Flexible Multitalente sind gefragt

uni: Die Kulturkassen sind leer. Wie wirkt sich das auf die Berufsperspektiven von Kulturmanagern aus?

Dirk Schütz: Wir haben es hier mit einem sehr flexiblem Arbeitsumfeld zu tun. Klassische Karrieren mit einer lebenslangen Betriebszugehörigkeit gibt es kaum noch, auch wenn dies in vielen Bereichen des Kulturbetriebs nie typisch war. Immer mehr treten flexible Arbeitsplatzmodelle und wechselnde, projektorientierte Arbeitsverhältnisse in den Vordergrund, in fester Anstellung oder in freiberuflicher Tätigkeit als Dienstleister.

uni: Kulturmanager müssen also flexibel sein. Was bedeutet das für den Einzelnen?

Dirk Schütz: Das muss in die Karriereplanung mit einbezogen werden. Man muss sich damit auseinandersetzen, seine Qualitäten als quasi Dienstleister ständig neu anzubieten. Größtenteils ist die zeitliche Belastung überdurchschnittlich hoch. Dies führt auch zu massiven Einflüssen auf die eigene Lebensplanung, sprich Familie und Mobilität. Zudem werden oft mehrere Stellenprofile auf einer Stelle zusammengefasst, was die Belastung noch zusätzlich erhöht.

uni: Wie sieht das konkret aus?

Dirk Schütz: Beispielsweise ist ein Dramaturg im städtischen Theater auch für Werbung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, Besucherbetreuung oder den Internetauftritt zuständig. Die Aufgabengebiete verschwimmen und werden ständig erweitert.

uni: Welche Qualifikationen sollten Kulturmanager mitbringen?

Dirk Schütz: Generalisten und Multitalente werden gebraucht. In letzter Zeit sind verstärkt Kenntnisse in der Finanzierung von Kultur gefragt, also im Fundraising, Sponsoring, Marketing und PR. Zudem sind betriebswirtschaftliche und zum Teil juristische Kenntnisse unabdingbar. Hinzu kommt Medienkompetenz im Umgang mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien. Auch neue Organisationsformen wie Netzwerke erfordern neue Fähigkeiten und erweiterte Kenntnisse bei Mitarbeitern und Managern.

uni: Was ist mit Soft Skills?

Dirk Schütz: Soziale und kommunikative Kompetenzen sind wesentlich und werden oft auch in der Ausbildung vernachlässigt. Führungsqualitäten sind vor allem im Umgang mit Mitarbeitern, Partnern und Kunden wichtig. Gefragt sind zudem systemisches Denken, strategisches Management-Know-how und Leadership.

uni: Auf Ihrem Portal gibt es eine Stellenbörse. Wie groß ist die Chance darüber einen Arbeitsplatz zu finden?

Dirk Schütz: Wir scannen aktuelle Ausschreibungen und Newsgroups und werden exklusiv von Stellenanbietern im Bereich Kulturmanagement beliefert. Wir veröffentlichen im Jahr zwischen 600 und 800 Stellen und eine Vielzahl von Praktikumsmöglichkeiten. Man muss aber wissen, dass viele Stellen gar nicht ausgeschrieben, sondern durch direkte Beziehungen vergeben werden. Die Stellensituation im Kulturbereich ist nicht leicht zu durchschauen und sehr dynamisch. Insgesamt sind zurzeit mehr Bewerber auf dem Markt als ausgeschriebene Stellen vorhanden.

uni: Was raten Sie angehenden Kulturmanagern?

Dirk Schütz: Sie sollten praktische Erfahrungen sammeln und diese stets kritisch mit den Inhalten Ihrer Ausbildung reflektieren. Auch die Beobachtung des Marktes spielt eine große Rolle. Angehende Kulturmanager sollten sich frühzeitig funktionierende Netzwerke schaffen und Kontakte zu Organisationen aufbauen, die als potenzielle Arbeitgeber interessant wären. Außerdem ist es ratsam sein Ohr an Politik und Wirtschaft anzulegen, Tendenzen und Trends aufzuspüren. Kulturmanager sollten fortlaufend ihre persönlichen Kompetenzen erweitern, frühzeitig Defizite aufspüren und diese bearbeiten.