Rückblick PopKomm 2006
PopKomm 2006
"Und weiter geht's mit Aggregieren und Hoffen".
Und leider gleich mal Reinfall: Das am PopKomm-Vorabend für 21.00 Uhr in der Deutschen Oper angekündigte Konzert von Jimi Tenor mit seinen von der Universal beauftragten Klassik-Bearbeitungen kam einfach nicht in die Gänge.
Um 21.30 stand die Menschenmenge noch immer vor dem Haus - trotz zweier offener Türen kein Eintritt möglich und keine Information, warum und wie was weiter ... Der im engen Zeitkorsett steckende Messeprofi greift zur Ausstiegsbörsenweisheit "Cut your losses!" Also dann einfach weiter per pedes in die Charlottenburger Jazzclubs, die sich so sympathisch mit beinahe Armlänge Abstand aneinanderreihen: A-Trane, Ultra Lounge im Stilwerk und Quasimodo. In letzterem wunderbare lateinamerikanische Grooves von den überzeugenden "Bassanova" - also doch noch eine gute Einstimmung für die mit Partnerland Brasilien Latin-infizierte PopKomm.
Und tags darauf dann der alljährliche Musikmessebetrieb: Dynamische Wachstumsbranche - davon kann schon seit Jahren nicht mehr die Rede sein, schaumgebremster Zweckoptimismus mit Einzelerfolgen und ökonomischen Schicksalsschlägen vermischt, das sind die Drehbucheckpunkte eines Branchenromans, in dem leider oder gottseidank nicht mehr die Branche selbst Handlung und Protagonisten erfindet - das Musikbusiness als (un)freiwillig von außen bestimmtes Experiment. D.h. die Messe selbst Kommunikationspunkt: Durchspazieren, 25 Bekannte treffen, plaudern und weiter, an manch einem Stand neueste Infos gleich aus erster Hand holen - besonders über die digitale/mobile Musikverbreitung und -vermarktung. Eine Messe abseits der Heerscharen von Künstlern, die im alten (Major)Geschäftsmodell keine Verankerung geschweige denn (Label)Heimat mehr finden und um neue Wege kämpfen, die sie sich zu einem Großteil werden selber austreten müssen.
A&R-Gespräche? Sinnlos, wer führt die noch - auf zum Contentaggregator: Das Material wird prompt eingepflegt in die millionenfache Schar der blinkenden Songsternchen am unübersichtlichen Himmel der digitalen hoffnungsvollen Hoffnungslosigkeit. Zu pessimistisch? Wohl nicht, denn ein paar spärliche digitale Monkeys und die zu gemächlich steigenden legalen Downloads machen noch keinen Branchensommer.
Dieter Gorny und Raimund Hosch (Foto: Popkomm)
Und die Live-Szene? Mausert sich immer mehr auf der PopKomm, das ist gut so.
Auf dem Panel heißt das dann besonders die Diskussion um den sekundären Markt der Ebay-Ticket-Verkäufe mit der Forderung an die Politik, diese Spekulationsgeschäfte zu stoppen. Wenn die Live-Szene keine anderen Probleme hat ... Aber immerhin ein griffiges Thema, um das sich gut streiten lässt. Dort wo es zumindest nach Spurenelementen von Illegalität riecht, hält die Entertainmentbranche immer gerne Nabelschau.
Und damit zum PopKomm-Kongress selbst: Licht und Schatten, am Ziel ist er sicher noch lange. Entscheidung zur umfangmäßigen Entschlackung war sicher richtig, jene zur englischen Sprache als (fast) ausschließlicher Konferenzsprache sicher falsch. Regieren auf der MIDEM die Amerikaner den Kongress, zugegebenermaßen auch mit unterschiedlicher Qualität, so ist die Verpflichtung zum Englischen nicht für alle PopKomm-Referenten günstig und sinnvoll. Zu oft verhindert eine sprachliche Begrenzung die notwendige Tiefe der Auseinandersetzung. Patentrezepte zur Lösung dieser Problematik gibt es nicht. Der PopKomm-Kongress muss weiter nach Identität, inhaltlicher Schärfung und Relevanz ringen. Warum kreatives Scheitern nur in der Kunst und nicht auch im Sprechen darüber? Nächstes Jahr eine neue Chance.
Die Messe scheint abseits der Messe wirklich wesentlicher zu werden - schon allein die Fülle der Side-Events wie Labelpräsentationen, Konzerte, Netzworkingevents etc. ist nicht mehr zu überblicken, bedeutet aber für viele Besucher immer mehr den Grund für die PopKomm-Teilnahme - eine Entwicklung, die Zukunftspotential hat. Die EMMN war wieder auf eventtechnisch höchstem Niveau, das Networking zwischen Musik und Marken wird jedoch nicht organisiert betrieben bzw. ermöglicht, sodass die Besucher bei leckerer Currywurst meist mit den hinreichend Bekannten plaudern - dieses passive Vorgehen lässt sich aber auch den Networkingaspiranten anlasten.
Geht es jedoch um die Parameter Musik, Plaudern, Essen & Trinken im ausgesuchten Rahmen, dann ist die EMMN sicher der selbstpropagierte Leadingevent der Messe - klarer Live-Erkenntnis: Die extra eingeflogene USA-Bands kochen auch nur mit Wasser. PopKomm also gut und nachgefragt, wie die Zahlen des Messeveranstalters belegen.
Und jedes Jahr ein neuer Versuch, die drei Tage möglichst sinnvoll und gewinnbringend zu nutzen. Also nach dem MIDEM-Training im Jänner geht es dann vom 19.-21. September 2007 wieder darum, sich die Messe zu eigen zu machen: Die Musik-Welle reiten, den Business-Drachen zähmen und die Vision hochhalten, damit der Kuss der Muse süß und ihr Regen golden.
Und tags darauf dann der alljährliche Musikmessebetrieb: Dynamische Wachstumsbranche - davon kann schon seit Jahren nicht mehr die Rede sein, schaumgebremster Zweckoptimismus mit Einzelerfolgen und ökonomischen Schicksalsschlägen vermischt, das sind die Drehbucheckpunkte eines Branchenromans, in dem leider oder gottseidank nicht mehr die Branche selbst Handlung und Protagonisten erfindet - das Musikbusiness als (un)freiwillig von außen bestimmtes Experiment. D.h. die Messe selbst Kommunikationspunkt: Durchspazieren, 25 Bekannte treffen, plaudern und weiter, an manch einem Stand neueste Infos gleich aus erster Hand holen - besonders über die digitale/mobile Musikverbreitung und -vermarktung. Eine Messe abseits der Heerscharen von Künstlern, die im alten (Major)Geschäftsmodell keine Verankerung geschweige denn (Label)Heimat mehr finden und um neue Wege kämpfen, die sie sich zu einem Großteil werden selber austreten müssen.
A&R-Gespräche? Sinnlos, wer führt die noch - auf zum Contentaggregator: Das Material wird prompt eingepflegt in die millionenfache Schar der blinkenden Songsternchen am unübersichtlichen Himmel der digitalen hoffnungsvollen Hoffnungslosigkeit. Zu pessimistisch? Wohl nicht, denn ein paar spärliche digitale Monkeys und die zu gemächlich steigenden legalen Downloads machen noch keinen Branchensommer.
Dieter Gorny und Raimund Hosch (Foto: Popkomm)
Und die Live-Szene? Mausert sich immer mehr auf der PopKomm, das ist gut so.
Auf dem Panel heißt das dann besonders die Diskussion um den sekundären Markt der Ebay-Ticket-Verkäufe mit der Forderung an die Politik, diese Spekulationsgeschäfte zu stoppen. Wenn die Live-Szene keine anderen Probleme hat ... Aber immerhin ein griffiges Thema, um das sich gut streiten lässt. Dort wo es zumindest nach Spurenelementen von Illegalität riecht, hält die Entertainmentbranche immer gerne Nabelschau.
Und damit zum PopKomm-Kongress selbst: Licht und Schatten, am Ziel ist er sicher noch lange. Entscheidung zur umfangmäßigen Entschlackung war sicher richtig, jene zur englischen Sprache als (fast) ausschließlicher Konferenzsprache sicher falsch. Regieren auf der MIDEM die Amerikaner den Kongress, zugegebenermaßen auch mit unterschiedlicher Qualität, so ist die Verpflichtung zum Englischen nicht für alle PopKomm-Referenten günstig und sinnvoll. Zu oft verhindert eine sprachliche Begrenzung die notwendige Tiefe der Auseinandersetzung. Patentrezepte zur Lösung dieser Problematik gibt es nicht. Der PopKomm-Kongress muss weiter nach Identität, inhaltlicher Schärfung und Relevanz ringen. Warum kreatives Scheitern nur in der Kunst und nicht auch im Sprechen darüber? Nächstes Jahr eine neue Chance.
Die Messe scheint abseits der Messe wirklich wesentlicher zu werden - schon allein die Fülle der Side-Events wie Labelpräsentationen, Konzerte, Netzworkingevents etc. ist nicht mehr zu überblicken, bedeutet aber für viele Besucher immer mehr den Grund für die PopKomm-Teilnahme - eine Entwicklung, die Zukunftspotential hat. Die EMMN war wieder auf eventtechnisch höchstem Niveau, das Networking zwischen Musik und Marken wird jedoch nicht organisiert betrieben bzw. ermöglicht, sodass die Besucher bei leckerer Currywurst meist mit den hinreichend Bekannten plaudern - dieses passive Vorgehen lässt sich aber auch den Networkingaspiranten anlasten.
Geht es jedoch um die Parameter Musik, Plaudern, Essen & Trinken im ausgesuchten Rahmen, dann ist die EMMN sicher der selbstpropagierte Leadingevent der Messe - klarer Live-Erkenntnis: Die extra eingeflogene USA-Bands kochen auch nur mit Wasser. PopKomm also gut und nachgefragt, wie die Zahlen des Messeveranstalters belegen.
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