12.10.2008

Autor*in

Zenaida des Aubris
ist Beraterin für internationale kulturelle Events und kann auf über 25 Jahre Erfahrungen in Management und Produktion klassischer Musik in Amerika, Europa und Asien zurückblicken.
Best Practice

Kulturförderung a la BASF

BASF The Chemical Company. So einfach und kategorisch benennt sich das weltgrößte Chemieunternehmen. Mit einem Umsatz von 58 Milliarden Euro (2007), 95.000 Mitarbeiter an über 100 weltweiten Standorten, kann man erwarten, dass BASF auch ein breit angesetztes CCR (Corporate Cultural Responsibility) Programm hat, ganz zu schweigen von einem weit gefächerten CSR (Corporate Social Responsibility) Programm. Wobei bei BASF ungern von einem CSR Engagement gesprochen wird, eher um die Integration von Nachhaltigkeit in die globale Unternehmensstrategie, so z. B. die Zielsetzung der Minderung von spezifischen Treibhausgasen um 25% bis 2020 im Vergleich zu 2002 bei den eigenen Projekten.
Zentraler Bestandteil der Kunst & Kulturförderung ist eine eigene Konzertreihe im BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen. In den letzten Jahren hinzugekommen sind ein verstärktes Engagement in den Bereichen Tanz, bildende Kunst und Filmfestivals wie auch die Nachwuchsförderung junger Talente und künstlerisch-pädagogische Projekte. Auch Kooperationen und Sponsoring gehören hierzu. Der Kunst & Kultur CCR-Etat betrug im Jahre 2007 12,4 Millionen Euro. Zum Vergleich: die gesamte BASF Firmen-Gruppe hat 62,8 Millionen Euro für CSR Projekte im Jahre 2007 ausgegeben.

Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit illustriert die Vorgehensweise der BASF-Kulturförderung exemplarisch: Am 6. September wurde das sich auf Europa-Tournee befindende Simón Bolivar Youth Orchestra unter seinem Chef-Dirigenten Gustavo Dudamel nach Ludwigshafen eingeladen. Dort wurde dann die 2. Symphonie von Gustav Mahler "Auferstehung" öffentlich geprobt. Anschließend gab es eine ausgiebige Podiumsdiskussion über das inzwischen weltberühmte venezolanische Musiker-Erziehungsprogramm el sistema, mit der Anwesenheit seines Gründers, José Antonio Abreu. Am 9.September dann das eigentliche Konzert in Form einer Benefiz-Veranstaltung. So haben BASFGelder letztendlich drei verschiedene, in die Tiefe gehenden Veranstaltungen ermöglicht, die dem interessierten Publikum weit mehr als nur einen angenehmen Konzertbesuch zugänglichen gemacht haben.
Aber nicht nur im Bereich der klassischen Musik ist die BASF Kulturförderung tätig: Als Hauptsponsor für die "Bandpool" der Popkademie Baden-Würtemberg ermöglicht BASF die kostenlose Teilnahme der Künstler an einer 18-monatigen Ausbildung. "Erklärtes Ziel des Bandpools ist branchen- und künstlergerechtes Artist Development. Neben den Coachings und Workshops rund um die künstlerischen Inhalte soll vor allem individuelles Netzwerken, die Vermittlung von Business Know-How und die Start-up Beratung durch das Bandpool-Team den Künstlern den Weg ebnen für eine erfolgreiche Karriere im Musikbusiness", so Christian Pertschy, der als Projektleiter für den Bandpool der Popakademie verantwortlich zeichnet. Für die 10. Bandpool-Generation haben sich 9 Newcomer - Bands aus insgesamt 300 Bewerbungen in diesem Jahr qualifiziert. Im vergangenen Jahrzehnt, haben 70 Bands das rigorose Training durchgestanden. Für 18 dieser Bands gab es dann Plattenverträge, darunter Peilomat (Universal), Leo can dive (Virgin), Sound:scaper (Four Music) und Revolverheld (SonyBMG).
Da ja BASF weltweit tätig ist, sind auch Projekte in der Kunst & Kulturförderung global angesetzt. So in der Volksrepublik China, wo BASF seit 1985 (zum Vergleich: Siemens seit 1972) aktiv ist und im Jahr 2007 einen Umsatz von 4.4 Milliarden Euro erzielt hat. In Verbindung mit der Eröffnung eines neuen Verbundstandortes in Nanjing wurde gemeinsam mit der chinesischen Photographin Xiao Hui Wang im Frühjahr 2005, der erste nationale, kreative, zeitgenössische Photo-Wettbewerb ausgeschrieben. Die 120 Gewinner aus über 26,000 eingereichten Arbeiten wurden von einer international besetzten Jury gewählt. Zwei Museen und ein Buch haben anschließend die Werke der Preisträger veröffentlicht.
Tatsächlich ist BASF im Bereich Kulturförderung seit 1921 tätig. Im Zuge der Konzerte, die vom BASF Kulturprogramm veranstaltet wurde, sind schon heute historisch klingende Namen aufgetreten, z. B. Richard Strauss (1929), Yehudi Menuhin (letztmalig 1997), Alfred Brendel (erstmals 1971), Mstislav Rostropovich (erstmals 1983), Pierre Boulez (1994) und Claudio Abbado (2006). Auch während des 2. Weltkriegs ging die Konzertaktivität weiter, bis im April 1944 ein generelles Verbot von Kulturveranstaltungen ausgesprochen wurde. Obendrein wurde 1944 die BASF-eigene Konzertstätte "Feierabendhaus" bis auf die Grundmauern zerstört. Im BASF-Gesellschaftshaus wurde der Konzertbetrieb 1945 in einem kleineren, kammermusikalischen Rahmen wiederaufgenommen. 1952 konnte das wiederaufgebaute "Feierabendhaus" als großes Konzerthaus seine Türen wieder öffnen.
Zur Zeit wird ein mögliches Engagement bei der Expo 2010 in Shanghai geprüft. Wir können gespannt sein, zumal die Entscheidungskriterien für die Auswahl von Projekten vor allem Qualität, Einzigartigkeit und innovative Kraft sind.

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