Kulturmanagement in Asien

"Musik ist eine Ware und daher nicht so ehrenhaft wie bei uns angesehen"

Ein Interview mit dem Inhaber und Geschäftsführer Hannes Nimpuno von Shaksfin Asia, Agentur für Künstlervermittlung in Europa und Asien.
KM Magazin: Wie sind sie in das Musikgeschäft gekommen?
 
Hannes Nimpuno: Learning by doing - damals gab es noch kein Kulturmanagement oder ähnliches. Meine Liebe zur klassischen Musik begann sehr früh. Ich habe mit 6 Jahren begonnen, Geige zu spielen und dies zu einem semiprofessionellen Standard geführt. Später organisierte ich Festivals, Plattenaufnahmen und Tourneen, dies aber noch weniger aus einem geschäftlichen Antrieb heraus. Diese Tätigkeiten haben dann aber zum Ruf als Geschäftsführer der Deutschen Kammerphilharmonie geführt. In diesem Sinne war es dann der erste professionelle Job.
 
KM: Wie ist Ihre Firma entstanden, und was ist Ihre Rolle dort?
 
HN: Ich habe 1998 Shaksfin & Company in Hamburg gegründet, das später in Shaksfin Productions umgewandelt wurde. Später kam Shaksfin Asia in Singapur hinzu. Seit diesem Jahr haben wir mit Shaksfin Entertainment insgesamt drei Firmen mit verschiedenen Partnern und Aufgabengebieten. Damit bedienen wir die Bereiche Produktion, Vermittlung und Entertainment, was auch Food & Beverage einbezieht. Ich selbst bin als Produzent und Impressario in den Bereichen kreative Produktion von künstlerischen Inhalten im Bereich Performing und Visual Arts, Agentur und Künstlervermittlung und Kultur-Consulting tätig.
 
KM: Was hat sie an der Aufgabe gereizt, Künstler zwischen Europa und Asien zu vermitteln?
 
HN: Ich habe mich privat entschieden, in Asien zu leben. Die Arbeit in Europa verlief bereits auf einem sehr hohen Niveau, und ich wollte dies so in Asien - in einem völlig anderen Umfeld - fortsetzen. Da liegt es nahe, dass man den Brückenschlag vollzieht und das Beste aus Asien nach Europa bringt und umgekehrt.
 
KM: Arbeit Sie bei Shaksfin mit der Asia-Europe-Foundation (ASEF) zusammen?
 
HN: Ich kenne sie sehr gut und wir treffen uns regelmäßig. Die Arbeit der Stiftung ist jedoch politisch motiviert. Die Projekte, die sie machen, finde ich zudem nicht sehr effizient. Es ist eigentlich nur ein Austausch, auf einem bestimmten Niveau.
 
KM: Haben Sie sich bei dem Künstleraustausch ausschließlich auf die klassische Musik spezialisiert?
 
HN: Nein, das wäre in Asien auch zu klein gedacht. Wenn man mit diesem Geschäft bestehen will, muss man auch in die Breite gehen. Wir machen sehr viel Tanz und sind damit eine der wenigen Tanzagenturen in Asien. Wir vertreten große Tanzkompanien wie Zürich Ballett und Hamburg Ballett. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass Shaksfin in erster Linie keine klassische Agentur ist. Das Kernprofil ist, dass wir eine Produktionsgesellschaft sind. Wir produzieren neue künstlerische Inhalte in Performing und Visual Arts, an denen wir die Rechte besitzen und die wir weltweit vermarkten.
 
KM: Wie werden die Konzerte vom Publikum im chinesischen Raum angenommen?
 
HN: Es gibt sehr große regionale Unterschiede. Um mit Taiwan zu beginnen: Ich kann ruhigen Gewissens sagen, dass das taiwanesische Publikum das Beste in ganz Asien ist. Sowohl von dem Enthusiasmus, vom Interesse und der Kaufkraft als auch vom Fachwissen. Es macht immer eine riesige Freude, in Taipeh zu spielen. Ungefähr das genaue Gegenteil besteht in Singapur: Dort gibt es zwar eine hervorragende Infrastruktur mit teuren Konzerthallen. Was fehlt, ist das entsprechende Publikum, das in Sachen westliche Hochkultur noch nicht sehr gebildet ist. Ich mache daher fast nichts in Singapur. Auch Mainland China muss man sehr differenzieren. Es werden wohl noch fünf bis zehn Jahre ins Land gehen, bis das Publikum klassische Musik und ihren emotionalen Wert versteht. Die Regierung pusht diese Entwicklung. Es werden in den nächsten zehn Jahren allein etwa 100 Performing Arts Center in China gebaut. Das sind Dimensionen, die man sich kaum vorstellen kann. Aber keiner weiß so wirklich, was dann dort passieren wird. Ansonsten boomt Südchina: Kanton bis nach Macao. Die Entwicklungen dort halte ich im Moment für am vielversprechendsten. Hongkong ist eines der ältesten Märkte, hat aber ganz andere Gesetzmäßigkeiten. Es existieren kompetente Programmmacher und ein verständiges Publikum, das allerdings in seiner Grösse begrenzt ist und stagniert. Im Gegensatz zu Taipeh beispielsweise geht das Programm nicht so sehr in die Breite und beschränkt sich auf ein paar wesentliche manchmal zu populistische Bereiche.
 
KM: Welche Besonderheiten sind im chinesischsprachigen Markt aus Sicht eines Kulturmanagers noch zu berücksichtigen?
 
HN: Auch hier muss man wieder die einzelnen Märkte differenzieren. In Mainland China selbst muss man sehr vorsichtig sein, denn es gibt keine rechtliche Sicherheit. Es gibt ein völlig anderes kulturelles Selbstverständnis in Bezug auf Geschäftsethik oder in der Ernsthaftigkeit. Musik ist eine Ware und daher nicht so ehrenhaft wie bei uns angesehen. Kaum einer hat ein genaues Verständnis von der Materie. Es wird versucht, in einen Trend zu investieren und Geld zu verdienen - dementsprechend verhalten sich die "Over-night Entrepreneurs" in den meisten Fällen sehr unehrenhaft, unzuverlässig und gegen vertragliche Absprachen, wenn der Ertrag aus einem Projekt nicht so erfolgt, wie man es sich erhofft hatte. Zudem besteht die allgemeine Meinung, dass die westliche Welt unermesslich reich ist und dass man sich nun ein großes Stück von dieser Torte abschneiden darf.
 
KM: Was haben Sie sich für 2007 vorgenommen? Welche größeren Projekte stehen an?
 
HN: Wir haben zahlreiche Tourneeprojekte und große Künstler, die wir vermitteln, zum Teil mit asiatischen Musikern und Orchestern. Im Bereich Ausstellung und Tanz produzieren wir wieder etwas Neues. Mit Shaksfin Entertainment bringen wir das älteste Spiegelzelt nach Asien nach Singapur, Taipeh und Hongkong.
 
KM: Herr Nimpuno, ich bedanke mich für das Interview.
 
Hannes Nimpuno: 1961 in Indonesien geboren, in Deutschland aufgewachsen. Studium der Naturwissenschaften in Karlsruhe, Gründung und 8-jährige Leitung eines Musikfestivals in Österreich. Nach dem Studium Übernahme der Leitung der Deutschen
Kammerphilharmonie. Leitung und Produzententätigkeit bei Rhombus Media Europe. Heute Inhaber und Geschäftsführer von Shaksfin Asia.

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