23.12.2010

Autor*in

Renate Rapf
Goldenes Ehrenzeichen

Mailath würdigt MAK-Direktor Peter Noever

Professor Peter Noever, Direktor des Museums für angewandte Kunst in Wien (MAK), erhielt heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien".
Langjährige Weggefährten und Freunde waren gekommen, um dem Ausgezeichneten zu gratulieren, darunter die Architekten Wolf D. Prix und Gregor Eichinger, Kunsthallenchef Gerald Matt, Rudi und Isabella Klausnitzer und Psychotherapeut August Ruhs. Jazzmusiker Franz Koglmann begleitete die Ehrung auf seiner Trompete.

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny würdigte Peter Noever als Persönlichkeit, die das Kulturleben der Stadt nachhaltig geprägt hat, sei es als Designer, als Denker, als Publizist, als Architekturkritiker, als Didaktiker und nicht zuletzt als langjähriger Direktor des MAK. "Peter Noever ist chronisch und obsessiv, beharrlich und begeisternd; er ist jedoch eines mit Sicherheit nicht: nämlich langweilig", so Mailath.

Die Laudatio auf Peter Noever hielt Thomas Krens, Chairman & CEO der Guggenheim Foundation New York, der eigens dafür angereist kam. In seiner launigen und ausführlichen Rede beschrieb er die wechselvolle Geschichte der 16 Jahre währenden Freundschaft zwischen ihm und Peter Noever mit all ihren Höhen und Tiefen, gemeinsamen Abenteuerreisen aber auch konfliktbedingten Unterbrechungen. Am Ende seiner Laudatio richtete er zur Überraschung der Anwesenden ein Angebot an den MAK-Direktor, dessen Vertrag im Jahr 2012 endet: Er lud ihn zur Zusammenarbeit in China ein; rund um den Taimiao-Tempel in Beijing entstehe derzeit unter seiner Mitwirkung ein Kulturzentrum für Arbeiterinnen; Peter Noever möge doch mitkommen und mit ihm gemeinsam das Projekt aufbauen und betreuen.

Peter Nover freute sich in seiner Dankesrede, dass seine Freunde gekommen waren, in einer "Stadt der begabten Hacklwerfer" und wies darauf hin, dass er die Auszeichnung als Aufruf und Bekenntnis verstand, die Dinge zu verwirklichen, für die er seit Jahren eintrete, sei es im Flakturm die erste Sammlung für das 21. Jahrhundert auszustellen, sei es die Errichtung von Solarleuchten am Stubenring.


Biografie Peter Noever

Peter Noever wurde 1941 in Innsbruck geboren. 1975 bis 1993 war er Lehrbeauftragter für Designanalyse und an der Hochschule für angewandte Kunst Wien, von 1988 bis 1989 Gastprofessor für Museologie. 1982 gründete er die Architekturzeitschrift "Umriss", die er bis 1994 als Herausgeber und Chefredakteur leitete und die zu einem Forum kulturtheoretischer Auseinandersetzungen wurde. Noever zählt heute zu den engagiertesten und profiliertesten Ausstellungsmachern und Museumsstrategen der Gegenwart. Als Direktor des Museums für angewandte Kunst, das er seit 1986 leitet, macht er aus einem verstaubten Museum für Kunstgewerbe ein international beachtetes, interdiszplinäres Museum, das eine kostbare Kunstgewerbesammlung mit zeitgenössischer Kunst kombiniert. Nach Noevers Antritt der Direktion des MAK setzt eine rege und auch international orientierte Ausstellungstätigkeit des Hauses unter seiner künstlerischen Leitung ein. Einerseits werden für die Identität der hauseigenen Sammlung wichtige Werkblöcke in thematischen Ausstellungen dokumentiert (Tradition und Experiment/1988; Biedermeierstoffe/1996).
1994 gründete Peter Noever das MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles in Kalifornien.
Viel Engagement zeigt der Direktor auch für eine 1996 erworbene Expositur in Los Angeles, zwei Häuser des Wiener Architekten Rudolph Schindler. Für dieses Aushängeschild gibt es auch ein Stipendiaten-Programm. Nach längeren Verhandlungen gelang es Peter
Noever, die Republik Österreich für den Ankauf der damals angebotenen Häuser zu gewinnen und damit ein wichtiges Stück austroamerikanisches Kulturerbe der Moderne zu sichern. Seitdem gibt es ein regelmäßig vergebenes "Artists and Architects-in-Residence Program", das Nachwuchskünstlern und Architekten die Gelegenheit bietet, sich mit der nordamerikanischen Architektursituation und ihren nicht zuletzt auch beruflich wegweisenden Möglichkeiten vertraut zu machen und dabei den Dialog zwischen Architektur und bildender Kunst zu intensivieren.
 

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