05.08.2015
Autor*in
Anne Heinze
Andrea Hausmann
ist Professorin für Kulturmanagement an der PH Ludwigsburg. Zuvor war sie Professorin und Leiterin des Masterstudiengangs Kulturmanagement und Kulturtourismus an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Sie berät Kulturbetriebe bei der Umsetzung von Maßnahmen der Personal- und Organisationsentwicklung.
Interview zum 5. Viadrina Kulturmanagement Symposium
Die Wissenschaft des Gründens
Vom 20. bis 21. November 2015 findet das 5. Viadrina Kulturmanagement Symposium unter dem Titel "Cultural Enrepreneurship" statt. Prof. Dr. Andrea Hausmann (Professur für Kulturmanagement, Europa-Universität Viadrina) sprach im Vorfeld über die Ziele und Erwartungen des Symposiums.
Frau Prof. Dr. Hausmann, Sie führen im November in Kooperation mit der .garage Berlin GmbH das 5. Viadrina Kulturmanagement Symposium durch. Der Fokus liegt dieses Jahr auf Unternehmensgründungen von Kultur- und Kreativschaffenden. Welchen Stellenwert sehen Sie für das Thema im Kulturbereich?
Prof. Dr. Andrea Hausmann: Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist eine Branche, die stetig wächst und jährlich Umsätze in Milliardenhöhe erwirtschaftet. Dazu tragen insbesondere die vielen freiberuflich und selbstständig tätigen Kultur- und Kreativschaffenden bei. In der Politik wird das Potenzial dieser Branche und ihrer Akteure auch zunehmend erkannt. So hat die Bundesregierung 2007 beispielsweise die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft ins Leben gerufen, die die Erwerbschancen innovativer kleiner Kulturbetriebe sowie freischaffender Künstlerinnen und Künstler verbessern will. Nichtsdestotrotz ist das Thema Cultural Entrepreneurship in der Forschung noch sehr jung, empirische Studien sind bislang kaum vorhanden. Bei intensiven Recherchen für einen Beitrag zum Forschungsstand haben meine Mitarbeiterin, Frau Heinze, und ich festgestellt, dass bislang gerade in Fachzeitschriften nur recht wenige Forschungsarbeiten zu Cultural Entrepreneurship erschienen sind. Auch auf einschlägigen nationalen Konferenzen, wie der Interdisziplinären Jahreskonferenz zur Gründungsforschung (G-Forum), gibt es für Cultural Entrepreneurship erst seit wenigen Jahren einen eigenständigen Track. Das war für uns der Ausgangspunkt, dem Thema erstmalig ein eigenes Symposium zu widmen.
Nun ist das Thema der Unternehmensgründung nicht neu, in der Öffentlichkeit wird es bereits breit diskutiert. Was denken Sie, welchen Beitrag kann das Symposium hierfür leisten?
Nun ist das Thema der Unternehmensgründung nicht neu, in der Öffentlichkeit wird es bereits breit diskutiert. Was denken Sie, welchen Beitrag kann das Symposium hierfür leisten?
Prof. Dr. Andrea Hausmann: In der allgemeinen Gründungsforschung werden für Unternehmensgründer relevante Themen wie Finanzierung, Förderung, Marketing oder Netzwerkmanagement untersucht. Auch gibt es gerade in Berlin eine Vielzahl an Gründungszentren. Aber der Bezug speziell zu den Bedürfnissen der Gründenden in der Kultur- und Kreativwirtschaft fehlt bislang. Man muss ja bedenken, dass sich die Kultur- und Kreativwirtschaft aus einer sehr heterogenen Gruppe von Akteuren zusammensetzt; Galeristen, Musiker aber auch Architekten oder Programmierer für Software. Insgesamt vereint der Sektor elf Teilmärkte, wie zum Beispiel die Designwirtschaft, den Kunstmarkt, den Werbemarkt oder auch die Software- und Games-Industrie. Ein großes Feld, das also sehr unterschiedliche Interessen und verschiedene Tätigkeitsfelder umfasst. Die größte Gruppe der unternehmerisch tätigen Akteure sind Kleinst- und Kleinunternehmen. In der Regel handelt es sich um Einzel- oder kleine Teamgründungen, die ein kulturelles bzw. künstlerisches Produkt oder auch eine Dienstleistung auf den Markt bringen. Dies ist eine Besonderheit des Sektors. Mit dem 5. Viadrina Kulturmanagement Symposium möchten wir daher gemeinsam mit unseren Referenten das Thema Unternehmensgründungen speziell für die Charakteristika der Branche aufarbeiten, den aktuellen Stand der Forschung beleuchten sowie hierauf aufbauend einen Bezug zur konkreten Gründungspraxis herstellen.
Worum wird es in dem Symposium konkret gehen?
Worum wird es in dem Symposium konkret gehen?
Prof. Dr. Andrea Hausmann: Am ersten Veranstaltungstag werden Referenten aus Politik, Wissenschaft und Praxis über die Handlungsfelder und Akteure von Cultural Entrepreneurship reden. Das Thema der Gründungsförderprogramme für Kultur- und Kreativschaffende wird einmal auf Länderebene durch eine Keynote vom Ministerium für Wirtschaft und Energie Brandenburg sowie in konkretem Bezug zur bundesweiten Auszeichnung der Kultur- und Kreativpiloten Deutschland behandelt. Auch das Thema der Finanzierungsstrategien wird durch einen Experten aus der Wissenschaft beleuchtet. Fragen des Marketings, also wie ein kulturelles Produkt erfolgreich vermarktet werden kann, sind ebenfalls Thema des Symposiums und werden durch eine Referentin mit umfassenden Praxiserfahrungen vertieft. Insgesamt konnten wir einen renommierten Referentenkreis zum Thema gewinnen. Darüber freuen wir uns sehr.
Diese Themen sind Inhalte Ihrer Konferenz, die auch in Workshops mit erfahreneren Experten praxisnah vertieft werden sollen. Was erhoffen Sie sich insgesamt vom diesjährigen Symposium?
Diese Themen sind Inhalte Ihrer Konferenz, die auch in Workshops mit erfahreneren Experten praxisnah vertieft werden sollen. Was erhoffen Sie sich insgesamt vom diesjährigen Symposium?
Prof. Dr. Andrea Hausmann: Die Workshops bilden ein attraktives Angebot, um Gründungsinteressierten, Gründerinnen sowie Gründern das Handwerkszeug zur erfolgreichen Gründung mit auf den Weg zu geben. So können die Teilnehmenden beispielsweise lernen, wie man mit Hilfe des Design Thinking eine Geschäftsidee entwickelt oder für solche Ideen ein erfolgversprechendes Vermarktungskonzept oder ein Business Model erstellt. Zusätzlich bieten die anschließenden Cultural Entrepreneurship-Talks eine wunderbare Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, indem hier erfolgreiche Gründerinnen und Gründer aus der Kultur- und Kreativwirtschaft für Fragen zur Verfügung stehen und ihre eigenen Tipps und Tricks verraten. Eine Intention des Viadrina Kulturmanagement Symposiums ist es auch, die Teilnehmenden zusammen-zuführen und einen regen Erfahrungsaustausch untereinander zu ermöglichen. Erfolgreiches Netzwerken ist ein wichtiges Erfolgskriterium für Unternehmensgründerinnen und -gründer.
Wie schon bei den letzten Symposien wird die Veranstaltung sowohl in Frankfurt (Oder) als auch in Berlin stattfinden. Was bedeutet Ihnen die Zusammenarbeit mit dem diesjährigen Kooperationspartner, der .garage berlin GmbH?
Prof. Dr. Andrea Hausmann: Die .garage berlin GmbH ist eines der führenden Gründerzentren in Berlin. Hier werden Kultur- und Kreativschaffende ausführlich beraten und auf dem Weg zur Gründung eng begleitet. Um die Atmosphäre eines Hauses einzufangen, in dem Geschäftsideen entstehen und bis zur Marktreife entwickelt werden, wird der zweite Tag des Symposiums in diesem Berliner Gründerzentrum stattfinden. Dazu passt auch schön, dass einige heute große und erfolgreiche Unternehmen, wie bspw. Apple & Co., in Garagen gestartet sind. Durch die Kooperation mit der .garage berlin wird es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz möglich sein, sich mit vielen Gründern und Gründerinnen über konkrete Projekte und Erfahrungen auszutauschen. Auch das Abendprogramm sowie das Catering vor Ort werden durch hauseigene Gründerinnen und Gründer gestaltet. Natürlich ist auch die Europa-Universität Viadrina ein idealer Ort, um ein solches Symposium umzusetzen. Hier passiert unglaublich viel zum Thema Gründungen. So haben wir den 2. Platz im aktuellen Gründungsradar des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft unter den mittelgroßen Hochschulen in Deutschland belegt. Auch die Studierenden unseres Studiengangs Kulturmanagement und Kulturtourismus (M.A.) beschäftigen sich mit Gründungen speziell im Kultur- und Kreativsektor und entwickeln beispielsweise in einem Projektseminar eigene Produkt- oder Dienstleistungsideen. Im Anschluss werden hierfür Geschäftsmodelle konzipiert, die auch beim Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg eingereicht werden. Dort hat die Viadrina in diesem Jahr wieder den 1. Platz belegt und wurde als Ideenschmiede Brandenburg ausgezeichnet. Insgesamt finde ich es passend, wenn Theorie und Praxis nicht nur thematisch, sondern auch räumlich zusammenfinden. Dabei kommt uns entgegen, dass Frankfurt (Oder) sehr gut an Berlin angebunden ist. Teilnehmende der Konferenz haben mir in den letzten Jahren immer wieder bestätigt, dass dieser Ortswechsel ein überzeugender Baustein in unserem Konzept ist.
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