25.05.2022

Themenreihe Karriere

Autor*in

Paulina Jacob
absolvierte bereits ihr Bachelorstudium im Bereich Medienkultur an der Bauhaus-Universität Weimar und studiert hier seit Herbst 2020 im Master Medienmanagement. Neben dem Studium engagiert sie sich bei studentischen Filmprojekten im Bereich Produktion und ist als Werkstudentin in der Filmförderung tätig.
Mariana Martins
war nach ihrem Romanistikbachelor in der transnationalen Kulturvermittlung und als Übersetzerin tätig. Aktuell studiert sie im Master Kultur- und Medienmanagement in Weimar, mit dem Schwerpunkt Markenführung und wünscht für die Zukunft einen stärkeren Austausch zwischen akademischer und nicht-akademischer Welt.
Nicola Lea Libera
absolvierte nach der Schule ein Freiwilliges Technisches Jahr, welches sie zu ihrem Bachelorstudium der Medieninformatik bewegte. Zurzeit ist sie im Master Computer Science for Digital Media an der Bauhaus-Universität-Weimar eingeschrieben. Zukünftig möchte sie gerne Software für gute Zwecke entwickeln, die die Menschen unterstützt.
Florian Timm
studiert seit 2020 Informatik an der Bauhaus-Universität Weimar. Hamburger in der Fremde. Will seine neuen Fähigkeiten, Kontakte und sein Deutschlandstipendium für mehrere aufkeimende Projekte nutzen, um Integration von Konzept und Planung in die Mitte der Gesellschaft zu bringen.
Wege ins Kulturmanagement

Challenge accepted!

Was haben Studierende des Medien- und Kulturmanagements sowie der (Medien-)Informatik gemeinsam? Im Falle von Paulina Jacob (Medienmanagement), Mariana Martins (Kulturmanagement), Nicola Lea Libera (Computer Science for Digital Media) und Florian Timm (Informatik) ist es vor allem die Teilnahme am interdisziplinären Bauhaus.Modul in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar (KSW). Im Interview reflektieren die vier Studierenden ihre Eindrücke und wichtigsten Erkenntnisse aus dem Projekt - und inwieweit dieses ihre Sicht auf den Kulturbetrieb (als potenziellen Arbeitgeber) beeinflusst hat.

Themenreihe Karriere

Liebe Paulina, liebe Mariana, liebe Nicola und lieber Florian, ihr vier habt im Wintersemester 2021/22 gemeinsam mit fünf weiteren Studierenden aus unterschiedlichen Fachrichtungen in zwei Gruppen an den Challenges des Bauhaus.Moduls gearbeitet.* Mit welchen Vorstellungen und welcher Motivation habt ihr euch auf das Projekt beworben? 

Paulina Jacob: Ich hatte vor allem Lust, mal etwas anderes als die typischen Seminare und Vorlesungen zu belegen. So waren für mich vor allem der Projektcharakter und der Zusammenarbeit mit Studierenden aus anderen Studiengängen ausschlaggebend für meine Bewerbung. Zudem wollte ich schon länger Arbeitserfahrung im Museum sammeln, sodass mich auch die Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar sehr begeistert hat.
 
Mariana Martins: Bei mir war es sehr ähnlich: Die praktische Zusammenarbeit mit einer Kulturinstitutionen sowie der lösungsorientierte Ansatz waren für mich sehr spannend. 
 
Nicola Lea Libera: Für mich war weniger der Bezug zum Kulturmanagement wichtig, als in diesem Modul mal praxisorientiert zu arbeiten. Außerdem kommen wir Informatiker:innen im Studium leider sehr wenig mit anderen Studiengängen in Kontakt. In diesem Projekt hatten wir hingegen die Möglichkeit, etwas in einem interdisziplinären Team zu entwickeln und das freier zu gestalten. Das war für mich sehr wichtig. Dass die Klassik Stiftung Weimar dabei der Praxispartner ist, war insofern spannend für mich, da Informatik immer mehr den Kontext mit Museen und Ausstellungen gerückt ist.
 
Florian Timm: Bei mir war es vor allem das Interesse, mit anderen Leuten in Weimar in Kontakt zu kommen. Denn ich komme eigentlich aus Hamburg und habe hier in Weimar nur sehr wenig Abwechslungsreiches zutun, außer im Zimmer zu sitzen und für Informatik zu lernen sowie Sachen zu programmieren. Um mehr Teil von Weimar zu werden, hatte ich auch im Semester davor schon für Radio Lotte und Bauhaus FM zusammen Sendungen produziert. Da klang das Projekt vom neudeli und der Klassik Stiftung Weimar nach einem passenden Ansatz, um das auszubauen.
 
Inwieweit haben sich diese Vorstellungen und Motivationen bei euch erfüllt?

PJ: Meine Hauptmotivation mit Leuten zusammenzuarbeiten, mit denen ich sonst nicht im Medienmanagement-Studium zusammenarbeiten würde, wurde auf jeden Fall erfüllt: In unserer Gruppe gab es mit Mariana und Angelina zwei Kulturmanagerinnen sowie mit Philipp einen Medieninformatiker. Das hat auch auf der menschlichen Ebene sehr gut funktioniert. Zudem hat das Projekt aber auch meine Vorstellungen übertroffen, denn ich bin davon ausgegangen, dass wir mit der Wissensplattform eher etwas Interaktives für die Arbeit in Museen schaffen. Deshalb war ich zunächst etwas geplättet von der Masse an Informatik- und Datenbank-Wissen, das wir drei Managerinnen uns erst noch aneignen mussten. Da hat uns Philipp als Medieninformatiker allerdings einen sehr guten, lehrreichen Einblick gegeben. 
 
MM: Ich bin zunächst auch davon ausgegangen, ein digitales Format für Besucher:innen zu entwickeln, was die Plattform für Wissenstransfer zwischen den Institutionen, die wir letztlich entworfen haben, aber nicht ist. Damit sind auch andere Prozesse und Zielgruppen verbunden, in die wir uns einarbeiten mussten. Absolut hilfreich waren für mich die vielen Entrepreneur- und Innovationsmethoden, die uns Charlene und Josephine vermitteln haben. Davon konnten wir für die Entwicklung unserer Idee sehr viel anwenden. Toll war zudem, dass der Kontakt zur Klassik Stiftung Weimar als Praxispartner immer da war und diese uns gegenüber so offen war. So konnten wir uns regelmäßig austauschen und haben viele Informationen bekommen. Dadurch haben wir eine andere Perspektive auf die Arbeit im Museum und deren Umfang bekommen.

NLL: Einerseits wurden meine Erwartungen erfüllt, dadurch wir wirklich interdisziplinär gearbeitet haben. Besonders interessant waren die unterschiedlichen Vorgehensweisen und das unterschiedliche Wissen, das jede:r mitbringt: So waren in unserer Gruppe Informatiker:innen mit unterschiedlichen Hintergründen, aber mit Lara auch eine Kulturmanagerin, mit Lisa eine Medienmanagerin sowie mit Johann ein Bauingenieur. Allerdings bin ich mit der Erwartung reingegangen, dass wir ein interaktives Format für eine analoge Ausstellung in der Klassik Stiftung Weimar entwickeln. Dass wir stattdessen ein rein digitales Format entwickeln, hat mir aber auch viel gebracht. Generell haben wir innerhalb einer so kurzen Zeit eine Menge gemacht - auch wenn es manchmal ein bisschen viel auf einmal und schnell war, sodass kaum Zeit blieb, über etwas mal länger nachzudenken oder noch mal einen Schritt zurückzugehen.
 
FT: Ich würde, wenn es jetzt aufgeschrieben wäre, schreiben: "siehe oben", und mich vor allem Nicola anschließen. Mehr Zeit zu haben, um noch ein wenig mehr auszuprobieren, wäre super gewesen. Denn wenn wir uns für etwas entschieden hatten, war diese Entscheidung final. Um hier mehr ausprobieren zu können, hätten wir allerdings Vollzeit in dem Projekt arbeiten müssen statt an nur einem Tag in der Woche für ein paar Stunden. Insofern kann niemand etwas für dieses Zeitproblem. Generell bin ich sehr frei an das Modul rangegangen, aber war dennoch etwas überrascht, wie umfassend wir das machen und entsprechend tief in die Museumsarbeit gegangen sind. Auch die Zusammenarbeit mit dem Teambuilding-Coach war überraschend positiv und hilfreich für mich. Das gilt auch für die Betreuung vom neudeli und der Klassik Stiftung Weimar, sodass wir nie das Gefühl hatten, am langen Arm gehalten zu werden. Insofern war es insgesamt eine sehr schöne Erfahrung und ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mir im nächsten Semester fehlen wird, im großen Team etwas zu machen. 
 
Inwieweit hatte eure interdisziplinäre Teamkonstellation Auswirkung auf die Aufgabenverteilung?

MM: Zunächst mussten wir selbst schauen, wer welchen Hintergrund und welche Kompetenzen mitbringt und uns untereinander kennenlernen, um alles Weitere abschätzen zu können. Der Teambuilding-Workshop war dafür sehr hilfreich, weil wir so gegenseitig unsere Persönlichkeitstypen kennengelernt haben. Dadurch konnten wir die jeweiligen Arbeits- und Herangehensweisen besser einordnen und unsere Aufgaben entsprechend verteilen, wo Teamwork nicht möglich war. Zudem haben wir darauf geachtet, dass jede:r immer eingebunden ist und die Aufgaben zu gleichen Anteilen zu verteilen. Und es war uns wichtig, dass wir unsere Prozesse gegenseitig verstehen und wissen, was die anderen machen. Bei uns hat sich schnell rausgestellt, dass sich Philipp als Medieninformatiker eher um die digitale Umsetzung der technischen Details kümmern wird. Also alles, wozu Angelina, Paulina und ich nicht das fundierte Wissen hatten. Wir drei haben stattdessen unter anderem die Kommunikation übernommen - so etwa mit unseren Interviewpartner:innen aus den verschiedenen Institutionen, um deren Bedürfnisse herauszufinden.
 
NLL: Wir haben bis zur technischen Umsetzung des Prototyps die Aufgaben gar nicht aufgeteilt, sondern alles immer zusammen gemacht. Florian und ich haben als Informatiker:innen allerdings in der Umsetzungsphase des Konzepts verstärkt unsere Expertise eingebracht, um etwa realistisch einzuschätzen, was in der kurzen Zeit möglich ist, technisch umzusetzen. Eine 3D-Umgebung aufzubauen, in der man sich frei bewegen kann und alle Gegenstände anfassen kann, wäre beispielsweise nicht möglich gewesen.
 
Was war für euch beim Teambuilding besonders überraschend oder aufschlussreich? Und was könnt ihr auch für weitere Projekte mitnehmen?

PJ: Bei dem Termin selbst konnte ich zwar nicht dabei sein, aber mir hat auf jeden Fall das Briefing der anderen zur Typeinteilung sehr geholfen. Meine Fremd- und Eigenwahrnehmung waren da auch identisch, wobei wir mich im Vierfarben-Modell als "Rot" eingeordnet haben. Hilfreich war hier auch zu erfahren, dass jede Farbe und damit jeder Persönlichkeitstyp seine Berechtigung und Relevanz für die Gruppenarbeit hat.
 
MM: Diese Selbstreflexion beim Teambuilding war auch für mich absolut hilfreich und überraschend: Denn wir sollten uns einmal als Person reflektieren, und dann als Person in einer Gruppenkonstellation. Bei uns war es zum Beispiel so, dass wir innerhalb der Gruppe alle vier Farben gleichmäßig vertreten hatten. Alle wussten dadurch auch übereinander Bescheid. Das ist in der Gruppenarbeit sogar zu einem kleinen Running Gag geworden, indem man sich auf die Farben berufen hat, um Arbeitsweisen einzuschätzen, wie etwa: "Du arbeitest gern mit Post-its, weil du als blaue Person sehr strukturiert bist." Vielleicht wurden dadurch auch Konflikte vermieden, die ohne dieses Bewusstsein sonst aufgekommen wären. So hat es auch zu gegenseitigem Respekt geführt und unsere Gruppenarbeit bereichert.
 
NLL: Dieses Bewusstsein hat auf jeden Fall auch bei uns sehr geholfen, um achtsamer miteinander umzugehen. So haben wir etwa bei schüchternen Menschen darauf geachtet, dass diese auch zu Wort kommen und sich durchsetzen können. Das ist wichtig, damit wirklich alle eingebunden sind und niemand untergeht. 
 
FT: Und gleichzeitig konnten dadurch eher laute Personen wie ich lernen, sich zurückzuhalten. Das ist auch ein Teil von Mitarbeit, der unsichtbar ist. Paulina wird wissen, was ich meine. 
 
Auf welche Herausforderungen seid ihr während der Zusammenarbeit im Team - neben der knappen Zeit - noch gestoßen? Und wie seid ihr damit umgegangen?

NLL: Da wir in der Konzeptionierung so eng im Team gearbeitet haben, haben wir vor allem die verschiedenen Wissensstände immer wieder gemerkt und versucht, diese zusammenzubringen. Da Florian und ich am ehesten aus der Gruppe im Game Development drin waren, mussten wir mitunter die anderen darauf hinweisen, was für Spieler:innen funktioniert und was nicht. Im Gegenzug konnten uns andere in der Gruppe über die Abläufe in Kultureinrichtungen besser aufklären. Hätten wir die Aufgaben diesen Wissensständen entsprechend aufgeteilt, hätte es vielleicht an einigen Stellen weniger Schwierigkeiten und Diskussionspotential gegeben. Aber letztlich sind wir ja gut durchgekommen.  
 
FT: Unser Hauptproblem für eine klarere Aufgabenteilung war das Ergebnisoffene. Dadurch wussten wir bis kurz vor knapp gar nicht, wo das hingeht. Bei der Gruppe von Mariana und Paulina war relativ schnell klar, was sie entwickeln werden. Währenddessen waren wir nach den Interviews noch immer in der Diskussionsphase, weil uns eine konkretere Zielvorgabe gefehlt hat. So wussten wir lange gar nicht, wie wir die Leute und die damit verbundenen Ressourcen in der Gruppe am besten einsetzen können. Das war auch der Grund, weshalb wir uns am Ende eigenverantwortlich mehr Zeit genommen haben, als vom Modul vorgesehen war. So etwa haben Nicola und ich drei Tage hintereinander bis zu 12 Stunden "Crunch time" gemacht, um den Prototyp zu entwickeln. Aber das ist nicht das Problem des Moduls oder der Planung. Für das, was wir uns vorgenommen haben, wäre es anders nicht möglich gewesen. 
 
PJ: Bei uns war das Zeitproblem eher umgekehrt: Es gab zum Beispiel einige Programmpunkte im Modul, die inhaltlich sehr gut zum Stand der anderen Gruppe gepasst haben. Wir waren mitunter aber schon etwas weiter und hätten diese Zeit gern für andere Dinge verwendet und an denen ausführlicher gearbeitet als im Zeitplan vorgesehen. So etwa bei den Interviews, für die wir innerhalb von zwei Wochen Termine mit fachkundigen Leuten aus dem Kulturbereich vereinbaren und durchführen mussten. Hier hat uns sehr geholfen, dass wir uns nicht ganz streng an den vorgegebenen Zeitplan halten mussten, sondern auch noch nach diesem Zeitraum Interviews führen konnten. Und wenn wir Philipp fragen würden, hätte er sicherlich auch gern noch mehr Zeit für den Prototypen gehabt. 
 
MM: Eine weitere kleine Herausforderung war mitten im Semester die coronabedingte Umstellung von Präsenz auf Digital. Das war leider auch zu dem Zeitpunkt, in dem es im Modul erst so richtig losgehen sollte. Wir hatten kurz Bedenken, dass es bei uns den Drive herausnimmt und haben uns auch gefragt, was das wohl mit der Gruppendynamik macht. Zumal es zuvor in Präsenz echt gut funktioniert hat. Aber wir haben uns dann zum Glück schnell wieder umgestellt und an diese Bedingungen angepasst.
 
NLL: Bei uns fiel das direkt in die Zeit des kreativen Prozesses, wobei es mitunter angenehmer ist, in Präsenz zusammenzusitzen, um etwa kurze Skizzen zu machen, die man den anderen zeigen kann. Die haben wir im Digitalen dann eben nur in die Kamera gehalten. Wenn es digital aber gar nicht ging, haben wir uns auch innerhalb der Gruppe unter Einhaltung der 2G-Regelung in Präsenz getroffen.
Was nehmt ihr jeweils aus dem Projekt für euren weiteren Werdegang mit?

PJ: Mir ist klar geworden, wie wichtig mir die Arbeit im Team ist - und dass das im Medienmanagement-Studium zu kurz kommt. Ebenso waren für mich die Einblicke in die Museumsarbeit und speziell in die Bereiche Museums- und Kunstpädagogik sehr wichtig, da ich jetzt weiß, dass es aktuell nicht die richtige Richtung für mich wäre. Auch wenn die Arbeit mit der Klassik Stiftung Weimar als Kooperationspartner und Carsten Wintermann als unser Betreuer wirklich toll waren. Aber ich möchte mich jetzt zunächst noch mehr im Bereich Filmproduktion probieren, wobei ich sehr glücklich, dass ich so in den Museumsbereich blicken konnte. Allerdings arbeiten wir immer noch mit der Stiftung zusammen und haben Anfang März unseren Prototypen einem größeren Publikum innerhalb der Stiftung vorgestellt. Weitere Folgetermine und Zusammenarbeiten sind da sicherlich nicht ausgeschlossen. 

MM: Für mich war es spannend zu sehen, welches Potential und welche Kreativität in einer interdisziplinären Gruppe stecken können. Das hat mich sehr positiv überrascht, wobei ich auch das ergebnisoffene Arbeiten und Ausprobieren sowie das Voneinander lernen sehr mochte. Denn Leute, die vorher noch nichts mit dem Kulturbetrieb zu tun hatten, sind durch das Projekt damit in Berührung gekommen und haben sich umfassend damit auseinandergesetzt. Umgekehrt war es für mich als angehende Kulturmanagerin sehr lehrreich und wichtig, mich mit digitalen Lösungen auseinanderzusetzen und zu merken, welche Effekte das für den Kulturbetrieb hat.
 
FT: Ich war sehr überrascht, wieviel Spaß mir das gemacht hat. Es war also die richtige Entscheidung, mal aus den Curriculum-Strukturen auszubrechen, um etwas komplett anderes zu machen, auch wenn es dafür keine 6 Punkte gibt. Zudem hat mir das Projekt auch gezeigt, dass ich mehr kann, als ich mir mitunter selbst zugestehe - und dass es mehr potenzielle Arbeitgeber gibt, als ich bisher dachte. Das ist wohl auch eine Erkenntnis, die für Nicola und mich am wichtigsten ist und dir mir im Projekt nochmal sehr deutlich geworden ist: Mit Informatik finden wir einen Job - egal in welchem Bereich. Und ich wünsche mir natürlich, dass wir die Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar fortsetzen können und unseren Prototyp weiterentwickeln. Dafür beneide ich die andere Gruppe ein wenig.
 
NLL: Für mich waren die unterschiedlichen Tools sehr hilfreich, die ich sicherlich auch bei weiteren Projekten und Arbeiten anwenden werde. Außerdem fand ich es sehr interessant zu sehen, wie so ein ganzer Prozess vonstatten geht: über Nutzerstudien die Bedürfnisse herauszufinden und die Ergebnisse zu evaluieren und sie davon ausgehend in einem praxisnahen Prozess mit Möglichkeiten der realen Anwendung umzusetzen. 
 
Warum erachtet ihr es als wichtig, bereits im Studium mit solchen Projekten von großen Institutionen betraut zu werden, insbesondere mit Blick auf den Kulturbetrieb? 

PJ: Gerade in eher wissenschaftlich ausgelegten Studiengängen wie Kultur- und Medienmanagement sind solche praxisorientierten Projekte eine der wenigen Möglichkeiten, um wirklich etwas Handfestes für den späteren Beruf mitzunehmen. Wir haben auch beim Medienmanagement kein Praktikum vorgesehen, was ich sehr schade finde: Denn dann studiert man zwei weitere Jahre und weiß am Ende trotzdem nicht, wo die eigenen Kompetenzen und Interessen liegen und wo es damit mal hingehen kann. Ich sehe in solchen praxisorientierten Projekten mit Universitäten auch einen großen Mehrwert für Kulturbetriebe: Zum einen können so potentielle neue Mitarbeitende entdeckt und gewonnen werden. Zum anderen können die Einrichtungen durch diese Einblicke von außen neue Ideen entwickeln und stärker an den Interessen verschiedener Zielgruppen arbeiten. Besonders, wenn das Digitale auch im Kulturbetrieb immer stärker in den Fokus rückt. Wichtig fand ich dabei auch die Wertschätzung und Augenhöhe, die uns die Klassik Stiftung Weimar entgegengebracht hat: Sie haben uns immer ernst genommen, waren offen für unsere Ideen und letztlich auch von den Ergebnissen begeistert. 
 
NLL: Solche positiven und dankbaren Rückmeldungen zu Projektergebnissen finde ich gerade im Studium sehr wichtig. Vor allem, um zu wissen, welche Kompetenzen und Stärken man eigentlich hat. Das ist im Studium leider kaum der Fall, was vor allem daran liegt, dass wir zu wenig praxisorientiert arbeiten. Das heißt, wir lernen zwar praktische Fähigkeiten, nur leider immer im Kontext der Universität und daher eher sehr akademisch. Ich finde es daher immer sehr schön, wenn man ein an einem Projekt arbeiten kann, welches einen aktuellen und sehr greifbaren Hintergrund hat. Gleichzeitig ist die Motivation dadurch auf beiden Seiten höher. Durch das interdisziplinäre Arbeiten können außerdem alle Beteiligten ihren Horizont erweitern und mitunter Dinge lernen, für die sie sich ursprünglich gar nicht interessiert haben oder dachten, dass sie das gar nicht brauchen. 
 
MM: Das würde ich genauso unterschreiben. Für uns Studierende ist es natürlich immer spannend, mit Praxispartnern zusammenzuarbeiten. Allein schon, um Einblicke in die Arbeitswelt der Institutionen zu bekommen. Das ist bei Praktika auch der Fall, allerdings wird das oft getrennt von dem Unistoff geführt. Deshalb kam mir gerade der Gedanke eines Dualen Studiums im Miniformat: In diesem könnte man innerhalb des Studiums eine Problemlösung entwickeln, die einen direkten Effekt auf den Praxispartner haben kann. Zudem denke ich, dass diese Mischung aus Studiums- und Unternehmensperspektive wichtige Potenziale birgt, um Innovationen in einem geschützten, zwanglosen Rahmen und mit entsprechendem Freiraum zu entwickeln. 
 
FT: Für Studierende wie Nicola und mich, die kein geistes- oder kulturwissenschaftliches Studium absolvieren, deren Kompetenzen aber auch im Kulturbetrieb in neuen Bereichen, wie etwa im Digitalen, gebraucht werden, sind solche Einblicke extrem wichtig. Denn wie wird man sonst auf Kultureinrichtungen als potenzielle Arbeitgeber aufmerksam, wenn man bisher keinen Zugang dazu hatte? Vor dem Projekt hätte ich mir beispielsweise nicht vorstellen können, mal in einer Kulturinstitution zu arbeiten. Als was auch? Aber durch die Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar weiß ich jetzt, dass es eine normale Firma mit Abläufen und unterschiedlichen Abteilungen ist, in der nicht nur Restaurator:innen oder Museumspädagog:innen tätig sind. Insofern wären gerade für Berufseinsteigende zwei oder drei Module mit verschiedenen Projektpartnern zu unterschiedlichen Schwerpunkten im interdisziplinären Austausch mit Firmen wichtig. Und deswegen ist das gerade in der Retrospektive auf das Modul noch schöner, dass wir dadurch die Möglichkeit hatten, einfach mal woanders reinzuschauen, ohne das direkt mitzukriegen. Also mir war es zumindest währenddessen nicht bewusst, dass wir hier schon den ersten Fuß in die Tür bekommen könnten. Es zeigt also auch, wohin das Studium führen kann, mitunter auch in Bereiche, die im ersten Moment nicht offensichtlich erscheinen.
 
*Für Challenge 1 "Wie können wir den Mehrwert digitaler Ausstellungsformate für die museale Vermittlung der Klassik Stiftung Weimar stärken?" entwickelten Lisa Heiting, Nicola Lea Libera, Lara Mühlinghaus, Johann Sterf und Florian Timm gemeinsam den Prototypen einer Spiele-App. Für Challenge 2 "Wie können wir den Wissensaustausch über Kulturgüter zwischen Museen, Sammlungen und Forschungseinrichtungen fördern?" entwickelten Paulina Jacob, Angelina Kluge, Mariana Martins und Philipp Tornow den Prototypen einer Wissensplattform. Über das Projekt aus Sicht der Klassikstiftung Weimar und des neudelis berichten Charlene Wündsch (neudeli) und Kristina Johannes (KSW) in diesem Interview.
 
Dieser Beitrag erschien zuerst im Kultur Management Network Magazin Nr. 165: "Wege ins Kulturmanagement". Einblicke in ihre Projektergebnisse geben Paulina und Mariana in diesem Beitrag und Nicola und Florian in einem weiteren, der am 30.05. erscheint.

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