Berufsbilder im Kulturbereich
Philosophischer Praktiker
In dieser Serie stellen wir in Interviewform Fach- und Führungskräfte aus den verschiedenen Berufsbildern des Kulturmanagements vor. Heute: Dr. Leo Hemetsberger, philosophischer Praktiker.
Themenreihe Berufsbild
KMN: Können Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?
Leo Hemetsberger: Während des Philosophiestudiums arbeitete ich bereits konzeptionell mit Künstlern in der freien Szene zusammen. Parallel zum Doktorat absolvierte ich begleitende Ausbildungen zum Lebensberater und Mediator, mit vielen hundert Praxisstunden in verschiedensten Bereichen, um als Coach, Trainer und Consultant laut österreichischer Gewerbeordnung tätig sein zu dürfen, denn neben dem Schreiben und Vortragen wurde das projektbezogene Arbeiten mit Künstlern und Kunstvereinen immer wichtiger für mich, weil es weniger trocken und theorielastig war, wozu die Philosophen im allgemeinen neigen. Menschen auf ihrem persönlichen Weg zu begleiten, ob in der Kunst und Kultur, als Veranstalter von Weiterbildungen, oder als Begleiter während einer persönlichen oder beruflichen Krise, wurde mein bevorzugtes Tätigkeitsfeld.
KMN: Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude?
Leo Hemetsberger: Mein Tätigkeitsbereich erstreckt sich von Kunst- Konzeptcoachings über die Lehrgangsleitung im Kulturmanagement Bereich für Führungskräfte am Institut für Kulturkonzepte in Kooperation mit der Uni Wien bis hin zu Kommunikations- und Konfliktregelung, Mediation und Führung und Teambuilding in Firmen und Verwaltungsorganisationen. Spaß macht mir besonders, in einer konkrete Pattsituation oder bei einem Dilemma zu intervenieren und einen Lösungsweg zu öffnen, den die Betroffenen mit ihren eigenen Ressourcen und Kompetenzen gehen können.
KMN: Welche Aspekte Ihrer Ausbildung waren für Ihre berufliche Laufbahn hilfreich?
Leo Hemetsberger: Hilfreich war die Theorie, die fundierte philosophische Ausbildung um die Bedeutungshintergründe menschlicher Sinnkonzepte begreifen zu können. Ebenso bedeutend war der Methodenpluralismus bei Lösungsansätzen zu Problemstellungen im kommunikativen Bereich, Interdisziplinarität, und immer wieder praktisches Tun in Projektarbeiten, denn so wie BWL nicht die Wirtschaft ist, so ist Projektmanagement nicht das Projekt, aber es hilft unterstützend, in beiden Fällen.
KMN: Welchen Rat können Sie jungen KulturmanagerInnen mit auf den Weg geben?
Leo Hemetsberger: Wichtig ist, die eigenen Glaubenssätze, was wichtig ist und was man erreichen möchte mit den realen Möglichkeiten abzugleichen. Im Kulturmanagementbereich werden nicht die höchsten Gehälter bezahlt, aber die Tätigkeiten sind spannend, gehalt- und sinnvoll. Realistisch ist, dass man die Karriere mit Volontariaten und Praktika beginnt, das klingt nach Selbstausbeutung, aber das Wichtige dabei ist das Netzwerken, und zwar persönliches Netzwerken. Web 2.0. ist wunderbar, aber ein Händedruck, ein Gespräch und jemandem beim Arbeiten beobachten können, das ist eine andere Dimension.
KMN: Geben Sie dem Nachwuchs Hoffung! Gibt es eine Begebenheit, eine kurze Anekdote, bei der Sie heute noch kopfschüttelnd denken Was habe ich mir damals bloß dabei gedacht?!
Leo Hemetsberger: Anfangs hatte ich fix angenommen, dass wir für unsere tollen Projekte selbstverständlich Förderungen bekommen werden. Heute weiß ich, wie wichtig die Form der Anträge, der ausgeglichene Finanzplan usw. sind, und dass jedes 3 4 Projekt gefördert wird, mit einem Drittel bis zur Hälfte des angesuchten Betrages. Also immer mehrere Standbeine haben, dann kann ein Projekt im angepeilten Rahmen eher realisiert werden. Und - je bekannter man bei den Förderstellen für gute Umsetzungen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man etwas bekommt. Was machen also AnfängerInnen: Sich informieren und Einreichen was das Zeug hält!
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