26.04.2010
Themenreihe Soziokultur
ZHAW Soziale Arbeit
Autor*in
Hanspeter Hongler
Best Practice
Soziokulturelle Animation: Handeln in Übergangsräumen
Soziokulturelle Animation als Verortung und Handeln in intermediären Räumen. Ein Beitrag von Hanspeter Hongler, Dozent und Projektleiter ZHAW Soziale Arbeit Zürich.
Themenreihe Soziokultur
1. Soziokulturelle Animation: eine Verortung
Soziokulturelle Animation hat sich aus Frankreich kommend im Verlauf der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zuerst in der französischsprachigen, dann aber auch in der Deutschen Schweiz - als Handlungsansatz im Schnittbereich von Kultur- und Sozialarbeit, von Freizeit- und Sozialpädagogik etabliert und professionelles Profil gewonnen.
Der Ansatz der Soziokulturelle Animation wird in der Schweiz an verschiedenen Fachhochschulen im Rahmen von eigenständigen Diplomlehrgängen oder integriert in Lehrgänge der Sozialen Arbeit unterrichtet und theoretisch weiterentwickelt.
Im Zentrum stehen Handlungsansätze für soziale und kulturelle Fragestellungen: Soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren analysieren soziale und kulturelle Prozesse und geben professionelle Impulse, damit Menschen im Quartier, in der Stadt oder Gemeinde, in grösseren Gruppen gemeinsam aktiv werden und auf ihre Umwelt Einfluss nehmen. Sie begleiten soziale und kulturelle Entwicklungen professionell und nachhaltig. Sie arbeiten stark projektorientiert (Website der Hochschule für Soziale Arbeit Luzern 2006, vgl. auch Hongler und Willener 1998).
Es geht in erster Linie darum, Einzelne und Gruppen als Akteure im gesellschaftlichen Raum darin zu bestärken und wo nötig zu unterstützen, selbstbewusst und selbstverantwortlich an den Veränderungsprozessen des modernen Lebens zu partizipieren und diese aktiv mit zu gestalten. Dabei wird den Aspekten der sozialen und kulturellen Vermittlung (Mediation) und dem kreativen, gemeinschaftlichen Tätigsein besondere Bedeutung zugemessen. Oft werden auch unterschiedliche mediale Ausdrucksformen wie Video, Musik, Theater, Radio, Tanz, visuelles Gestalten, usw. einbezogen, um vielschichtige Kommunikationsmöglichkeiten zu eröffnen und um möglichst breite Bevölkerungskreise ansprechen und einbeziehen zu können. Allerdings konzentriert sich die professionell ausgeübte und von der öffentlichen hand finanzierte Tätigkeit der soziokulturellen Animatoren auf die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen sowie Familien mit jüngeren Kindern. Die Legitimation ergibt sich aus der gewünschten präventiven Wirkung.
Soziokulturelle AnimatorInnen arbeiten insbesondere in den Bereichen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, in Soziokulturellen Zentren, im Asylbereich, in Alterszentren, in der Stadtteilarbeit, in ländlichen Entwicklungsgebieten sowie in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe.
2. Soziokulturelle Animation als Handeln in intermediären Räumen
2.1. Soziokulturelle Animation zwischen System und Lebenswelt
In Anlehnung an die bekannte, von Habermas postulierte Dichotomisierung von System und Lebenswelt findet soziokulturelle Animation im "gesellschaftlichen Mittelfeld" (Spierts 1998) statt, flankiert von der alltäglichen Lebenswelt einerseits und vom wirtschaftlich politischen System andererseits. Letzteres tendiert dazu, die Lebenswelt zu kolonisieren, indem es die auf Effizienz und Resultat gerichtete Logik des Marktes und der Bürokratie durchsetzt, während die eher kommunikativ ausgerichteten Verhältnisse der Lebenswelt scheinbar wenig zielgerichtet und veränderungsorientiert sind. Castells spitzt die habermassche Differenzierung noch zu, wenn er von der "Organisationsfähigkeit der herrschenden Elite" als grundlegender Form der Herrschaft in unserer Gesellschaft spricht.
"Die Verbindung der Eliten untereinander und die Segmentation und Desorganisation der Massen, dies scheint der Doppelmechanismus sozialer Herrschaft in unserer Gesellschaft zu sein. Der Raum spielt in diesem Mechanismus eine grundlegende Rolle. Kurz: Eliten sind kosmopolitisch, einfache Leute sind lokal" (2001, S. 471).
Daraus ergeben sich wiederum zwei räumliche Logiken: die sinnkonstituierende, aber weitgehend machtlose, weil kulturell disparate und segmentierte Erfahrung vor Ort vis à vis der räumlich unspezifischen, aber machtvoll im a-historischen Raum der Ströme (Castells) agierende Logik der Elite.
Andererseits gewinnt die Dimension des kommunikativen Handelns angesichts der zunehmenden Komplexität des ökonomischen Systems und der Mechanismen zweckmässiger staatlicher Verwaltung insgesamt an Bedeutung und es kann durchaus auch von einer Tendenz zur 'Kulturalisierung des Systems' gesprochen werden (Spierts 1998, S.88).
Es entwickelt sich somit ein breiter "Übergangsstreifen" bzw. eine "Interferenzzone", zu der u.a. all jene Institutionen und Organisationen zu rechnen sind, "deren 'Produkt' nur dann zustande kommt, wenn von einer kommunikativen Beziehung zum 'Kunden' die Rede ist. Ausser für Unterricht, Gesundheitsfürsorge und Massenmedien gilt dies auch für die soziokulturelle Arbeit und andere Formen der Wohlfahrtsarbeit." (Spierts 1998, S.89.)
Eine wichtige Funktion der soziokulturellen Animation besteht demnach darin zwischen diesen Welten eine intermediäre Position einzunehmen, indem sie zwischen Bürger und Behörden, zwischen Markt und Individuum vermittelt. So einleuchtend diese Rolle oder Aufgabenzuschreibung für die soziokulturelle Animation auf den ersten Blick erscheinen mag, kann sie bei genauerem Hinsehen aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ebenen und Widersprüche weit vielschichtiger sind, dass kaum von "den" Bürgern oder Bürgerinnen oder von "der" Verwaltung, "dem" Markt usw. gesprochen werden kann. Je nach konkreter Situation, Ausgangslage, Dynamik stellt sich die Vermittlungsaufgabe auf unterschiedliche Weise dar, wird der beteiligte soziokulturelle Animator Position beziehen, Interessen stärken, Mechanismen sichtbar machen, Verfahren klären (müssen). Als Teil des politischen Systems befindet er sich zudem selbst in einem äusserst widersprüchlichen Spannungsfeld. Jedenfalls aber wird es für ihn schwierig sein, die aus der Sicht der Politik, der Verwaltung oder des Marktes aber auch von Teilen der Bevölkerung unhinterfragte Orientierung an Kriterien der Effizienz und vorzeigbarer Resultate in Frage zu stellen.
Die Komplexität dieses Spannungsfeldes kann an einem Praxisbeispiel deutlich gemacht werden:
Wenn ein von der Stadt angestellter soziokultureller Animator im Rahmen des Legislaturschwerpunkts "Gebietsaufwertung" versucht, die Bevölkerung eines Quartiers mittels Quartierforen für eigene Anliegen zu sensibilisieren und zu mobilisieren, schafft sich der Staat (hier die Gemeinde) "auf eigene Kosten" möglicherweise unliebsame Auseinandersetzungen. Bedürfnisse werden sichtbar, daraus erwachsen Ansprüche, Forderungen werden erhoben; vielleicht kommt es auch zu neuen Formen der Machtbildung, die sich nicht (nur) der verfahrensrechtlich vorgesehenen und demokratisch legitimierten Mittel bedient. Es besteht die Aussicht (oder die Gefahr je nach Lesart), dass sich partikuläre Interessen zuungunsten von allgemeineren Ansprüchen durchsetzen was wiederum Gegenreaktionen von anderer Seite und/oder von Seiten des Staates/der Gemeinde auslösen dürfte, usw.
Aufgrund der politischen Vorgabe (Gebietsaufwertung) besteht bei den beteiligten Ämtern die Tendenz, aber auch die Gefahr/Problematik einer "technischen" Aufwertung, die zwar mittels eines aufwändigen Verfahrens der Bürgerbeteiligung vorbereitet und abgestützt wird, sich schlussendlich aber auf ein eindeutiges, abgeschlossenes Resultat hin orientiert (im Sinne einer "Systemlösung"). Der beteiligte Animator dagegen sieht - im Zuge der wachsenden Bedeutung, die das "technische Projekt" bekommt - die mit dem Quartierforum auch initiierten kommunikativen Möglichkeiten bedroht, zumal sich immer deutlicher zeigt, dass sich die aktivierten BewohnerInnen an diesem Projekt verbeissen und polarisieren, während andere, eher prozess und kommunikationsorientierte Ideen und Initiativen, die keine eindeutigen materialisierbaren Resultate erwarten lassen, hintanstehen müssen oder in dem verspannten Umfeld kaum mehr attraktiv erscheinen. Abgesehen davon beteiligen sich gemessen an der Quartierbevölkerung eher wenige Menschen, einige ältere alteingesessene BewohnerInnen, "offizielle" Quartiervertreter, ein paar Eltern und einige wenige Junge. Weit und breit keine AusländerInnen, obwohl sie 35 % der Bevölkerung ausmachen.
Sicher ist das Beispiel einseitig ausgewählt; es gibt auch einfachere und übersichtlichere Vermittlungssituationen und man kann und soll auch die positiven Seiten solcher Prozesse herausstreichen. Dennoch: Der Bedeutungszuwachs bürgernaher Aktivitäten führt auch zu einer Komplizierung der Aushandlungs- und Auseinandersetzungsprozesse. Partizipatorische Verfahren werden angeregt (auch von Seiten das Staates), Plattformen, Strukturen und Methoden von Professionellen (z.B. soziokulturellen AnimatorInnen) stehen zur Verfügung. (Bestimmte) BürgerInnen werden selbst vermehrt aktiv, sind zunehmend partizipationskompetent, beteiligen sich, erwarten aber auch möglichst sofortige Wirkung auf ihr Tun hin.
Für die soziokulturelle Animation besteht die Gefahr, dass die Vermittlungsfunktion vorschnell oder zu einseitig instrumentell wahrgenommen und ausgefüllt wird. Was für Fragen und Anliegen für welche Bevölkerungsgruppen welche Relevanz haben, wie sie sich artikulieren können oder eben gerade nicht, droht in der Logik des Systems unterzugehen, das nach lösbaren Problemen Ausschau hält, bzw. mehrdeutige Spannungskonstellationen auf vorzeig- und lösbare Problemdesigns zu reduzieren sucht. Bereits taucht denn auch der paradoxe Begriff der "verordneten Zivilgesellschaft" auf. Spätestens an diesem Punkt muss sich die soziokulturelle Animation auch fragen, inwiefern sie einen Beitrag dazu leistet, dass sich bisherige gesellschaftliche Ein- und Ausschlussmechanismen, Marginalisierungsprozesse und soziale Isolation gewissermassen auf höherem Niveau restrukturieren und sich der aktive Teil der Zivilgesellschaft immunisierter gegen Anfechtungen erweist, die von "unten" kommen, von Menschen, die bei diesen Vorgaben eben nach wie vor oder erst recht nicht mithalten können (vgl. dazu Olk 2005).
Um nicht missverstanden werden: die Errungenschaften der Zivilgesellschaft und die Bereitschaft des Staates, sich vermehrt auf Auseinandersetzungen mit den BürgerInnen einzulassen sind von grundsätzlicher Bedeutung und dürfen nicht preisgegeben werden. Gleichzeitig muss sich die soziokulturelle Animation aber der Auseinandersetzung stellen, wie sie ihre intermediäre Funktion noch grundsätzlicher überdenken und in den Dienst der Förderung transformativer Prozesse unter Berücksichtigung und Einbezug aller Bevölkerungsgruppen stellen kann.
2.2. Soziokulturelle Animation in Übergangsräumen
Gillet, ein Wortführer der soziokulturellen Animation in Frankreich, unterscheidet drei zentrale Animationsfunktionen: eine Aufklärungs-, eine Produktions- und eine Mediationsfunktion (Gillet 1998, S. 203ff). Die letztgenannte Mediationsperspektive unterteilt er wiederum in zwei Vorgehensweisen:
Beim Transaktions-Vorgehen findet ein Aushandlungs- und Austauschprozess zwischen Akteuren statt, deren mobilisierbare Machtressourcen zumindest eine gewisse Balance oder Parität erwarten lassen. Die Rolle des Animators bestünde dann vorwiegend in derjenigen des fachlichen Beraters, "das heisst desjenigen, der die Bewusstwerdung einer kollektiven Identität unterstützt, einer Gemeinsamkeit der Interessen, der Notwendigkeit der Ausarbeitung von Projekten zur Beeinflussung der Wirklichkeit, indem er den Gruppen ermöglicht, die Anliegen, die Bedingungen, die Hindernisse, die Ansatzpunkte, Verbündete und Gegner zu erkennen" (Gillet 1998, S. 208).
Das andere Vorgehen besteht darin, Räume und Zeiten zu öffnen und sicherzustellen, in denen überhaupt erst Forderungen von einzelnen Gruppen entstehen können, Akteure genügend Anerkennung erlangen, ihre Präsenz wahrgenommen und anerkannt wird, damit sie "am Tisch der Transaktionen" zugelassen werden. Hier ist es nach Gillet die Aufgabe des Animators,
"nachdem er zur Beziehung aufgefordert oder die Begegnung provoziert hat, es den betreffenden Akteuren zu ermöglichen, "in konflikthaften und nichtkonflikthaften Situationen (eine) Rolle zu spielen, sich der Rollen, die jeder andere spielt bewusst zu werden und sich mit ihnen in einer Verhandlungsperspektive auseinanderzusetzen" (Gillet 1998, S.208).
Zu Recht betont Gillet im weiteren, dass es sich in beiden Fällen um Veränderungsprozesse handelt (Animation als Veränderungshandeln), bei denen sich Gleichgewichte auflösen und neue entstehen; Beziehungen müssen neu erfunden und strukturiert werden. Dies alles erfordert einerseits Zeit, bzw. ein Verständnis der zeitlichen Dimension von Veränderungshandeln, wie auch andererseits - die Fähigkeit, den Stellenwert räumlicher Übergänge in ihrer grundlegenden Bedeutung zu verstehen. Als AnimatorInnen müssen sie aber auch in der Lage sein, Übergangsräume selbst zu schaffen, geeignete Räume zu entdecken und sie angemessen einzurichten.
Solche intermediären Räume können physischer Natur sein (der Jugendtreffpunkt, das Gemeinschaftszentrum, der Spielplatz, die Fussballwiese, usw.), oft sind es auch interaktive Räume zwischen realen Personen, zwischen Personen und Institutionen, es können aber auch imaginäre Räume sein, Räume der Phantasien, der Wünsche, der Befürchtungen, der Kreativität, usw., schliesslich werden in diesen Räumen auch gesellschaftliche Konstellationen, Machtverhältnisse, Ein- und Ausschlussmechanismen, usw. vermittelt.
Es sind ganz grundlegende Prozesse und Mechanismen, die in diesen intermediären Räumen stattfinden (können) vorausgesetzt, sie werden in ihrer Bedeutung erkannt und weder durch allzu eifriges animatorisches Tun zugeschüttet noch aufgrund von Unwissenheit oder Unachtsamkeit als Chancen und Handlungsmöglichkeiten von Seiten des Animators ignoriert oder vertan.
Worin bestehen die Qualität und Bedeutung dieser Räume? Wiederum ist es der sorgfältigen Arbeit von Gillet zu verdanken, dass das Konzept des transitionalen Raumes in Anlehnung an das Konzept der Übergangsobjekte, bzw. Übergangsphänomene von D.W. Winnicott in die Diskussion um die soziokulturelle Animation eingeführt wurde (S.209ff). Es ist hier nicht der Raum und Ort, die in diesem Zusammenhang zentralen Begriffe des Spielens, der Kreativität und der Kultur in Verbindung mit dem Sozialen herauszuarbeiten. Verwiesen sei an dieser Stelle auf den ausführlicheren Artikel des Autors in der Zeitschrift Freie Assoziationen.
Ein kurzer Hinweis soll an dieser Stelle aber noch der Bedeutung der Gruppe als intermediärer Instanz und Handlungsort par excellence der soziokulturellen Animation gegeben werden. Gruppen stellen eine soziale Formation dar, die irgendwo zwischen dem Individuum einerseits und der Gesellschaft oder gesellschaftlich strukturierten Institutionen und Organisationen stehen. In diesem Zwischenbereich eröffnen sich ganz bestimmte kollektive Handlungsräume mit enormem kreativem Potential, das sich wiederum vorzugsweise in Form von zeitlich begrenzten, partizipativ ausgerichteten Projekten entfalten kann. Denn die Gruppe als Übergangsbereich zwischen dem Einzelnen und den Institutionen oder Organisationen der Gesellschaft eignet sich in hervorragender Weise, gesellschaftliche Probleme wahrzunehmen, sichtbar zu machen und im besten Fall auch einen Beitrag zu mehr (gesellschaftlicher) Integration zu leisten. Sie eignet sich aber auch als Ort, wo es dem Einzelnen möglich ist, seinen Wünschen, Befürchtungen, Hoffnungen, usw. Raum und Resonanz zu geben.
Die Chance der soziokulturellen Animation könnte nun gerade darin liegen, in der Arbeit mit Gruppen einen Raum zu öffnen, der zwischen dem Individuellen und dem Institutionellen liegt; der es möglich macht, Veränderungen und die damit verbundenen Schwierigkeiten, Ambivalenzen und Verunsicherungen, Hoffnungen und Wünsche überhaupt einmal denken und wahrnehmen zu können.
Literatur:
Castells Manuel (2001): Das Informationszeitalter I. Die Netzwerkgesellschaft. Opladen (Leske & Budrich).
Gillet Jean Claude (1998): Animation. Der Sinn der Aktion. Luzern (Verlag für Soziales und Kulturelles).
Hongler Hanspeter (2007): Soziokulturelle Animation: Handeln in Übergangsräumen. Freie Assoziationen 10/1 (Verlag Psychosozial), S. 59-79.
Hongler Hanspeter, Willener Alex (1998): Die Projektmethode in der soziokulturellen Animation. Luzern (Verlag für Soziales und Kulturelles).
Olk Thomas (2005): Die Soziale Arbeit und die Krise der Zivilgesellschaft. Neue Praxis 3/2005,
S. 223 -230.
Moser Heinz, Müller Emanuel, Wettstein Heinz, Willener Alex (1999): Soziokulturelle Animation. Luzern (Verlag für Soziales und Kulturelles).
Spierts Marcel (1998). Balancieren und Stimulieren. Methodisches Handeln in der soziokulturellen Arbeit. Luzern (Verlag für Soziales und Kulturelles).
Winnicott Donald W. (1973): Vom Spiel zur Kreativität. Stuttgart (Klett), (Orig.: "Playing and Reality" 1971)
Zinnecker Jürgen (2001): Stadtkids. Kinderleben zwischen Strasse und Schule. Weinheim (Juventa)
Angaben zur Person:
Prof. Hanspeter Hongler
Aus- und Fortbildung
Studium in Zürich und Amsterdam: Pädagogik, Sozialpsychologie und Philosophie (Lic.phil.I)
Höheres Lehramt Universität Zürich
Gruppentrainer nach dem Konzept der "Operativen Gruppe"
Berufliche Meilensteine
1980-83 Jugendberater der Stadt Schlieren
1984-86 Allgemeinbildende Fächer, Berufsschule der Stadt Zürich
1986-89 Leiter interne Berufsschule der Arbeitserziehungsanstalt Arxhof (BL)
1989-00 Leitung Höhere Fachschule für soziokulturelle Animation Zürich
2002-06 Leiter Abteilung Berufsbegleitende Ausbildung der HSSAZ
2000- Dozent und Projektleiter an der ZHAW, Departement Soziale Arbeit
Spezialkenntnisse / Forschungsschwerpunkte
- Politische Philosophie, Politik
- Community development
- Soziokulturelle Animation/Gemeinwesenarbeit
- Dissozialität, Jugenddelinquenz
- Jugendarbeit; Jugendkulturarbeit
- Interkulturelle Koexistenz
- Gruppentheorie und -prozesse
- Coaching und Supervision
- Grossgruppenmoderation
Soziokulturelle Animation hat sich aus Frankreich kommend im Verlauf der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zuerst in der französischsprachigen, dann aber auch in der Deutschen Schweiz - als Handlungsansatz im Schnittbereich von Kultur- und Sozialarbeit, von Freizeit- und Sozialpädagogik etabliert und professionelles Profil gewonnen.
Der Ansatz der Soziokulturelle Animation wird in der Schweiz an verschiedenen Fachhochschulen im Rahmen von eigenständigen Diplomlehrgängen oder integriert in Lehrgänge der Sozialen Arbeit unterrichtet und theoretisch weiterentwickelt.
Im Zentrum stehen Handlungsansätze für soziale und kulturelle Fragestellungen: Soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren analysieren soziale und kulturelle Prozesse und geben professionelle Impulse, damit Menschen im Quartier, in der Stadt oder Gemeinde, in grösseren Gruppen gemeinsam aktiv werden und auf ihre Umwelt Einfluss nehmen. Sie begleiten soziale und kulturelle Entwicklungen professionell und nachhaltig. Sie arbeiten stark projektorientiert (Website der Hochschule für Soziale Arbeit Luzern 2006, vgl. auch Hongler und Willener 1998).
Es geht in erster Linie darum, Einzelne und Gruppen als Akteure im gesellschaftlichen Raum darin zu bestärken und wo nötig zu unterstützen, selbstbewusst und selbstverantwortlich an den Veränderungsprozessen des modernen Lebens zu partizipieren und diese aktiv mit zu gestalten. Dabei wird den Aspekten der sozialen und kulturellen Vermittlung (Mediation) und dem kreativen, gemeinschaftlichen Tätigsein besondere Bedeutung zugemessen. Oft werden auch unterschiedliche mediale Ausdrucksformen wie Video, Musik, Theater, Radio, Tanz, visuelles Gestalten, usw. einbezogen, um vielschichtige Kommunikationsmöglichkeiten zu eröffnen und um möglichst breite Bevölkerungskreise ansprechen und einbeziehen zu können. Allerdings konzentriert sich die professionell ausgeübte und von der öffentlichen hand finanzierte Tätigkeit der soziokulturellen Animatoren auf die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen sowie Familien mit jüngeren Kindern. Die Legitimation ergibt sich aus der gewünschten präventiven Wirkung.
Soziokulturelle AnimatorInnen arbeiten insbesondere in den Bereichen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, in Soziokulturellen Zentren, im Asylbereich, in Alterszentren, in der Stadtteilarbeit, in ländlichen Entwicklungsgebieten sowie in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe.
2. Soziokulturelle Animation als Handeln in intermediären Räumen
2.1. Soziokulturelle Animation zwischen System und Lebenswelt
In Anlehnung an die bekannte, von Habermas postulierte Dichotomisierung von System und Lebenswelt findet soziokulturelle Animation im "gesellschaftlichen Mittelfeld" (Spierts 1998) statt, flankiert von der alltäglichen Lebenswelt einerseits und vom wirtschaftlich politischen System andererseits. Letzteres tendiert dazu, die Lebenswelt zu kolonisieren, indem es die auf Effizienz und Resultat gerichtete Logik des Marktes und der Bürokratie durchsetzt, während die eher kommunikativ ausgerichteten Verhältnisse der Lebenswelt scheinbar wenig zielgerichtet und veränderungsorientiert sind. Castells spitzt die habermassche Differenzierung noch zu, wenn er von der "Organisationsfähigkeit der herrschenden Elite" als grundlegender Form der Herrschaft in unserer Gesellschaft spricht.
"Die Verbindung der Eliten untereinander und die Segmentation und Desorganisation der Massen, dies scheint der Doppelmechanismus sozialer Herrschaft in unserer Gesellschaft zu sein. Der Raum spielt in diesem Mechanismus eine grundlegende Rolle. Kurz: Eliten sind kosmopolitisch, einfache Leute sind lokal" (2001, S. 471).
Daraus ergeben sich wiederum zwei räumliche Logiken: die sinnkonstituierende, aber weitgehend machtlose, weil kulturell disparate und segmentierte Erfahrung vor Ort vis à vis der räumlich unspezifischen, aber machtvoll im a-historischen Raum der Ströme (Castells) agierende Logik der Elite.
Andererseits gewinnt die Dimension des kommunikativen Handelns angesichts der zunehmenden Komplexität des ökonomischen Systems und der Mechanismen zweckmässiger staatlicher Verwaltung insgesamt an Bedeutung und es kann durchaus auch von einer Tendenz zur 'Kulturalisierung des Systems' gesprochen werden (Spierts 1998, S.88).
Es entwickelt sich somit ein breiter "Übergangsstreifen" bzw. eine "Interferenzzone", zu der u.a. all jene Institutionen und Organisationen zu rechnen sind, "deren 'Produkt' nur dann zustande kommt, wenn von einer kommunikativen Beziehung zum 'Kunden' die Rede ist. Ausser für Unterricht, Gesundheitsfürsorge und Massenmedien gilt dies auch für die soziokulturelle Arbeit und andere Formen der Wohlfahrtsarbeit." (Spierts 1998, S.89.)
Eine wichtige Funktion der soziokulturellen Animation besteht demnach darin zwischen diesen Welten eine intermediäre Position einzunehmen, indem sie zwischen Bürger und Behörden, zwischen Markt und Individuum vermittelt. So einleuchtend diese Rolle oder Aufgabenzuschreibung für die soziokulturelle Animation auf den ersten Blick erscheinen mag, kann sie bei genauerem Hinsehen aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ebenen und Widersprüche weit vielschichtiger sind, dass kaum von "den" Bürgern oder Bürgerinnen oder von "der" Verwaltung, "dem" Markt usw. gesprochen werden kann. Je nach konkreter Situation, Ausgangslage, Dynamik stellt sich die Vermittlungsaufgabe auf unterschiedliche Weise dar, wird der beteiligte soziokulturelle Animator Position beziehen, Interessen stärken, Mechanismen sichtbar machen, Verfahren klären (müssen). Als Teil des politischen Systems befindet er sich zudem selbst in einem äusserst widersprüchlichen Spannungsfeld. Jedenfalls aber wird es für ihn schwierig sein, die aus der Sicht der Politik, der Verwaltung oder des Marktes aber auch von Teilen der Bevölkerung unhinterfragte Orientierung an Kriterien der Effizienz und vorzeigbarer Resultate in Frage zu stellen.
Die Komplexität dieses Spannungsfeldes kann an einem Praxisbeispiel deutlich gemacht werden:
Wenn ein von der Stadt angestellter soziokultureller Animator im Rahmen des Legislaturschwerpunkts "Gebietsaufwertung" versucht, die Bevölkerung eines Quartiers mittels Quartierforen für eigene Anliegen zu sensibilisieren und zu mobilisieren, schafft sich der Staat (hier die Gemeinde) "auf eigene Kosten" möglicherweise unliebsame Auseinandersetzungen. Bedürfnisse werden sichtbar, daraus erwachsen Ansprüche, Forderungen werden erhoben; vielleicht kommt es auch zu neuen Formen der Machtbildung, die sich nicht (nur) der verfahrensrechtlich vorgesehenen und demokratisch legitimierten Mittel bedient. Es besteht die Aussicht (oder die Gefahr je nach Lesart), dass sich partikuläre Interessen zuungunsten von allgemeineren Ansprüchen durchsetzen was wiederum Gegenreaktionen von anderer Seite und/oder von Seiten des Staates/der Gemeinde auslösen dürfte, usw.
Aufgrund der politischen Vorgabe (Gebietsaufwertung) besteht bei den beteiligten Ämtern die Tendenz, aber auch die Gefahr/Problematik einer "technischen" Aufwertung, die zwar mittels eines aufwändigen Verfahrens der Bürgerbeteiligung vorbereitet und abgestützt wird, sich schlussendlich aber auf ein eindeutiges, abgeschlossenes Resultat hin orientiert (im Sinne einer "Systemlösung"). Der beteiligte Animator dagegen sieht - im Zuge der wachsenden Bedeutung, die das "technische Projekt" bekommt - die mit dem Quartierforum auch initiierten kommunikativen Möglichkeiten bedroht, zumal sich immer deutlicher zeigt, dass sich die aktivierten BewohnerInnen an diesem Projekt verbeissen und polarisieren, während andere, eher prozess und kommunikationsorientierte Ideen und Initiativen, die keine eindeutigen materialisierbaren Resultate erwarten lassen, hintanstehen müssen oder in dem verspannten Umfeld kaum mehr attraktiv erscheinen. Abgesehen davon beteiligen sich gemessen an der Quartierbevölkerung eher wenige Menschen, einige ältere alteingesessene BewohnerInnen, "offizielle" Quartiervertreter, ein paar Eltern und einige wenige Junge. Weit und breit keine AusländerInnen, obwohl sie 35 % der Bevölkerung ausmachen.
Sicher ist das Beispiel einseitig ausgewählt; es gibt auch einfachere und übersichtlichere Vermittlungssituationen und man kann und soll auch die positiven Seiten solcher Prozesse herausstreichen. Dennoch: Der Bedeutungszuwachs bürgernaher Aktivitäten führt auch zu einer Komplizierung der Aushandlungs- und Auseinandersetzungsprozesse. Partizipatorische Verfahren werden angeregt (auch von Seiten das Staates), Plattformen, Strukturen und Methoden von Professionellen (z.B. soziokulturellen AnimatorInnen) stehen zur Verfügung. (Bestimmte) BürgerInnen werden selbst vermehrt aktiv, sind zunehmend partizipationskompetent, beteiligen sich, erwarten aber auch möglichst sofortige Wirkung auf ihr Tun hin.
Für die soziokulturelle Animation besteht die Gefahr, dass die Vermittlungsfunktion vorschnell oder zu einseitig instrumentell wahrgenommen und ausgefüllt wird. Was für Fragen und Anliegen für welche Bevölkerungsgruppen welche Relevanz haben, wie sie sich artikulieren können oder eben gerade nicht, droht in der Logik des Systems unterzugehen, das nach lösbaren Problemen Ausschau hält, bzw. mehrdeutige Spannungskonstellationen auf vorzeig- und lösbare Problemdesigns zu reduzieren sucht. Bereits taucht denn auch der paradoxe Begriff der "verordneten Zivilgesellschaft" auf. Spätestens an diesem Punkt muss sich die soziokulturelle Animation auch fragen, inwiefern sie einen Beitrag dazu leistet, dass sich bisherige gesellschaftliche Ein- und Ausschlussmechanismen, Marginalisierungsprozesse und soziale Isolation gewissermassen auf höherem Niveau restrukturieren und sich der aktive Teil der Zivilgesellschaft immunisierter gegen Anfechtungen erweist, die von "unten" kommen, von Menschen, die bei diesen Vorgaben eben nach wie vor oder erst recht nicht mithalten können (vgl. dazu Olk 2005).
Um nicht missverstanden werden: die Errungenschaften der Zivilgesellschaft und die Bereitschaft des Staates, sich vermehrt auf Auseinandersetzungen mit den BürgerInnen einzulassen sind von grundsätzlicher Bedeutung und dürfen nicht preisgegeben werden. Gleichzeitig muss sich die soziokulturelle Animation aber der Auseinandersetzung stellen, wie sie ihre intermediäre Funktion noch grundsätzlicher überdenken und in den Dienst der Förderung transformativer Prozesse unter Berücksichtigung und Einbezug aller Bevölkerungsgruppen stellen kann.
2.2. Soziokulturelle Animation in Übergangsräumen
Gillet, ein Wortführer der soziokulturellen Animation in Frankreich, unterscheidet drei zentrale Animationsfunktionen: eine Aufklärungs-, eine Produktions- und eine Mediationsfunktion (Gillet 1998, S. 203ff). Die letztgenannte Mediationsperspektive unterteilt er wiederum in zwei Vorgehensweisen:
Beim Transaktions-Vorgehen findet ein Aushandlungs- und Austauschprozess zwischen Akteuren statt, deren mobilisierbare Machtressourcen zumindest eine gewisse Balance oder Parität erwarten lassen. Die Rolle des Animators bestünde dann vorwiegend in derjenigen des fachlichen Beraters, "das heisst desjenigen, der die Bewusstwerdung einer kollektiven Identität unterstützt, einer Gemeinsamkeit der Interessen, der Notwendigkeit der Ausarbeitung von Projekten zur Beeinflussung der Wirklichkeit, indem er den Gruppen ermöglicht, die Anliegen, die Bedingungen, die Hindernisse, die Ansatzpunkte, Verbündete und Gegner zu erkennen" (Gillet 1998, S. 208).
Das andere Vorgehen besteht darin, Räume und Zeiten zu öffnen und sicherzustellen, in denen überhaupt erst Forderungen von einzelnen Gruppen entstehen können, Akteure genügend Anerkennung erlangen, ihre Präsenz wahrgenommen und anerkannt wird, damit sie "am Tisch der Transaktionen" zugelassen werden. Hier ist es nach Gillet die Aufgabe des Animators,
"nachdem er zur Beziehung aufgefordert oder die Begegnung provoziert hat, es den betreffenden Akteuren zu ermöglichen, "in konflikthaften und nichtkonflikthaften Situationen (eine) Rolle zu spielen, sich der Rollen, die jeder andere spielt bewusst zu werden und sich mit ihnen in einer Verhandlungsperspektive auseinanderzusetzen" (Gillet 1998, S.208).
Zu Recht betont Gillet im weiteren, dass es sich in beiden Fällen um Veränderungsprozesse handelt (Animation als Veränderungshandeln), bei denen sich Gleichgewichte auflösen und neue entstehen; Beziehungen müssen neu erfunden und strukturiert werden. Dies alles erfordert einerseits Zeit, bzw. ein Verständnis der zeitlichen Dimension von Veränderungshandeln, wie auch andererseits - die Fähigkeit, den Stellenwert räumlicher Übergänge in ihrer grundlegenden Bedeutung zu verstehen. Als AnimatorInnen müssen sie aber auch in der Lage sein, Übergangsräume selbst zu schaffen, geeignete Räume zu entdecken und sie angemessen einzurichten.
Solche intermediären Räume können physischer Natur sein (der Jugendtreffpunkt, das Gemeinschaftszentrum, der Spielplatz, die Fussballwiese, usw.), oft sind es auch interaktive Räume zwischen realen Personen, zwischen Personen und Institutionen, es können aber auch imaginäre Räume sein, Räume der Phantasien, der Wünsche, der Befürchtungen, der Kreativität, usw., schliesslich werden in diesen Räumen auch gesellschaftliche Konstellationen, Machtverhältnisse, Ein- und Ausschlussmechanismen, usw. vermittelt.
Es sind ganz grundlegende Prozesse und Mechanismen, die in diesen intermediären Räumen stattfinden (können) vorausgesetzt, sie werden in ihrer Bedeutung erkannt und weder durch allzu eifriges animatorisches Tun zugeschüttet noch aufgrund von Unwissenheit oder Unachtsamkeit als Chancen und Handlungsmöglichkeiten von Seiten des Animators ignoriert oder vertan.
Worin bestehen die Qualität und Bedeutung dieser Räume? Wiederum ist es der sorgfältigen Arbeit von Gillet zu verdanken, dass das Konzept des transitionalen Raumes in Anlehnung an das Konzept der Übergangsobjekte, bzw. Übergangsphänomene von D.W. Winnicott in die Diskussion um die soziokulturelle Animation eingeführt wurde (S.209ff). Es ist hier nicht der Raum und Ort, die in diesem Zusammenhang zentralen Begriffe des Spielens, der Kreativität und der Kultur in Verbindung mit dem Sozialen herauszuarbeiten. Verwiesen sei an dieser Stelle auf den ausführlicheren Artikel des Autors in der Zeitschrift Freie Assoziationen.
Ein kurzer Hinweis soll an dieser Stelle aber noch der Bedeutung der Gruppe als intermediärer Instanz und Handlungsort par excellence der soziokulturellen Animation gegeben werden. Gruppen stellen eine soziale Formation dar, die irgendwo zwischen dem Individuum einerseits und der Gesellschaft oder gesellschaftlich strukturierten Institutionen und Organisationen stehen. In diesem Zwischenbereich eröffnen sich ganz bestimmte kollektive Handlungsräume mit enormem kreativem Potential, das sich wiederum vorzugsweise in Form von zeitlich begrenzten, partizipativ ausgerichteten Projekten entfalten kann. Denn die Gruppe als Übergangsbereich zwischen dem Einzelnen und den Institutionen oder Organisationen der Gesellschaft eignet sich in hervorragender Weise, gesellschaftliche Probleme wahrzunehmen, sichtbar zu machen und im besten Fall auch einen Beitrag zu mehr (gesellschaftlicher) Integration zu leisten. Sie eignet sich aber auch als Ort, wo es dem Einzelnen möglich ist, seinen Wünschen, Befürchtungen, Hoffnungen, usw. Raum und Resonanz zu geben.
Die Chance der soziokulturellen Animation könnte nun gerade darin liegen, in der Arbeit mit Gruppen einen Raum zu öffnen, der zwischen dem Individuellen und dem Institutionellen liegt; der es möglich macht, Veränderungen und die damit verbundenen Schwierigkeiten, Ambivalenzen und Verunsicherungen, Hoffnungen und Wünsche überhaupt einmal denken und wahrnehmen zu können.
Literatur:
Castells Manuel (2001): Das Informationszeitalter I. Die Netzwerkgesellschaft. Opladen (Leske & Budrich).
Gillet Jean Claude (1998): Animation. Der Sinn der Aktion. Luzern (Verlag für Soziales und Kulturelles).
Hongler Hanspeter (2007): Soziokulturelle Animation: Handeln in Übergangsräumen. Freie Assoziationen 10/1 (Verlag Psychosozial), S. 59-79.
Hongler Hanspeter, Willener Alex (1998): Die Projektmethode in der soziokulturellen Animation. Luzern (Verlag für Soziales und Kulturelles).
Olk Thomas (2005): Die Soziale Arbeit und die Krise der Zivilgesellschaft. Neue Praxis 3/2005,
S. 223 -230.
Moser Heinz, Müller Emanuel, Wettstein Heinz, Willener Alex (1999): Soziokulturelle Animation. Luzern (Verlag für Soziales und Kulturelles).
Spierts Marcel (1998). Balancieren und Stimulieren. Methodisches Handeln in der soziokulturellen Arbeit. Luzern (Verlag für Soziales und Kulturelles).
Winnicott Donald W. (1973): Vom Spiel zur Kreativität. Stuttgart (Klett), (Orig.: "Playing and Reality" 1971)
Zinnecker Jürgen (2001): Stadtkids. Kinderleben zwischen Strasse und Schule. Weinheim (Juventa)
Angaben zur Person:
Prof. Hanspeter Hongler
Aus- und Fortbildung
Studium in Zürich und Amsterdam: Pädagogik, Sozialpsychologie und Philosophie (Lic.phil.I)
Höheres Lehramt Universität Zürich
Gruppentrainer nach dem Konzept der "Operativen Gruppe"
Berufliche Meilensteine
1980-83 Jugendberater der Stadt Schlieren
1984-86 Allgemeinbildende Fächer, Berufsschule der Stadt Zürich
1986-89 Leiter interne Berufsschule der Arbeitserziehungsanstalt Arxhof (BL)
1989-00 Leitung Höhere Fachschule für soziokulturelle Animation Zürich
2002-06 Leiter Abteilung Berufsbegleitende Ausbildung der HSSAZ
2000- Dozent und Projektleiter an der ZHAW, Departement Soziale Arbeit
Spezialkenntnisse / Forschungsschwerpunkte
- Politische Philosophie, Politik
- Community development
- Soziokulturelle Animation/Gemeinwesenarbeit
- Dissozialität, Jugenddelinquenz
- Jugendarbeit; Jugendkulturarbeit
- Interkulturelle Koexistenz
- Gruppentheorie und -prozesse
- Coaching und Supervision
- Grossgruppenmoderation
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