25.07.2019
Buchdetails
Cultural Entrepreneurship: Die Besonderheiten des Gründungsverlaufes - eine Interviewstudie in der Kultur- und Kreativwirtschaft
von Anne Heinze
Verlag: transcript Verlag
Seiten: 388
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Autor*in
Cindy Bleser
studierte u.a. Kunstgeschichte und Kulturmanagement in Trier, Paris und Hamburg. Sie hat in diversen Museen als freie Mitarbeiterin in der Kunstvermittlung und als Journalistin gearbeitet und liebt es, andere für neue Kulturprojekte zu begeistern. Zurzeit ist sie in der Kulturkommunikation tätig.
Buchrezension
Cultural Entrepreneurship
Cultural Entrepreneurs gelten in der Kultur- und Kreativwirtschaft als Hoffnungsträger für Erneuerungen und Innovation. Trotz der großen praktischen Relevanz und dem gestiegenen Forschungsinteresse mangelt es jedoch an einheitlichen Begrifflichkeiten. Diesem Problem nimmt sich Anne Heinze in "Cultural Entrepreneurship" ausführlich an.
Aktueller Forschungsstand
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Cultural Entrepreneurship ist noch recht jung. Die Dissertationsschrift der Autorin, 2018 im transcript Verlag erschienen, befasst sich daher zunächst mit der Forschungsfrage: "Wie ist der Stand der Forschung und wie wird der Begriff Cultural Entrepreneurship aktuell ausgelegt?"
Heinze erstellt in diesem Zusammenhang im zweiten Kapitel eine ausführliche Literaturbestandsaufnahme von bislang zum Thema erschienenen Forschungsarbeiten in den drei Disziplinen Kulturmanagement, Arbeits- und Industriesoziologie sowie Entrepreneurship. Sie stellt fest, dass es in der Forschung ein weit gefasstes Verständnis von Entrepreneurship gibt, das sehr viele Arten der Selbstständigkeit umfasst, aber in der Praxis die Auflagen bei Gründerförderungsprogrammen sehr eng gefasst sind. Aktuelle Förderprogramm werden kaum den spezifischen Bedürfnissen von Cultural Entrepreneurs gerecht, da sie sich vor allem auf innovative Unternehmensgründungen mit Wachstumspotenzial beziehen und anderen Formen des Unternehmertums nicht gerecht werden.
Definition von "Cultural Entrepreneurship"
Um ein systematisches Begriffsverständnis von Cultural Entrepreneurship zu entwickeln, ordnet Heinze das Forschungsfeld zunächst dem privatwirtschaftlichen Kulturbereich, der Kultur- und Kreativwirtschaft zu. Dabei unterscheidet die Autorin im dritten Kapitel die freiberufliche von der gewerblichen Tätigkeit. In der Kultur- und Kreativwirtschaft ist besonders der Existenzgründer verbreitet, was auch durch den sehr hohen Anteil an Einzelunternehmen in der Branche deutlich wird. Die Aktivitäten eines Existenzgründers dienen dabei vorrangig der Sicherung des eigenen Lebensunterhalts. Unternehmensgründungen sind hingegen von der eigentlichen Gründerperson unabhängig. Somit sind in der Regel unbegrenzte Wachstums- und Beschäftigungspotenziale möglich.
Für das Entrepreneurship ist dagegen der Aspekt der Innovation charakteristisch. Der Gründer verfolgt mit einer innovativen Geschäftsidee eine Wachstumsabsicht und gegebenenfalls auch eine Exitstrategie. Dabei gilt: Je innovativer die Idee, umso stärker verdrängt ein Unternehmen weniger innovative Wettbewerber vom Markt. Während Existenz- und Unternehmensgründer ihr Unternehmen als Lebensaufgabe ansehen, stellen Entrepreneurs außerdem nach der Gründungsphase entweder einen Geschäftsführer ein oder verkaufen ihre Anteile, um sich ganz aus dem Unternehmen zurückzuziehen.
Basierend auf diesen Kriterien, definiert die Autorin den übergeordneten Begriff "Cultural Entrepreneurship" für sich folgendermaßen: Er bezeichnet eine selbständige Erwerbstätigkeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft, die mit einem innovativen Geschäftsmodell, eine nachhaltige Verbesserung in den Bereichen Produktion, Marketing, Vertrieb, Unternehmensorganisation sowie im gesellschaftlichen Umfeld des Unternehmens herbeiführt. Das Unternehmen ist dabei nicht an eine dauerhaft omnipräsente Gründerperson gebunden, wobei sowohl Solo- als auch Teamgründungen möglich sind. Diese Abgrenzungskriterien sind dabei maßgeblich für die empirische Untersuchung des Gründungsverlaufs im letzten Kapitel.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Cultural Entrepreneurship ist noch recht jung. Die Dissertationsschrift der Autorin, 2018 im transcript Verlag erschienen, befasst sich daher zunächst mit der Forschungsfrage: "Wie ist der Stand der Forschung und wie wird der Begriff Cultural Entrepreneurship aktuell ausgelegt?"
Heinze erstellt in diesem Zusammenhang im zweiten Kapitel eine ausführliche Literaturbestandsaufnahme von bislang zum Thema erschienenen Forschungsarbeiten in den drei Disziplinen Kulturmanagement, Arbeits- und Industriesoziologie sowie Entrepreneurship. Sie stellt fest, dass es in der Forschung ein weit gefasstes Verständnis von Entrepreneurship gibt, das sehr viele Arten der Selbstständigkeit umfasst, aber in der Praxis die Auflagen bei Gründerförderungsprogrammen sehr eng gefasst sind. Aktuelle Förderprogramm werden kaum den spezifischen Bedürfnissen von Cultural Entrepreneurs gerecht, da sie sich vor allem auf innovative Unternehmensgründungen mit Wachstumspotenzial beziehen und anderen Formen des Unternehmertums nicht gerecht werden.
Definition von "Cultural Entrepreneurship"
Um ein systematisches Begriffsverständnis von Cultural Entrepreneurship zu entwickeln, ordnet Heinze das Forschungsfeld zunächst dem privatwirtschaftlichen Kulturbereich, der Kultur- und Kreativwirtschaft zu. Dabei unterscheidet die Autorin im dritten Kapitel die freiberufliche von der gewerblichen Tätigkeit. In der Kultur- und Kreativwirtschaft ist besonders der Existenzgründer verbreitet, was auch durch den sehr hohen Anteil an Einzelunternehmen in der Branche deutlich wird. Die Aktivitäten eines Existenzgründers dienen dabei vorrangig der Sicherung des eigenen Lebensunterhalts. Unternehmensgründungen sind hingegen von der eigentlichen Gründerperson unabhängig. Somit sind in der Regel unbegrenzte Wachstums- und Beschäftigungspotenziale möglich.
Für das Entrepreneurship ist dagegen der Aspekt der Innovation charakteristisch. Der Gründer verfolgt mit einer innovativen Geschäftsidee eine Wachstumsabsicht und gegebenenfalls auch eine Exitstrategie. Dabei gilt: Je innovativer die Idee, umso stärker verdrängt ein Unternehmen weniger innovative Wettbewerber vom Markt. Während Existenz- und Unternehmensgründer ihr Unternehmen als Lebensaufgabe ansehen, stellen Entrepreneurs außerdem nach der Gründungsphase entweder einen Geschäftsführer ein oder verkaufen ihre Anteile, um sich ganz aus dem Unternehmen zurückzuziehen.
Basierend auf diesen Kriterien, definiert die Autorin den übergeordneten Begriff "Cultural Entrepreneurship" für sich folgendermaßen: Er bezeichnet eine selbständige Erwerbstätigkeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft, die mit einem innovativen Geschäftsmodell, eine nachhaltige Verbesserung in den Bereichen Produktion, Marketing, Vertrieb, Unternehmensorganisation sowie im gesellschaftlichen Umfeld des Unternehmens herbeiführt. Das Unternehmen ist dabei nicht an eine dauerhaft omnipräsente Gründerperson gebunden, wobei sowohl Solo- als auch Teamgründungen möglich sind. Diese Abgrenzungskriterien sind dabei maßgeblich für die empirische Untersuchung des Gründungsverlaufs im letzten Kapitel.
Der Verlauf im Gründungsprozess von Kreativunternehmen
Die letzten beiden Kapitel beziehen sich auf die zweite Forschungsfrage: "Was unterscheidet Cultural Entrepreneurs von anderen selbstständig Erwerbstätigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bezug auf den Gründungsprozess?" Das vierte Kapitel untersucht dazu den Gründungsprozess von Entrepreneurs in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Dabei erarbeitet die Autorin ein theoretisches Modell der Bestandteile des Gründungsprozesses, gegliedert in Vorgründungs-, Gründungs- und Nachgründungsphase. Bei Cultural Entrepreneurs existieren noch große Erkenntnislücken im Hinblick auf die Entwicklung von Ideen, die in Anspruch genommene Beratung, die gewählte Rechtsform, Marketing sowie Herausforderungen und Zielsetzung. Deswegen folgt im letzten Kapitel eine ausführliche Interviewstudie des Gründungsverlaufs in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Diese setzt sich zusammen aus 32 qualitativen Interviews mit Gründern aus Bereichen wie Design, Musik, Architektur, bildende Kunst sowie Software- und Gaming-Industrie. In der abschließenden Ergebnisauswertung stellt Heinze Gemeinsamkeiten und Unterschiede der selbstständig tätigen Akteure in der Kultur- und Kreativwirtschaft heraus und erarbeitet ein ausführliches Porträt des Cultural Entrepreneurs.
Fazit
Ausgehend von der Feststellung, dass es in der Forschung keine klare Abgrenzung zu anderen Formen der Selbstständigkeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft gibt, setzt sich Anne Heinze ausführlich mit dem Begriff Cultural Entrepreneurship auseinander und überträgt allgemeine, betriebswirtschaftliche Erkenntnisse auf Kreativunternehmen. Sie plädiert dafür, die Kreativunternehmen nicht rein privatwirtschaftlich und als losgelöst von der öffentlichen Kultursektor zu betrachten. Aktivitäten in Forschung und Kulturpolitik sollten vielmehr interdisziplinär gestaltet werden.
Diese Entwicklungen im Text bauen logisch aufeinander auf. Eigens erstellte Tabellen fassen Erkenntnisse dazu übersichtlich zusammen und ermöglichen auf einen Blick Vergleiche. Allerdings ist es kein Text, in den man einfach reinliest. Die Gliederung funktioniert so, dass ein Kapitel auf dem anderen aufbaut und man verschiedene Begriffserklärungen und Typisierungen verstehen muss, um zu begreifen, in welchem Rahmen man sich später im Text bewegt.
Für Wissenschaftler aus den Disziplinen Kulturmanagement, Arbeits- und Industriesoziologie sowie Entrepreneurship leistet die Arbeit einen wesentlichen Beitrag, indem sie aktuelle Entwicklungen aufgreift und den Begriff von "Cultural Entrepreneurship" klarer definiert. Darauf kann für die weitere Erforschung des Themenfeldes aufgebaut werden. Außerdem gibt Heinze Anregungen für die weitere Förderung von Gründern in der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Trotz der Interviewstudie vermag es die Autorin jedoch nicht, das theoretische Feld hinter sich zu lassen. Bereits in den vorangehenden, theoretischen Kapiteln hat sie eine Definition von Cultural Entrepreneurship gegeben, die sich nachher mit ihren Ergebnissen aus der empirischen Studie deckt. Damit untermauert sie zwar ihre Definition, insgesamt wiederholen sich dadurch aber viele Inhalte. Auch bietet das Buch Interessierten mit Gründungsabsichten keine konkrete Handreiche für die Kulturpraxis. Das ist zwar nicht das selbsterklärte Ziel der Arbeit, aber von einem Buch, das auf dem Cover vorgibt, den Gründungsverlauf in der Kultur- und Kreativwirtschaft genau zu untersuchen, erwarten sich Leser wohl zumindest ein paar Handlungsempfehlungen für die Umsetzung eigener Gründungsideen.
Die letzten beiden Kapitel beziehen sich auf die zweite Forschungsfrage: "Was unterscheidet Cultural Entrepreneurs von anderen selbstständig Erwerbstätigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bezug auf den Gründungsprozess?" Das vierte Kapitel untersucht dazu den Gründungsprozess von Entrepreneurs in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Dabei erarbeitet die Autorin ein theoretisches Modell der Bestandteile des Gründungsprozesses, gegliedert in Vorgründungs-, Gründungs- und Nachgründungsphase. Bei Cultural Entrepreneurs existieren noch große Erkenntnislücken im Hinblick auf die Entwicklung von Ideen, die in Anspruch genommene Beratung, die gewählte Rechtsform, Marketing sowie Herausforderungen und Zielsetzung. Deswegen folgt im letzten Kapitel eine ausführliche Interviewstudie des Gründungsverlaufs in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Diese setzt sich zusammen aus 32 qualitativen Interviews mit Gründern aus Bereichen wie Design, Musik, Architektur, bildende Kunst sowie Software- und Gaming-Industrie. In der abschließenden Ergebnisauswertung stellt Heinze Gemeinsamkeiten und Unterschiede der selbstständig tätigen Akteure in der Kultur- und Kreativwirtschaft heraus und erarbeitet ein ausführliches Porträt des Cultural Entrepreneurs.
Fazit
Ausgehend von der Feststellung, dass es in der Forschung keine klare Abgrenzung zu anderen Formen der Selbstständigkeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft gibt, setzt sich Anne Heinze ausführlich mit dem Begriff Cultural Entrepreneurship auseinander und überträgt allgemeine, betriebswirtschaftliche Erkenntnisse auf Kreativunternehmen. Sie plädiert dafür, die Kreativunternehmen nicht rein privatwirtschaftlich und als losgelöst von der öffentlichen Kultursektor zu betrachten. Aktivitäten in Forschung und Kulturpolitik sollten vielmehr interdisziplinär gestaltet werden.
Diese Entwicklungen im Text bauen logisch aufeinander auf. Eigens erstellte Tabellen fassen Erkenntnisse dazu übersichtlich zusammen und ermöglichen auf einen Blick Vergleiche. Allerdings ist es kein Text, in den man einfach reinliest. Die Gliederung funktioniert so, dass ein Kapitel auf dem anderen aufbaut und man verschiedene Begriffserklärungen und Typisierungen verstehen muss, um zu begreifen, in welchem Rahmen man sich später im Text bewegt.
Für Wissenschaftler aus den Disziplinen Kulturmanagement, Arbeits- und Industriesoziologie sowie Entrepreneurship leistet die Arbeit einen wesentlichen Beitrag, indem sie aktuelle Entwicklungen aufgreift und den Begriff von "Cultural Entrepreneurship" klarer definiert. Darauf kann für die weitere Erforschung des Themenfeldes aufgebaut werden. Außerdem gibt Heinze Anregungen für die weitere Förderung von Gründern in der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Trotz der Interviewstudie vermag es die Autorin jedoch nicht, das theoretische Feld hinter sich zu lassen. Bereits in den vorangehenden, theoretischen Kapiteln hat sie eine Definition von Cultural Entrepreneurship gegeben, die sich nachher mit ihren Ergebnissen aus der empirischen Studie deckt. Damit untermauert sie zwar ihre Definition, insgesamt wiederholen sich dadurch aber viele Inhalte. Auch bietet das Buch Interessierten mit Gründungsabsichten keine konkrete Handreiche für die Kulturpraxis. Das ist zwar nicht das selbsterklärte Ziel der Arbeit, aber von einem Buch, das auf dem Cover vorgibt, den Gründungsverlauf in der Kultur- und Kreativwirtschaft genau zu untersuchen, erwarten sich Leser wohl zumindest ein paar Handlungsempfehlungen für die Umsetzung eigener Gründungsideen.
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