13.10.2017
Buchdetails
Survival Kit für Künstlerinnen und Publizisten
von Stefan Kuntz
Verlag: Künstlerrat
Seiten: 224
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Autor*in
Heiderose Gerberding
studiert Kultur- und Medienmanagement am Institut für Kultur- und Medienmanagement Hamburg. Hauptberuflich arbeitet sie in der Bibliothek der Musikhochschule Lübeck, freiberuflich ist sie als Fotografin, Kirchenmusikerin für Popularmusik und Norwegisch-Dozentin tätig.
Buchrezension
Survival Kit für Künstlerinnen und Publizisten
Rechtsformen, Steuern, KSK und GEMA. Diese Themen gehen Künstler, Kreative und freie Kulturschaffende oft nur ungern an. Dabei sind sie ein zentraler Bestandteil ihrer Arbeitswelt. Mit seinem Survival Kit bringt Stefan Kuntz Licht in den Behördendschungel und erklärt Künstlern und Kulturmanagern gleichermaßen die wichtigsten Herausforderungen anhand zahlreicher Beispiele.
Der Werkzeugkoffer
Kuntz versteht seinen Band als Werkzeugkoffer, aus dem sich der informationssuchende Künstler (aber auch Kreative oder freie Kulturschaffende) das benötigte Tool heraussuchen kann. Kurzweilig und in lockerem Duktus beschreibt der Autor die Tücken und Hürden des Künstleralltags im Umgang mit Behörden. Dabei geht Kuntz sowohl auf den hauptberuflich arbeitenden Künstler als auch auf diverse nebenberufliche und ehrenamtliche Varianten ein. Da es sich bei der Printausgabe erklärtermaßen um die Basics handelt, eignet sich der Band mit 223 Seiten lediglich als Einführung für diejenigen, die am Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn stehen und wenig Erfahrungen im Umgang mit Finanzamt, KSK und GEMA mitbringen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit hat der Autor viele weiterführende Beispiele und vor allem konkrete Antrags- bzw. Vertragsvorlagen in die erweiterte Version Digital Plus verlagert, die der Rezensentin nicht vorlag.
Steuern, KSK, GEMA & Co.
Im deutschen Rechtsraum kann ein Künstler viel falsch machen, wenn er die entsprechenden Vorschriften nicht kennt bzw. berücksichtigt. Dies fängt bei der Wahl einer Rechtsform für die eigene Betätigung (Freischaffender, Solo-Künstler oder Ensemble?) an und hört bei der (verspäteten) Anmeldung bei der Künstlersozialkasse (KSK) (nicht) auf. Kuntz legt ausführlich die Bedingungen und Grenzen für verschiedene Rechtsformen oder den Sinn einer Anmeldung bei der KSK dar. Da er selbst viele Jahre dort tätig war, kann der Leser von seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz profitieren.
Einen ebenfalls umfangreichen Beitrag widmet der Autor dem Thema Steuern und Finanzamt angefangen von der Vorversteuerung geschätzter Einkommen bis zu Mehrwert- und Umsatzsteuer finden alle wichtigen Aspekte Erwähnung.
Kuntz geht des Weiteren in ersten Ansätzen auf das Thema Vertragsgestaltung ein, jedoch erfolgt hier häufig der Hinweis auf die kostenintensivere Version Digital Plus. Der vorliegende Band kommt an dieser Stelle schnell an seine Grenzen und reißt Themen oft nur an. So kommen beispielsweise Altersabsicherung und Krankenversicherung zwar zur Sprache, aufgrund der Kürze werden jedoch nur Anregungen zur Vertiefung an anderer Stelle gegeben.
Ein eigenes Kapitel widmet der Autor dem Künstler in der Rolle des Auftraggebers. Hier finden sich auch für Kulturmanager als Auftragnehmer von Künstlern wichtige Inhalte. Sie sollten die verschiedenen Beschäftigungsformen (Minijob, Praktika, freie Mitarbeiter, normale Angestellte etc.) sowie die Funktionsweisen etwa der KSK ebenfalls kennen, um die richtige Wahl im rechtlichen Umgang mit freien Mitarbeitern treffen zu können und ausbeutende oder rechtswidrige Arbeitsverhältnisse (Stichwort Scheinselbständigkeit) zu vermeiden.
Schließlich geht Kuntz auf das Urheberrecht ein und lässt in diesem Zusammenhang auch die Verwertungsgesellschaften nicht außen vor. Die Beispiele können an dieser Stelle nur exemplarisch wirken, da eine umfassende Behandlung sämtlicher künstlerischer Berufssparten aus Platzgründen nicht möglich wäre. Zugleich ist eine Übertragung der dargestellten Situation in vielen Fällen aufgrund der individuellen Zusammenhänge jedoch nicht möglich. Die Herausforderungen, vor die das Urheberrecht einen Komponisten stellt, lassen sich beispielsweise kaum auf die Situation eines Fotografen übertragen. Es bleibt im Zweifelsfall nur der Gang zur Rechtsberatung.
Abschließend widmet sich der Autor dem Thema Finanzierung, reißt aber auch hier viele Bereiche wie Sponsoring und Stiftungen nur an. Auch das für Künstler allgegenwärtige Problem der Honorarkalkulation und durchsetzung wird in gerade einmal drei lapidaren Sätzen abgehandelt und erneut mit einem Hinweis auf die erweiterte Digitalversion des Buches versehen. Die Printausgabe versagt an dieser Stelle nach Ansicht der Rezensentin.
Ergänzt sind die inhaltlichen Ausführungen um ein umfangreiches Stichwortverzeichnis, sodass der Band sich gut als Nachschlagewerk für aktuelle persönliche Fragestellungen eignet.
Fazit
Mit dem Untertitel Basics wird bereits auf dem Titelblatt deutlich, dass das Survival Kit zwar grundlegende Themen benennt, jedoch nicht erschöpfend behandelt. Zur Vertiefung muss die erweiterte Version konsultiert werden, vor allem um das Vertragsrecht anhand einzelner Vorlagen besser durchdringen und für die eigene Situation anwenden zu können. Denn trotz zahlreicher Beispiele ist diese Einführung nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Hindernisparcours für Künstler im deutschen Rechtsraum, ist doch gerade deren Beruf oft derart individuell, dass nicht jede mögliche Situation erfasst und beschrieben werden kann. So bleibt im Ernstfall der Gang zum Künstler- oder Rechtsberater nicht erspart.
Manche Beispiele verdeutlichen augenzwinkernd die gelegentliche Absurdität der deutschen Rechtsprechung. Würden beispielsweise für jedes Konzert in kleinen Kirchen aufwändig gestaltete Vertragsverhandlungen mit allen Beteiligten stattfinden, gäbe es aufgrund des unangemessenen Arbeitsaufwandes sicherlich deutlich weniger Konzerte. In jedem Punkt den Empfehlungen des Buches zu folgen, geschieht also auf eigene Verantwortung.
Der teils ironische Unterton, mit dem der Autor Sachverhalte und konkrete Beispiele darstellt, lässt gelegentlich eine gewisse Sachlichkeit vermissen und macht immer wieder seinen persönlichen Standpunkt deutlich. Dass der deutsche Rechtsraum nicht unbedingt künstlerfreundlich ist, dürfte jedoch allen Akteuren in der Kulturbranche bekannt sein.
Für einen ersten Überblick über die Vielfalt der Themen und Problematiken im Zusammenhang mit künstlerischen Tätigkeiten und vor allem für Berufsanfänger ist das Buch jedoch unbedingt zu empfehlen. Hilfreich sind vor allem die Anregungen zu finanzieller Absicherung und Vorsorge, die für Künstler aufgrund ihres niedrigen Einkommens oftmals ins Hintertreffen geraten. Insgesamt ist diese knappe Zusammenstellung zahlreicher praxisrelevanter Themen, denen Künstler und Kulturmanager im beruflichen Alltag begegnen, eine hilfreiche Übersicht und eine Anregung zur Vertiefung im Bedarfsfall.
Kuntz versteht seinen Band als Werkzeugkoffer, aus dem sich der informationssuchende Künstler (aber auch Kreative oder freie Kulturschaffende) das benötigte Tool heraussuchen kann. Kurzweilig und in lockerem Duktus beschreibt der Autor die Tücken und Hürden des Künstleralltags im Umgang mit Behörden. Dabei geht Kuntz sowohl auf den hauptberuflich arbeitenden Künstler als auch auf diverse nebenberufliche und ehrenamtliche Varianten ein. Da es sich bei der Printausgabe erklärtermaßen um die Basics handelt, eignet sich der Band mit 223 Seiten lediglich als Einführung für diejenigen, die am Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn stehen und wenig Erfahrungen im Umgang mit Finanzamt, KSK und GEMA mitbringen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit hat der Autor viele weiterführende Beispiele und vor allem konkrete Antrags- bzw. Vertragsvorlagen in die erweiterte Version Digital Plus verlagert, die der Rezensentin nicht vorlag.
Steuern, KSK, GEMA & Co.
Im deutschen Rechtsraum kann ein Künstler viel falsch machen, wenn er die entsprechenden Vorschriften nicht kennt bzw. berücksichtigt. Dies fängt bei der Wahl einer Rechtsform für die eigene Betätigung (Freischaffender, Solo-Künstler oder Ensemble?) an und hört bei der (verspäteten) Anmeldung bei der Künstlersozialkasse (KSK) (nicht) auf. Kuntz legt ausführlich die Bedingungen und Grenzen für verschiedene Rechtsformen oder den Sinn einer Anmeldung bei der KSK dar. Da er selbst viele Jahre dort tätig war, kann der Leser von seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz profitieren.
Einen ebenfalls umfangreichen Beitrag widmet der Autor dem Thema Steuern und Finanzamt angefangen von der Vorversteuerung geschätzter Einkommen bis zu Mehrwert- und Umsatzsteuer finden alle wichtigen Aspekte Erwähnung.
Kuntz geht des Weiteren in ersten Ansätzen auf das Thema Vertragsgestaltung ein, jedoch erfolgt hier häufig der Hinweis auf die kostenintensivere Version Digital Plus. Der vorliegende Band kommt an dieser Stelle schnell an seine Grenzen und reißt Themen oft nur an. So kommen beispielsweise Altersabsicherung und Krankenversicherung zwar zur Sprache, aufgrund der Kürze werden jedoch nur Anregungen zur Vertiefung an anderer Stelle gegeben.
Ein eigenes Kapitel widmet der Autor dem Künstler in der Rolle des Auftraggebers. Hier finden sich auch für Kulturmanager als Auftragnehmer von Künstlern wichtige Inhalte. Sie sollten die verschiedenen Beschäftigungsformen (Minijob, Praktika, freie Mitarbeiter, normale Angestellte etc.) sowie die Funktionsweisen etwa der KSK ebenfalls kennen, um die richtige Wahl im rechtlichen Umgang mit freien Mitarbeitern treffen zu können und ausbeutende oder rechtswidrige Arbeitsverhältnisse (Stichwort Scheinselbständigkeit) zu vermeiden.
Schließlich geht Kuntz auf das Urheberrecht ein und lässt in diesem Zusammenhang auch die Verwertungsgesellschaften nicht außen vor. Die Beispiele können an dieser Stelle nur exemplarisch wirken, da eine umfassende Behandlung sämtlicher künstlerischer Berufssparten aus Platzgründen nicht möglich wäre. Zugleich ist eine Übertragung der dargestellten Situation in vielen Fällen aufgrund der individuellen Zusammenhänge jedoch nicht möglich. Die Herausforderungen, vor die das Urheberrecht einen Komponisten stellt, lassen sich beispielsweise kaum auf die Situation eines Fotografen übertragen. Es bleibt im Zweifelsfall nur der Gang zur Rechtsberatung.
Abschließend widmet sich der Autor dem Thema Finanzierung, reißt aber auch hier viele Bereiche wie Sponsoring und Stiftungen nur an. Auch das für Künstler allgegenwärtige Problem der Honorarkalkulation und durchsetzung wird in gerade einmal drei lapidaren Sätzen abgehandelt und erneut mit einem Hinweis auf die erweiterte Digitalversion des Buches versehen. Die Printausgabe versagt an dieser Stelle nach Ansicht der Rezensentin.
Ergänzt sind die inhaltlichen Ausführungen um ein umfangreiches Stichwortverzeichnis, sodass der Band sich gut als Nachschlagewerk für aktuelle persönliche Fragestellungen eignet.
Fazit
Mit dem Untertitel Basics wird bereits auf dem Titelblatt deutlich, dass das Survival Kit zwar grundlegende Themen benennt, jedoch nicht erschöpfend behandelt. Zur Vertiefung muss die erweiterte Version konsultiert werden, vor allem um das Vertragsrecht anhand einzelner Vorlagen besser durchdringen und für die eigene Situation anwenden zu können. Denn trotz zahlreicher Beispiele ist diese Einführung nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Hindernisparcours für Künstler im deutschen Rechtsraum, ist doch gerade deren Beruf oft derart individuell, dass nicht jede mögliche Situation erfasst und beschrieben werden kann. So bleibt im Ernstfall der Gang zum Künstler- oder Rechtsberater nicht erspart.
Manche Beispiele verdeutlichen augenzwinkernd die gelegentliche Absurdität der deutschen Rechtsprechung. Würden beispielsweise für jedes Konzert in kleinen Kirchen aufwändig gestaltete Vertragsverhandlungen mit allen Beteiligten stattfinden, gäbe es aufgrund des unangemessenen Arbeitsaufwandes sicherlich deutlich weniger Konzerte. In jedem Punkt den Empfehlungen des Buches zu folgen, geschieht also auf eigene Verantwortung.
Der teils ironische Unterton, mit dem der Autor Sachverhalte und konkrete Beispiele darstellt, lässt gelegentlich eine gewisse Sachlichkeit vermissen und macht immer wieder seinen persönlichen Standpunkt deutlich. Dass der deutsche Rechtsraum nicht unbedingt künstlerfreundlich ist, dürfte jedoch allen Akteuren in der Kulturbranche bekannt sein.
Für einen ersten Überblick über die Vielfalt der Themen und Problematiken im Zusammenhang mit künstlerischen Tätigkeiten und vor allem für Berufsanfänger ist das Buch jedoch unbedingt zu empfehlen. Hilfreich sind vor allem die Anregungen zu finanzieller Absicherung und Vorsorge, die für Künstler aufgrund ihres niedrigen Einkommens oftmals ins Hintertreffen geraten. Insgesamt ist diese knappe Zusammenstellung zahlreicher praxisrelevanter Themen, denen Künstler und Kulturmanager im beruflichen Alltag begegnen, eine hilfreiche Übersicht und eine Anregung zur Vertiefung im Bedarfsfall.
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