28.10.2015

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Autor*in

Jan Albrecht
Jan Albrecht studierte Kultur und Management an der Hochschule Zittau/Görlitz. Seine Masterarbeit schrieb er über das Konzept Museum 2.0 und eine sich durch die Digitalisierung verändernde Kunstrezeption. Seit dem Studium ist er als freier Wissenschaftler zum Forschungsthema Migranten-Enkulturation und regionale Resilienz (Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen, www.kultur.org) tätig. Seine Schwerpunkte sind Kulturpolitik, Museologie und Projektmanagement.
Buchrezension

Die perfekte Ausstellung. Ein Praxisleitfaden zum Projektmanagement von Ausstellungen

Barbara Adler und Barbara den Brok präsentieren mit ihrer Veröffentlichung "Die perfekte Ausstellung" eine gelungene Einstiegslektüre in das Projektmanagement von Ausstellungen. Während bisherige Erscheinungen selten einen solch starken Bezug zur Praxis aufwiesen, stellt dieses Buch mit seinen konkreten Checklisten und Handlungsanweisungen für den interessierten Leser einen Hoffnungsschimmer dar.
 
Beide Autorinnen sind erfahrene, seit langem im Museologie-Segment tätige Projektleiterinnen. Dabei liegt ihr Schwerpunkt keineswegs nur auf Kunstausstellungen, die Inhalte sind bspw. ebenso übertragbar auf die Bereiche Technik oder Naturkunde. Zudem zeigt die Publikation auf, wieviele Konzepte der Museumspädagogik nach wie vor in der Realität schlecht umgesetzt werden. So werden in der Praxis beispielsweise die positiven Effekte beim Einsatz von Hands-On-Experimentierstationen weiterhin oftmals verkannt und unterstützendes Lernen durch das Hervorrufen eines Erlebnisses, die positive Provokation (Vgl. The Experience Economy von J.Pine und J.Gilmore), nicht gefördert. Die Autorinnen verweisen zudem auf einfache Praxistipps, die erfahrungsgemäß trotzdem nicht in jeder Ausstellung selbstverständlich sind ¬ so etwa die Positionierung von Hinweisschildern.

Die Publikation gliedert sich in drei Teile: Das Management einer Ausstellung, Porträts und ein umfangreicher Materialanhang.

Im ersten Teil werden grundlegende Begrifflichkeiten und Arbeitsweisen des Projektmanagements kurz und knapp erläutert beteiligte Mitarbeiter (Aufgaben der Projektleitung, Charakteristika eines Auftraggebers, potentielle Zusammensetzung des Projektteams, usw.), Meilensteine, diverse Arbeitsmethoden (Kreativmethoden zur Ideenfindung, Methoden zur Prioritätensetzung oder zur Erarbeitung von Entscheidungsgrundlagen) und die Projektphasen( Vorprojekt-, Planungs-, Realisierungs- Folge - und Abschlussphase). Ein besonderes Augenmerk haben die Autorinnen dabei auf die einzelnen Projektphasen gelegt, wobei die praktische Arbeit mit dem Buch durch die Bezugnahme auf Beispiele, grafische Abbildungen und wiederholte buchinterne Textbezüge erleichtert wird. Speziell durch die Verweise auf den Materialanhang zeichnet sich diese Publikation durch einen starken Praxisbezug aus.

Im Anschluss folgen zehn Interviews mit Experten aus Museen Deutschlands, Liechtensteins, der Schweiz und Österreichs. Es werden die jeweiligen Interviewpartner kurz vorgestellt und mittels Fragen bekommt der Leser einen Einblick in die direkte Arbeit. Dabei können die Fragen mitunter auch konstruktiv-kritischer Natur sein: Gibt es Grenzen des Projektmanagements wo wird es zu viel Organisation? Warum arbeiten kreative Mitarbeiter besser nach Plan? Was nahmen Sie aus dem Projekt mit, was Sie nun anderen empfehlen würden? Welche Kompetenz befähigt Sie, einen Mitarbeiter auszuwählen? Oder auch: Was kann man bei einem Ausstellungsprojekt planen, was nicht?

Dabei erkennt der Einsteiger schnell, dass die klassische Arbeitsrolle eines Ausstellungsmanagers nahezu nie existiert die im Kulturmanagement stark verbreitete gleichzeitige Ausübung von mehreren Rollen ist auch in diesem Betätigungsfeld üblich. So werden die Aufgaben des Kurators, Projektleiters, Museumspädagogen und Museumsleiters oft in einer einzigen Person gebündelt. Dieser Fakt ist für das am Thema interessierte Publikum nicht irrelevant, zeigt er doch Nachwuchskräften aus der Forschung, dass auch manageriale Fähigkeiten unumgänglich für die Arbeit in der Ausstellungskonzeption sind.

Im Materialanhang werden dem Leser zum einen verschiedene Checklisten für die praktische Arbeit vorgestellt, zum anderen allgemeine Hinweise gegeben. So findet man bspw. Tipps für den direkten Umgang mit Musealien/Exponaten oder auch Checklisten für Budgetposten, welche in die zukünftige individuelle Projektarbeit gut einfließen können. Speziell für Einsteiger ist der genaue Blick in das Glossar empfehlenswert, denn die Autorinnen stellen u. a. grundlegende Begrifflichkeiten aus Management und Marketing vor (SWOT-Analyse, SMART-Ziele, Netzplantechnik, usw.)

Da sich die Erklärungen zum Großteil auf die Grundzüge des Projektmanagements beziehen, ist dieses Buch ganz klar als Einstiegsliteratur zu deklarieren selbst ohne vorherige Erfahrungen sollten die Ausführungen klar verständlich sein. Daher ist diese Publikation meiner Meinung nach besonders gut für Studenten in Kulturmanagement wie Geisteswissenschaften geeignet bzw. für Kulturschaffende, denen das Feld des Ausstellungsmanagements bisher unbekannt war.

Die Publikation ist für den Einstieg in die Thematik wertvoll. Sie überzeugt mit ausführlichen Phasenbeschreibungen des Projektmanagements und den, durch Tipps und Checklisten erreichten, hohenPraxisbezug. Mir persönlich ist aufgefallen, dass zu wenige Bezüge zu Controlling und Abrechnung hergestellt wurden, ebenso zu Themen wie notwendige Versicherungen oder übliche Vergütungen. Fairerweise geben die Autorinnen jedoch ein paar Hinweise bzgl. weiterführender Literatur, deren Aufbau und Inhalt sie prägnant beschreiben. Die Verknüpfung zwischen Museologie und Kulturmanagement ist Adler und den Brok im Ansatz gut gelungen.

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