05.06.2007
Autor*in
Christian Henner-Fehr
studierte Theaterwissenschaft und Kulturmanagement. Er arbeitet als Kulturberater und Manager in Wien mit den Schwerpunkten Social Media und Kulturmarketing, Finanzierung und Organisationsentwicklung.
Weblogs
Ein Thema für Kunst- und Kultureinrichtungen?
Wenn Sie bei Google nach dem Begriff Weblog suchen, erhalten Sie derzeit rund 158 Mio. Suchergebnisse. Und selbst die Liste der Printmedien, die sich damit beschäftigen, wird von Tag zu Tag länger. Das alleine ist nun aber sicher kein Grund, warum sich KünstlerInnen beziehungsweise Kunst- und Kultureinrichtungen mit dem Thema Weblogs beschäftigen müssen. Warum aber könnten Weblogs für Sie ein Thema sein?
Vielleicht sind Sie mit Ihrer Website unzufrieden und stören sich an den niedrigen Zugriffszahlen? Oder Sie sind unglücklich darüber, dass Sie in den Medien nicht so oft vorkommen, wie Sie sich das wünschen. Unter Umständen gehören Sie zu denen, die vom Virus Web2.0 infiziert worden sind und gerne mit neuen Dingen experimentieren.
Gründe gibt es also mehr als genug, aber was ist ein Weblog eigentlich? Wikipedia spricht von digitalen Journalen, über die sich BloggerInnen ihrer mehr oder weniger großen Leserschar mitteilen. Technisch gesehen ist ein Weblog ein einfaches Content-Management-System (CMS), in dem die Beiträge chronologisch gereiht werden, der aktuellste erscheint jeweils ganz oben. Weblogs zeichnen sich darüber hinaus durch folgende Elemente aus:
- Permalinks: Jeder Beitrag erhält einen individuellen Link, der nicht veränderbar ist. Über ihn kann der Beitrag jederzeit aufgerufen werden, das heißt, Permalinks machen das Verlinken auf andere Webseiten leicht.
- Backlinks: Über Backlinks erfahre ich automatisch davon, wenn irgendwo im Internet auf einen meiner Weblogbeiträge verlinkt wird.
- Kommentare: Die Kommentarfunktion erlaubt es den LeserInnen, sich am Ende jedes Blogeintrags direkt zu äußern.
- RSS: Eines der nützlichsten Instrumente im WWW, denn das RSSFormat erlaubt es, Webseiten, z.B. Weblogs zu abonnieren. Mit der Hilfe eines RSS-Readers kann ich alle meine abonnierten Seiten auf neue Beiträge überprüfen, ohne sie direkt aufrufen zu müssen
Ein Weblog ist grundsätzlich schnell eingerichtet und kostet wenig bzw. gar kein Geld. Für die eigene Website gibt es kostenlose Softwareangebote, am bekanntesten ist sicher Wordpress. Hat man noch keine eigene Website, kann man die ebenfalls kostenlosen Angebote diverser Blogplattformen nutzen. Über den Webbrowser lassen sich dort in wenigen Minuten Blogs einrichten, inklusive einer eigenen Domain.
Über das Für und Wider des Bloggens gibt es mittlerweile unzählige Studien, Diplomarbeiten, Bücher und natürlich Blogbeiträge. Ich möchte daher an dieser Stelle ein paar Vor- und Nachteile aufzählen, die meiner Meinung nach für Kunst- und Kultureinrichtungen relevant sind.
Vorteile:
- Weblogs sind gut dafür geeignet, die eigene Website in den Rankings der Suchmaschinen ganz nach vorne zu bringen. Dies liegt daran, dass hier der Grad der Verlinkung eine Rolle spielt und Blogs in dieser Hinsicht gegenüber normalen Seiten einen klaren Vorteil haben.
- Ein Blog kann dazu beitragen, die eigene Marke zu stärken bzw. sich ein innovatives Image zu verschaffen. Weblogs werden, im Unterschied zum angelsächsischen Raum, von deutschsprachigen Kunst- und Kultureinrichtungen noch kaum eingesetzt. Derzeit ist man mit einem Blog noch Trendsetter, was bedeutet, dass Blogs ein Unterscheidungsmerkmal sind.
- Blogs sind eine Möglichkeit, um mit InteressentInnen, KundInnen oder BesucherInnen direkt zu kommunizieren, ohne auf die klassischen Medien angewiesen zu sein. Sie können außerdem eine Alternative zu Email- Newslettern sein, die angesichts der immer größeren Zahl an Emails, die uns tagtäglich erreicht, leicht übersehen werden. Das bedeutet aber auch, dass sich unser Kommunikationsverhalten grundsätzlich ändert. Die NutzerInnen werden nicht mehr mit Informationen bombardiert, sondern holen sie sich, wenn sie es wünschen.
- Blogs erlauben eine persönliche Beziehung zu den LeserInnen. Nicht das Theater oder Museum schreibt, sondern eine bestimmte Person, die einen Namen hat und als AnsprechpartnerIn fungiert.
- Blogs sind ein hervorragendes Marketinginstrument, liefern sie doch Rückschlüsse, was die LeserInnen wirklich interessiert. Dies geschieht einerseits über die direkten Rückmeldungen in Form von Kommentaren oder auch Emails. Aber auch die statistische Auswertung zeigt, welche Beiträge besonders häufig gelesen werden oder über welche Stichworte Ihr Blog in den Suchmaschinen gefunden wird.
- Blogs lassen sich aber auch intern einsetzen, etwa als eine Art Wissensspeicher. In ihnen kann über bestimmte Themen diskutiert werden und es lassen Links, Büchertipps, aber auch Videos abspeichern.
Nachteile
- Der zeitliche Aufwand, ein Weblog zu betreiben, ist erheblich. Schließlich geht es darum, einen dauerhaften Kontakt zu Ihren LeserInnen herzustellen. Und das geht nicht, wenn Sie einmal im Monat einen Beitrag veröffentlichen. Blogs mit guten Zugriffszahlen veröffentlichen jeden Tag einen, manchmal auch mehrere Beiträge.
- Als BlogbetreiberIn müssen Sie etwas zu sagen haben, den LeserInnen etwas zu erzählen haben. Wenn Sie jeden Tag händeringend vor dem Computer sitzen, weil Sie nicht wissen, worüber Sie schreiben sollen, lassen Sie es wohl besser bleiben.
- Als BlogautorIn sollten Sie so schreiben können, dass man Ihre Beiträge auch gerne liest, sonst werden die LeserInnen nicht bleiben. Noch größer ist die Herausforderung, Ihre BlogbesucherInnen dazu zu bringen, mit Ihnen in einen Dialog zu treten. Sich öffentlich im Internet zu äußern, stellt für viele Menschen eine unüberwindbare Hürde dar. Und Sie werden feststellen, dass es vor allem Blogger sind, die Ihre Beiträge kommentieren.
- Ein Weblog macht Sie angreifbar, denn Kritik kann direkt in Ihrem Blog geäußert werden und theoretisch von Millionen Menschen gelesen werden. Das heißt, Sie müssen sich sehr gut überlegen, wie Sie mit Kritik umgehen, denn die kann jederzeit kommen. Die Zahl der Weblogs geht zwar in die Millionen, trotzdem können die meisten Menschen damit noch nicht viel anfangen. Das heißt, Sie schreiben zumindest derzeit für eine Minderheit und niemand weiß, ob es in ein paar Jahren noch Blogs gibt.
- Der Bekanntheitsgrad Ihres Weblogs lässt sich durch viele Links steigern. Das Problem; Es gibt derzeit noch recht wenige Blogs, die im Kunstund Kulturbereich angesiedelt sind. Das heißt, es gibt nicht viele Weblogs, die auf Ihren Blog verlinken werden, was wiederum bedeutet, dass Sie in den Rankings nicht nach oben kommen. In den Top 100 der deutschsprachigen Blogs ist der Kunst- und Kulturbereich überhaupt nicht vertreten, der Weg zum Erfolg ist in dieser Hinsicht noch ein weiter.
Es ist also nicht alles Gold, was glänzt und Sie sollten sich auf alle Fälle gut überlegen, ob Sie es auf einen Versuch ankommen lassen. Vielleicht machen Sie auch erst einmal einen Test unter Ausschluss der Öffentlichkeit und versuchen sich einfach zwei Wochen lang als BloggerIn. Wie bei jedem Projekt geht es auch hier darum, dass Sie Ihre Ziele eindeutig festlegen. Der Blogger Klaus Eck hat in seinem Blog einen sehr guten Beitrag über Blog-Strategien verfasst. Diesen und einige andere für Sie hoffentlich hilfreiche Links finden Sie unter http://del.icio.us/hennerfehr/km_08.
Vielleicht schauen Sie sich auch erst einmal in der Blogosphäre um. Wie machen andere das, wie oft und worüber schreiben sie? Wenn Sie Lust haben, werfen Sie einfach einen Blick auf mein Weblog - dort finden Sie jede Menge Hinweise auf andere Blogs.
CHRI STIAN HENNER- FEHR studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Uni Erlangen und anschließend am Institut für Kulturmanagement (IKM) in Wien. 1997 gründete er mit CHF Kulturmanagement eine eigene Firma als Basis für verschiedene Dienstleistungsangebote, u.a. zu den Themen EU-Förderung, Projektmanagement, Kulturfinanzierung und Kommunikation.
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