14.01.2013

Themenreihe Controlling

Buchdetails

Controlling im Kulturmanagement: Eine Einführung
von Petra Schneidewind
Verlag: VS Verlag
Seiten: 128
 

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Autor*in

Markus Lutz
ist Verwaltungsdirektor und stellvertretender Intendant der Dresdner Musikfestspiele.
Buchrezension

Controlling im Kulturmanagement. Eine Einführung

"Seit über 20 Jahren wird über die Anwendung der Controllingfunktion in Kulturbetrieben diskutiert und dazu experimentiert. Das hat zu einem breitgefächerten Spektrum an Erfahrungen geführt, die eine Grundlage dieses Buches sind", schreibt die Autorin Dr. Petra Schneidewind als Einleitung in ihr Werk.

Themenreihe Controlling

 
Eine, die in den letzten Jahren zu dieser Diskussion maßgeblich beigetragen und sich in Forschung und Lehre am Institut für Kulturmanagement in Ludwigsburg sowie als Beraterin für die Einführung und Fortentwicklung des Controllings im Kulturmanagement verdient gemacht hat, ist die Autorin selbst. In zahlreichen Publikationen und Beiträgen (vgl. exemplarisch Schneidewind, Petra (2000): Entwicklung eines Theater-Management-Informationssystems, Frankfurt am Main und Schneidewind, Petra (2006): Betriebswirtschaft für das Kulturmanagement, Bielefeld) hat Schneidewind dessen Selbstverständnis, seine Notwendigkeit sowie die Anwendungsmöglichkeiten und die dabei zu beachtenden Besonderheiten im Kulturbetrieb verdeutlicht. Stets unter dem Anspruch, realisierbare und praxisnahe Problemlösungen für einen zukunftsfähigen Kulturbetrieb aufzuzeigen und gleichermaßen Studierenden, Lehrenden und Praktikern Zugänge zu diesem vor allem in der Anfangsphase des Kulturmanagements seitens einiger Kulturschaffender immer wieder in Frage gestellten betriebswirtschaftlichen Führungsinstrument zu erschließen.
 
In ihrem nun unlängst in der von Prof. Dr. Andrea Hausmann herausgegebenen Reihe Kunst- und Kulturmanagement erschienenen Einführungswerk sollen laut der Autorin theoretisches Know-how des Controllings in kleinen Schritten und zugeschnitten auf Kulturbetriebe kompakt zusammengestellt und an vielen Stellen praktische Erfahrungen aus unterschiedlichen Kulturbetrieben fruchtbar gemacht werden, um so die theoretischen Ausführungen mit entsprechenden Kommentaren und Beispielen aus der Praxis zu bereichern (Kapitel 1). Die Fragestellung Welche Vorteile bringt uns der Einsatz von Controlling, wenn man gleichzeitig einen hohen Ressourceneinsatz für die Implementierung vor sich sieht? stellt die Autorin dabei als Leitmotiv ihres Buches voran.

Kapitel

Die 151 Seiten umfassende Publikation gliedert sich in sieben Kapitel, die für den Leser klar und nachvollziehbar aufgebaut sind. Ausgehend von einem prozessorientierten Begriffsverständnis des Controllings und seinen Charakteristika werden zuvorderst die Aufgaben und Funktionen, die hinter diesem betriebswirtschaftlichen Instrument stecken, herausgestellt und anschließend in Anlehnung an die von Horváth und Partner entwickelte Controllingkonzeption (vgl. hierzu Horváth&Partners (2009): Das Controllingkonzept. Der Weg zu einem wirkungsvollen Controllingsystem, 7. Auflage, München) die konkreten Schritte zum Aufbau eines kulturbetriebsspezifischen Controllingsystems anschaulich skizziert (Kapitel 2). Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der Beschreibung des Rechnungswesens, welches laut Schneidewind die Basis bzw. die Informationsgrundlage des Controllings bildet (Kapitel 3). Hierbei werden die unterschiedlichen Begriffspaare des Rechnungswesens, dessen Bedeutung und Rolle, seine Aufgaben und Funktionen sowie seine Gliederung und die Zusammenhänge im Gesamtsystem verständlich herausgestellt. Aufgrund ihrer wichtigen Bedeutung als Informationslieferant im Controlling ist der Kosten- und Leistungsrechnung im Buch eine umfangreiche Darstellung gewidmet. Diese reicht von der Skizzierung ihrer Ziele, Aufgaben und Funktionen, über die Beschreibung ihres dreistufigen Aufbaus in eine Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung, bis hin zur Darstellung der Vollkostenrechnung und ausgewählter Verfahren der Teilkostenrechnung (einfache Deckungsbeitragsrechnung, stufenweise Fixkostendeckungsrechnung, Deckungsbeitragsrechnung auf Basis relativer Einzelkosten) sowie die Diskussion von deren praktischen Sinnhaftigkeit und der Anwendungsmöglichkeiten für Kulturbetriebe. Entsprechend der ganzheitlichen Ausrichtung des Controllingkonzeptes werden von der Autorin anschließend weitere Datenquellen (Besucher-, Personal- und Liquiditätsinformationen) für das Managementinformationssystem vorgestellt und ihr Zusammenspiel mit den Informationen aus der Kosten- und Leistungsrechnung verdeutlicht.
 
Das Ergebnis des Controllingprozesses stellt für Schneidewind der Controllingbericht bzw. das interne Berichtwesen dar, in dem sämtliche gewonnenen Daten zusammenkommen und das in der Verantwortung für die optimale Informationsversorgung aller Entscheidungsträger im Kulturbetrieb steht (Kapitel 4). Anschaulich beschreibt die Autorin hierbei die Aufgaben und Zwecke des Berichtwesens sowie dessen mögliche Inhalte bzw. einzelne Bausteine und die Berichtgestaltung anhand unterschiedlicher Varianten von Controllingberichten. Von Controllern wird laut Schneidewind immer auch Methodenkompetenz gefordert, d. h. sie müssen über Methodenwissen bzgl. operativer und strategischer Controllinginstrumente verfügen, die für spezielle Fragestellungen zum Einsatz kommen können.
 
Einige ausgewählte operative (ABC-Analyse, Break-Even-Analyse, kurzfristige Erfolgsrechnung, Verkaufsgebietsanalyse) und strategische (SWOT-Analyse, Portfolioanalyse, Lebenszyklusanalyse, Qualitätsmanagement) Instrumente werden von der Autorin in Kapitel 5 überblicksartig und mit dem besonderen Blick auf den Einsatz im Kulturbetrieb vorgestellt. Im Fokus der weiteren Ausführungen steht die Darstellung eines Managementinstruments, das sowohl die operative als auch die strategische Ebene miteinander verbindet und deren Hauptaufgabe darin besteht Strategien zu realisieren: die Balanced Scorecard (BSC). Hierbei beschreibt die Autorin nachvollziehbar die wesentlichen Eigenschaften des Instruments, seine Intentionen und Grundgedanken, dessen Aufbau/ Funktion, das Grundschemata mit den vier charakteristischen Perspektiven sowie die einzelnen Einführungs- bzw. Implementierungsschritte. Abschließend listet die Autorin überzeugende Argumente für einen Einsatz dieses Instruments im Kulturbetrieb auf und verdeutlicht beispielhaft die Perspektiven einer Museums-Balanced-Scorcard anhand der Dissertation von Sabine Hirschle "Entwurf eines Controllingsystems für Museen".
 
Am Ende des Buchs werden eine Reihe von Tipps zur Einführung und Weiterentwicklung von Controlling im Kulturbetrieb zusammengetragen (Kapitel 6), und Literaturtipps und Serviceadressen angeführt (Kapitel 7).
 
Hervorzuheben sind die konkreten Beispiele, Erfahrungen und Empfehlungen aus der Kulturmanagementpraxis, welche die theoretischen Ausführungen praxisnah veranschaulichen. So finden sich im Buch an verschiedenen Stellen Praktikerbeiträge von Prof. Dirk Böndel (Stiftung Technikmuseum Berlin), Willi Friedmann und Tom Schößler (Theaterhaus Stuttgart), Dr. Robert Knappe (Berlinische Galerie), Roman Passarge (Hamburger Kunsthalle), Christiane Pitz (Bayerische Staatsoper München) und Max Wagner (Stuttgarter Kammerorchester). Hierbei werden die Vorteile eines Controlling, die Erfahrungen bei sowie der Prozess der Einführung eines Controlling und Rechnungswesen, der Aufbau und die Anwendungs-möglichkeiten einer Kosten- und Leistungsrechnung und eines betriebsspezifischen Controllingsystems sowie die Bestandteile eines individuell entwickelten Berichtwesens gewinnbringend thematisiert. An manchen Stellen wäre allerdings eine etwas noch ausführlichere Darstellung interessant gewesen. Darüber hinaus wünscht man sich als Leser auch Praktikerbeiträge aus weiteren Kulturbereichen (z. B. aus Musik-, Jugendkunst- und Volkshochschulen, Bibliotheken, Kulturverbänden/-vereinen oder Rundfunkanstalten) bzgl. der bestehenden Erfahrungen mit der Controllingfunktion.

Fazit

Für einen kompakten Überblick zum Controlling im Kulturmanagement ist dieses verständlich geschriebene Einführungsbuch sehr gut geeignet. Die praktischen Kommentare und Beispiele aus unterschiedlichen Kulturbetrieben bereichern die theoretischen Ausführungen und bieten dem Leser Erfahrungen und Anregungen zur Nachahmung in der eigenen Institution. Wer allerdings nicht das erste Mal mit der Thematik auf Tuchfühlung geht und sich eingehender mit dem Thema Controlling und dessen Implementierung beschäftigen möchte, wird zu weiteren Fachbüchern greifen müssen. Das scheint auch der Autorin bewusst zu sein, die ihr Buch mit Angaben zu weiterführender betriebswirtschaftlicher und kulturmanagerialer Literatur sowie ausgewählten Serviceadressen abschließt. Der Autorin bleibt zu wünschen, dass diese Einführungspublikation dazu beiträgt, auch weitere Kulturschaffende von den Vorteilen des Controllings zu überzeugen und sich dieses schnellstmöglich in den Kulturbetrieben etabliert. Vielleicht gelingt es dann, so die im Buch von Petra Schneidewind geäußerte Hoffnung, die angefangene Geschichte des Controllings in Kulturbetrieben noch zu einer Erfolgsstory werden zu lassen.
 

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