22.12.2012

Autor*in

Euphemia von Kaler
Online-Kunsthandel

Auf dem Weg zum virtuellen Atelier

Kunst im Internet zu verkaufen - das ist nicht neu, aber wohl noch immer schwer. Eine neue Plattform unternimmt nun den Versuch, junge Künstler und Sammler besser zusammenzubringen. Wir sprachen mit Euphemia v. Kaler von curart.de über die Hintergründe ihrer Initiative.
Das Gespräch führte Dirk Heinze.
 
KMN: Welche Ziele verfolgt Ihre Plattform?
 
curart: Das Kernziel der Plattform curart.de ist es, junge Künstler zu unterstützen, sie professionell zu präsentieren und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei setzen wir europaweit vornehmlich auf Absolventen von Kunsthochschulen oder Studenten, die in der Schlussphase ihrer künstlerischen Ausbildung stehen oder bereits in einer Meisterklasse sind. Wir sind der Meinung, dass junge Künstler in den ersten fünf Berufsjahren stark auf Unterstützung angewiesen sind. So hat curart.de das Ziel, innovative Ansätze und künstlerische Positionen aufzufinden und die Künstler durch die Bereitstellung unserer Plattform die Künstler dabei zu unterstützen, an ihrem Berufsziel festzuhalten. Schließlich dokumentieren mehrere Studien, dass ca. 10 Jahre nach ihrem Abschluss ungefähr 95 % der Kunsthochschulabsolventen den Künstlerberuf resigniert an den Nagel gehängt haben. Das ist eine erschreckend hohe Zahl. Ein Ziel wäre es, diese Zahl zu senken.
 
KMN: Dieses Ziel zu erreichen, wird nicht leicht sein. Wer hilft Ihnen dabei, die Künstler aufzufinden und sie optimal zu unterstützen?
 
curart: Wir sind zum Beispiel derzeit dabei, ein dichtes und sehr effektives Netzwerk von Talentscouts zu etablieren, das alle Kunsthochschulen in Deutschland, der Schweiz und Österreich erreicht. Unsere Scouts sind zu einem Gutteil Absolventen oder Studenten der Kunst- und Kulturgeschichte, die sehr gut mit der Künstlerszene vernetzt sind und gleichzeitig viel Wissen und Erfahrungen im Bereich Kunst- und Medientheorie mitbringen. Nicht wenige von ihnen verfügen über profunde kuratorische Erfahrung. Unsere Scouts empfehlen Künstler, deren künstlerische Position viel Potenzial besitzt und die sie für talentiert halten. Das ist eine wichtige Säule unseres dezentralen Rekrutierungsmodells. Darüber hinaus gibt es natürlich eine leitende Kuratorin in unserem Team, die alle Empfehlungen unserer Scouts im Sinne einer strengen Qualitätskontrolle prüft. So gelingt es uns, unsere kuratorische Expertise schrittweise zu erweitern und unser Angebotsspektrum beständig durch eine große Vielfalt zukunftsweisender, junger Kunst aus ganz Europa zu beleben.
 
 
KMN: Wenn wir unseren Blick auf den Kunstmarkt richten, stellt sich die Frage, wie internetaffin Käufer, Sammler oder Galeristen überhaupt sind. Ist es nicht so, dass der Gang ins Atelier und zu Auktionen nach wie vor die Regel ist, der Online-Kauf jedoch die Ausnahme?
 
curart: Es ist wahr, dass Sammler bisher noch bevorzugt auf dem "analogen" Kunstmarkt kaufen. Doch seien wir ehrlich: Der Kunstmarkt ist längst global organisiert, große international agierende Galerien wickeln den Verkauf ihrer Werke nicht selten via E-Mail im Internet ab. Ein Sammler aus Florida reist in der Regel nicht immer zuvor nach Berlin oder Düsseldorf, um interessante Kunst aus Deutschland zu erwerben. Fakt ist, dass der Kunstmarkt höchst intransparent und stark von persönlichen Beziehungen geprägt ist. Daher kommen auch die Vorbehalte der Kunstmarktszene gegenüber der Vermarktung von Kunst im Internet und der damit verbundenen möglichen Öffnung des elitären, abgeschlossenen Systems. Das sehen wir als Herausforderung. Wir wollen zeigen, dass es in der Tat möglich ist, Kunst und Künstler erfolgreich im Internet zu präsentieren und vermarkten. Unser Ansatz ist, Kunst leichter und breiter zugänglich zu machen. Es wird zwar bis heute bezweifelt, dass es funktioniert, Kunst online erfolgreich zu verkaufen, aber die Digitalisierung wird weiter voran schreiten. Wir denken, dass sich durch die kommende Generation, die deutlich unter dem Eindruck des Internets sozialisiert wurde, schon sehr bald eine veränderte Mentalität einstellen wird - sowohl was den Kunsterwerb, als auch ihre Rezeption betrifft.
 
 
KMN: Planen Sie auch Incentives, wo sich Künstler und Sammler persönlich treffen können, oder setzen Sie ausschließlich auf den Onlineaustausch?
 
curart: Selbstverständlich ist es immer noch etwas anderes, Werke im Original zu sehen und die Künstler persönlich kennenzulernen. Daher haben wir langfristig als ergänzende Flanke auch Ausstellungen geplant, die unseren Plattformnutzern diese Möglichkeiten eröffnet. Trotzdem soll das Hauptgeschäft auf dem Online-Galeriekonzept basieren.
 
KMN: Beraten Sie auch Künstler oder Sammler?
 
curart: Ja, soweit das gewünscht ist. So informieren wir unsere Künstler darüber, worauf es ankommt, wenn sie ihre Selbstvermarktung optimieren wollen, wie eine ideale Bewerbungsmappe für einen Kunstpreis oder ein Stipendium aussehen muss oder welche Ausstellungsprojekte sich besonders positiv auf den CV auswirken. Selbstverständlich beraten wir auch unsere Sammler umfassend bei der Kunstauswahl, beim systematischen Sammlungsaufbau oder worauf beim Ankauf vom Emerging Art unserem Kernangebot - geachtet werden sollte. Unser allgemeines Beratungsanliegen ist es aber, den Kunsterwerb und die Förderung aufstrebender Künstler stärker zu popularisieren und auch für breitere Käuferschichten selbstverständlich zu machen ein Anliegen, von dem besonders Künstler in den ersten Berufsjahren profitieren werden.
 
KMN: Dafür wünschen wir Ihnen alles Gute und viel Erfolg! Danke für das Gespräch.
 
Details: www.curart.de
 

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