigentlich macht? Solange man auf diese Frage für sich selber eine Antwort findet, macht man weiter - sonst muss man wohl aufhören. Auch Kulturmanagement ist kein Schicksal; an Schicksal glaube ich nicht. Es gibt ja auch so etwas wie die Vorstellung von einer idealen Welt im Gegensatz zu einer realen Welt. Ich fühle mich in der realen Welt ganz gut aufgehoben.
KMN: Geben Sie dem Nachwuchs Hoffung! Gibt es eine Begebenheit, eine kurze Anekdote, bei der Sie heute noch kopfschüttelnd denken Was habe ich mir damals bloß dabei gedacht?!
Dietmar Schwärzler: Kurz vor der Eröffnung unserer Reihe ORF 3, die Sylvia Szely und ich für das Filmarchiv Austria zum 50-jährigen Jubiläum des ORF zusammengestellt haben, bekam ich einen Anruf von einem Journalisten der gehört hatte, dass wir im Zuge des Projektes gravierende Probleme u.a. in Bezug auf die Rechteklärung und Materialbeschaffung mit der ORF-(Archiv)Führung bekommen haben. Der Journalist meinte, er würde gerne ein Round-Table Gespräch zu diesem Themenfeld organisieren und bräuchte Hintergrundinformationen. Ich habe ihm diese relativ ungefiltert und frei von der Leber weg geschildert in der Auffassung, dass das eben nur Hintergrundinformationen sind. Am nächsten Tag wurde ich bereits in der Zeitung zitiert. Das würde mir wahrscheinlich heute so nicht mehr passieren. Gleichzeitig kann rein strategisches, rein geschultes Sprechen, sehr enervierend sein, was gerade in der österreichischen Politik ein quälendes Faktum geworden ist. Professionalität kann in diesem konkreten Sinne auch als Schimpfwort erachtet werden, weil man zwar etwas beherrscht, aber keine klare Haltung zum Gesagten hat bzw. einfach seine Meinung nicht mehr ehrlich äußert.
Dietmar Schwärzler: Meine erste wichtige berufliche Station hatte unmittelbar mit meiner Zusatzausbildung zu tun. Zu meiner Studienzeit gab es in Wien noch keine kontinuierliche filmwissenschaftliche Ausbildung. Die Vorlesungen zu/über Film waren auf die verschiedensten Institute verteilt und das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft hieß damals einfach Institut für Theaterwissenschaft und hatte auch als Schwerpunktfeld Theatergeschichte im Angebot. Um meine Ausbildung zu fokussieren und gleichzeitig zu erweitern habe ich kurz vor Abschluss meines Theaterwissenschaftstudiums den zweijährigen Fakultätslehrgang Film- und Geisteswissenschaften, angeboten vom Institut für Geschichte, absolviert, der ein Studienversuch, wenngleich zweimal durchgeführt, blieb. Die Ausbildung war auf Filmtheorie, Filmgeschichte, Filmtechnik und ein wenig Praxis ausgerichtet. Als Abschluss dieser Ausbildung hat eine Gruppe von Studierenden beschlossen, ein großes Projekt ein internationales Symposium und eine Filmreihe im Französischen Kulturinstitut/Studio Moliere mit dem Titel film/SUBJECT/theory. Film und Filmtheorie der 1990er Jahren durchzuführen und einen Verein zu gründen, dessen Obmann ich geworden bin. In quasi kollaborativer Form haben wir dann fast zwei Jahre an der Realisierung mit allen Arbeitsbereichen die so dazugehören (wissenschaftliche Recherche, Finanzierung, Einladungen, PR-Arbeit, Folder- und Plakatproduktion, Moderationen, Filmrechteklärung, Filmbeschaffung, Gästebetreuung bis zum Catering) gearbeitet. Im Nachhinein gesehen, sind wir sehr unbedarft, geradezu naiv, dafür aber sehr motiviert, an das Projekt herangegangen, was sicher Nachteile, aber durchaus auch Vorteile in sich barg. Danach habe ich mich verstärkt in mehreren Projekten, und immer in Kollaboration mit Sylvia Szely, mit österreichischer Film- und Fernsehgeschichte, u.a. für die Diagonale oder das Filmarchiv Austria, beschäftigt. Neben einzelnen Ausstellungsprojekten im Kunstkontext würde ich auch die Filmreihe ROHSTOFF. EINE FILMHISTORISCHE RECHERCHE NACH DER KLEINEN FORM (www.rohstoff-filmmagazin.org), die wir in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum realisieren konnten, als prägend bezeichnen. Im Rahmen dieser Reihe, die auf einzelne Stationen über zwei Jahre konzipiert war, haben wir versucht, nichtkanonisierte und frühe Werke von international bekannten Filmschaffenden aufzuspüren, was recherche- und materialtechnisch eine ziemliche Herausforderung darstellte. Und als elementar bei der gestellten Frage ist natürlich meine Tätigkeit beim Filmverleih und Vertrieb sixpackfilm (www.sixpackfilm.com) zu nennen, wo ich seit mehr als 10 Jahren arbeite und auch in die Programmierung und Produktion von INDEX (www.index-dvd.at), eine DVD Edition zur österreichischen und internationalen Film- und Medienkunstgeschichte (ein gemeinsames Projekt von Medienwerkstatt Wien und sixpackfilm) involviert bin. Grundsätzlich denke ich heute, dass kleinere Projekte genauso zufriedenstellend sein können wie große Projekte, obwohl bei ersteren oft die öffentliche Aufmerksamkeit fehlt. Außerdem ist mittlerweile die Projektlandschaft im Filmkontext v.a. förderpolitisch so gut wie institutionell gebunden, eine Situation, die sich in den 1990er Jahren in Wien noch anders darstellte.
KMN: Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude?
Dietmar Schwärzler: Meine momentanen oder laufenden Tätigkeitsfelder liegen in der internationalen Festivalbetreuung von Film- und Videoarbeiten aus dem Programm von sixpackfilm und diverser Berater- und Vermittlungsarbeit. Diese Arbeitsbereiche setzen sich zu einem Großteil aus administrativer, aber glücklicherweise auch inhaltlicher Arbeit zusammen. Man sollte administrative bzw. strukturelle Arbeit aber grundsätzlich nicht unterschätzen, weil sie tendenziell immer inhaltliche Auswirkungen hat. Gleichzeitig bin ich gerade dabei eine DVD-Kompilation mit dem Titel JUST SAY NO TO FAMILY VALUES zusammenzustellen und die Produktion abzuwickeln, eine Publikation, die in der DVD-Edition INDEX erscheinen wird. Auch hier sind inhaltliche und organisatorische Arbeit verknüpft. Die besondere Freude stellt sich für mich v.a. in der Mischung unterschiedlicher Tätigkeitsfelder ein, weil immer das Gleiche zu machen, natürlich auf Dauer langweilig wird. Auch bin ich bei sixpackfilm nur 30 Stunden in der Woche angestellt, was mir Raum für weitere Projekte, aber auch Freizeit lässt. Diese Situation kommt meinen derzeitigen Lebensvorstellungen entgegen und dient meiner Zufriedenheit. Abseits ökonomischer Faktoren würde ich diese Situation momentan als luxuriös für mich bezeichnen.
KMN: Welche Aspekte Ihrer Ausbildung waren für Ihre berufliche Laufbahn hilfreich? In welchen Bereichen müssten Hochschulen in ihrem Ausbildungsprogramm nachjustieren?
Dietmar Schwärzler: Ich habe Anfang der 1990er Jahre zu studieren begonnen und da war, wie bereits skizziert, die Situation auf den Universitäten noch ein wenig anders. Soweit ich das beurteilen kann, hat sich das Angebot auf den Universitäten, zumindest im Film- und Medienbereich stark verbessert, die Strukturen sind allerdings noch schulischer geworden. Dem müsste man wohl durch eine gewisse Form von Autonomie, durchaus auch von Seiten der Studierenden, entgegensteuern. Wesentlich habe ich in meinem Studium immer die Zusammenarbeit mit anderen Studierenden empfunden und auch eine gewisse Entscheidungsfreiheit in Bezug auf die Themenwahl der einzelnen Seminare und Arbeitsgruppen, was zumindest auf der Theaterwissenschaft in den meisten Fällen gegeben war. Beide Faktoren die inhaltliche Auseinandersetzung mit anderen Personen und auch die freie Themenwahl würde ich zentral für meine berufliche Tätigkeit bezeichnen, neben den sozialen Beziehungsformen, die sich mitunter aus verschiedensten Arbeitsformen ergeben. Einfach nur Scheine zu machen und das Studium abzuschließen, wäre mir komisch vorgekommen, obwohl man natürlich immer wieder während eines Studiums pragmatische Entscheidungen trifft. Auch habe ich mittlerweile selbst Erfahrung im Rahmen der Lehrtätigkeit auf der Universität gesammelt, die ganz unterschiedlich war: Einmal sehr inspirierend, einmal sehr frustrierend, was letztlich wesentlich mit der Motivation und dem Wissensdrang der jeweiligen Studierenden zusammen hing. Auch würde ich meine Auslandsaufenthalte, als auch mein Diplom als Europäischer Kulturmanager an der Marcel Hicter Foundation, Brüssel als hilfreich bezeichnen. Letzteres weniger unter konkreten inhaltlichen Aspekten, vielmehr habe ich in diesen Kontexten eine offenere Form des Denkens gelernt und nicht unwesentlich Freundschaften geschlossen. Selbstverständlich fördern solche Aufenthalte auch die Fremdsprachenkenntnisse, die man im Vermittlungsbereich einfach braucht.
KMN: Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen KulturmanagerInnen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?
Dietmar Schwärzler: Karriere ist ein Begriff, den ich für mich selbst nicht verwende. Vor allem wenn die Begrifflichkeit mit ökonomischen Fakten korreliert erscheint er mir als nicht angebracht. Mein derzeitiges Einkommen ist wohl ähnlich hoch bzw. niedrig, wie das eines Elektrikers, obwohl ich ein abgeschlossenes Studium, eine Zusatzausbildung, ein Kulturmanagmentdiplom auf europäischer Ebene und zahlreiche Praxis in der Konzeption und Organisation von Projekten im Film- und Kunstkontext vorzuweisen habe. Trotz dieser ökonomischen Tatsache, auf die man immer wieder aufmerksam machen muss, fühle ich mich in meinem Tätigkeitsfeld wohl und Moderationen oder Textaufträge sind dabei ein angenehmes Körberlgeld und machen mir meistens auch Spaß. Ein eindeutiges Ziel was meine Berufslaufbahn betrifft habe ich nach wie vor nicht im Visier, das lasse ich lieber auf mich zukommen. Wenn man allerdings am Wochenende bis tief nachts am Computer sitzt oder sich mitunter mit institutionellen oder administrativen Auflagen quält, bleibt immer die Frage, wofür man das eigentlich macht? Solange man auf diese Frage für sich selber eine Antwort findet, macht man weiter - sonst muss man wohl aufhören. Auch Kulturmanagement ist kein Schicksal; an Schicksal glaube ich nicht. Es gibt ja auch so etwas wie die Vorstellung von einer idealen Welt im Gegensatz zu einer realen Welt. Ich fühle mich in der realen Welt ganz gut aufgehoben.
KMN: Geben Sie dem Nachwuchs Hoffung! Gibt es eine Begebenheit, eine kurze Anekdote, bei der Sie heute noch kopfschüttelnd denken Was habe ich mir damals bloß dabei gedacht?!
Dietmar Schwärzler: Kurz vor der Eröffnung unserer Reihe ORF 3, die Sylvia Szely und ich für das Filmarchiv Austria zum 50-jährigen Jubiläum des ORF zusammengestellt haben, bekam ich einen Anruf von einem Journalisten der gehört hatte, dass wir im Zuge des Projektes gravierende Probleme u.a. in Bezug auf die Rechteklärung und Materialbeschaffung mit der ORF-(Archiv)Führung bekommen haben. Der Journalist meinte, er würde gerne ein Round-Table Gespräch zu diesem Themenfeld organisieren und bräuchte Hintergrundinformationen. Ich habe ihm diese relativ ungefiltert und frei von der Leber weg geschildert in der Auffassung, dass das eben nur Hintergrundinformationen sind. Am nächsten Tag wurde ich bereits in der Zeitung zitiert. Das würde mir wahrscheinlich heute so nicht mehr passieren. Gleichzeitig kann rein strategisches, rein geschultes Sprechen, sehr enervierend sein, was gerade in der österreichischen Politik ein quälendes Faktum geworden ist. Professionalität kann in diesem konkreten Sinne auch als Schimpfwort erachtet werden, weil man zwar etwas beherrscht, aber keine klare Haltung zum Gesagten hat bzw. einfach seine Meinung nicht mehr ehrlich äußert.
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