23.01.2023

Themenreihe Berufsbild

Autor*in

Korbinian Böck
koordiniert und gestaltet seit 2016 die digitale Kommunikation des Jüdischen Museums Frankfurt. Er prägt die Social Media, hat den Relaunch der Website realisiert und kümmert sich um die Online-Präsenz des Museums auf anderen Plattformen. Er studierte in Freiburg i.B. Geschichte und Islamwissenschaft und arbeitete danach u.a. arbeitete am LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte.
Berufsbilder im Kulturbereich

Onlineredaktion im Museum

Museale Inhalte für verschiedene Plattformen, Zielgruppen und Medienformen aufzubereiten, das ist die zentrale Aufgabe von Onlineredakteur:innen im Museumsbereich. Warum ein geisteswissenschaftliches Studium dafür zwar hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig ist, und worauf es stattdessen ankommt, erklärt Korbinian Böck vom Jüdischen Museum Frankfurt.

Themenreihe Berufsbild

Würden Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?
 
Während und nach meinem Geschichtsstudium habe ich diverse Praktika sowie ein Volontariat im Non-Profit Bereich absolviert: bei einer Zeitschrift mit angeschlossenem Bildungsprojekt, in wissenschaftlichen Einrichtungen und schließlich in der Kommunikationsabteilung einer NGO. Der Bereich Öffentlichkeitsarbeit / PR kristallisierte sich dabei immer mehr als Berufsfeld heraus, in dem ich gerne arbeiten möchte und für das ich als Geisteswissenschaftler auch wichtige Skills mitbringe: kritisches analytisches Denken, ein versierter Umgang mit Sprache und Schreibfähigkeiten. Eine Weiterbildung zum Onlineredakteur, die mir von der Agentur für Arbeit in der Bewerbungsphase nach dem Volontariat finanziert wurde, war dann der Türöffner für meine jetzige Stelle als Onlineredakteur am Jüdischen Museum Frankfurt - meine erste feste Stelle.
 
Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude?
 
Als Onlineredakteur verantworte ich die gesamte Onlinekommunikation des Museums, bespiele täglich (mit Unterstützung aus dem Museumsteam) die Social-Media-Kanäle (Facebook, Twitter, Instagram, YouTube), betreue die Museumswebsite, die ich vor 4 Jahren gerelauncht habe, sowie verschiedene weitere digitale Kanäle (Google etc.) und Projekte (darunter Onlineausstellungen). Hinzu kommt der Bereich Onlinemarketing, sprich Anzeigenschaltung in sozialen Netzwerken. Besondere Freude macht mir dabei das Produzieren kurzer Videos und Formate wie die Instagramstories mit ihren Möglichkeiten des Storytellings. 
 
Den Content muss ich nicht komplett selbst produzieren, was mit 80 Stellenprozenten auch sehr sportlich wäre. Viele der Beiträge auf unseren Kanälen kommen von den Expert:innen für das jeweilige Thema, also unseren Vermittler:innen und Kurator:innen, die entweder Teil unseres kleinen Redaktionsteams sind oder die ich nach unseren Redaktionssitzungen alle drei Wochen individuell anspreche.
 
Welche Aspekte Ihrer Ausbildung haben Ihnen bei Ihrer beruflichen Laufbahn am meisten geholfen?
 
Ganz eindeutig das Texten und Schreiben, das man als Geisteswissenschaftler:in lernt. Denn der souveräne Umgang mit Sprache ist als (Online-)Redakteur entscheidend - auch wenn sich wissenschaftliches Schreiben und das Schreiben für verschiedene Formate und Zielgruppen im Web stilistisch unterscheiden. Ein Gefühl für die unterschiedlichen Sprachgebrauche in unterschiedlichen Medien bekommt man mit der Zeit. Und ein paar grundlegende Regeln zum Schreiben im Web kann man sich rasch anlesen.
 
Die konkreten Inhalte meines Studiums sind für meine jetzige Arbeit insofern relevant, als ich in der deutschen und europäischen Geschichte einigermaßen orientiert bin. Jüdische Geschichte stellte keinen Schwerpunkt meines Studiums dar, was aber kein Hindernis für meine tägliche Arbeit ist. Eine solche Fokussierung wäre für eine Arbeit als Museumskurator:in sicherlich sehr viel wichtiger gewesen. 
 
Welche Bereiche haben Ihnen in Ihrer Ausbildung gefehlt und wie haben Sie diese Kompetenzen stattdessen erworben?
 
Ein geisteswissenschaftliches Studium qualifiziert in den meisten Fällen noch nicht für einen konkreten Beruf oder ein Berufsfeld. Umso wichtiger ist daher das anschließende Volontariat, in welchem Bereich auch immer, bei der man die Arbeit in einer Institution (ob Museum, Institut, Zeitung oder Bildungseinrichtung) kennenlernt und erste eigenständige Projekte umsetzt. In meinem Fall war das die redaktionelle Arbeit an verschiedenen Publikationen und bei einem Ausstellungsprojekt. Zudem ist ein Volontariat speziell im Museumsbereich für viele Menschen die eigentliche Eintrittskarte in den Job. Daneben halfen mir Praktika, das eigene Profil zu schärfen und wichtige Erfahrungen und Kenntnisse zu sammeln. 
 
Wie hat sich Ihr Berufsbild in den letzten Jahren verändert? Und wie wird es sich voraussichtlich in den nächsten Jahren entwickeln?
 
Der Bereich "online" entwickelt sich naturgemäß sehr schnell. Jedes Jahr bringt neue Plattformen, Entwicklungen, Neuerungen, auf die man sich als Onlineredakteur einstellen muss und die man für die eigene Arbeit nutzbar machen kann und muss. Mit Blick auf meine Arbeit ist das zum Beispiel TikTok, über das wir im Jüdischen Museum nachdenken und wo man uns evtl. im kommenden Jahr finden wird. Unter den Neuerungen sind aber auch viele Eintagsfliegen, von denen wenig später kaum noch jemand spricht (bspw. Clubhouse), wohingegen andere, immer wieder tot gesagte Plattformen nach wie vor wichtig sind (bspw. Facebook). Wo die Reise in den kommenden Jahren hingeht und welche neuen Trends und Technologien mich beschäftigen werden, ist schwer absehbar. Digital arbeiten heißt flexibel und agil sein!
 
Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen Kulturmanager:innen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?
 
Manche Projekte können kräftezehrend und zermürbend sein, besonders dann, wenn viele Abstimmungen nötig sind, viele unterschiedliche Stellen und Personen mit einzubeziehen sind oder man mit anstrengenden Dienstleister:innen zu tun hat. Andere Projekte können auch wegen ihres schieren Umfangs erdrückend sein - ich denke da etwa an den Website-Relaunch, für den ich hier am Museum vor einigen Jahren verantwortlich war. Die Rettung waren für mich stets hilfsbereite Kolleg:innen. Um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen ist daher immer ein guter Ratschlag. 
 

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