Rückblick Kongress Essen 2007
Chancen für NRW bei der kreativen Ökonomie
Hat der Wandel durch Kulturwirtschaft in Deutschlands bevölkerungsreichsten Bundesland schon begonnen? Welche Impulse kann das Kulturhauptstadtjahr 2010 für die Entwicklung hin zu einer kreativen Ökonomie bringen? Und was wird eigentlich aus der klassischen Industrie, für die gerade das Ruhrgebiet bisher steht. Diesen und anderen Fragen ging ein hochrangig besetzter Kongress am 17. und 18. September 2007 in Essen nach.
Mit dem Theater Colloseum - früher ein Teil des Stahlimperiums Krupp, heute mit dem Musical Mamma Mia Kultstätte der Entertainmentbranche - wählte sich das Land NRW einen symbolträchtigen Veranstaltungsort für seinen zweitägigen Kongress. An der zweitägigen Veranstaltung nahmen über 300 Teilnehmer und 40 hochkarätige Referenten aus Europa, USA und Asien teil.
Es wurde nach Meinung von Essens Oberbürgermeister Wolfgang Renninger auch Zeit, den Faden wieder aufzunehmen, nachdem zuletzt vor 8 Jahren auf Zeche Zollverein der letzte Kongress zum Thema stattfand. Allerdings finden in regelmäßigen Abständen Kulturwirtschaftstage in Nordrhein-Westfalen statt, und auch der Blick auf die Konferenztermine der letzten Monate und Jahre verrät, dass man geradezu lustvoll jede Gelegenheit zu suchen scheint, die Bedeutung von Kultur und Kreativität in wirtschaftlicher Hinsicht zu unterstreichen. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft tat ein übriges, um auch dem letzten Lokalpolitiker zu signalisieren, dass die Wirtschaft künftig nicht mehr ohne Verbindung zu Kunst und Kultur auskommen könne. Bei dem ein oder anderen Beteiligten sind durchaus erste Ermüdungserscheinungen festzustellen.
Andererseits haben es die Akteure nach wie vor auch schwer, auch die breite Öffentlichkeit von diesen Tatsachen zu überzeugen, was vor allem daran liegt, dass sich die Medien weitestgehend mit der Berichterstattung zurückhalten. Auch diesmal war die Presse eher spärlich und lokal vertreten, obwohl mit der Wirtschaftsministerin Christa Thoben, dem Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff oder dem Vertreter der NRW Bank durchaus prominente Ansprechpartner gekommen waren.
Zweifellos prominentester Gast war Jürgen Rüttgers. Der Ministerpräsident verwies in seiner Eröffnungsrede darauf, dass die kreative Ökonomie - im Gegensatz zur britischen Meinung nicht das Ende der industriellen Produktion sei. Er und die Wirtschaftsministerin sind vielmehr der Auffasung, dass Ideen und Kreativität die Rohstoffe sind, die im 21. Jahrhundert der gesamten Wirtschaft zur Stärke verhelfen. Dabei biete die Region an Rhein und Ruhr die besten Voraussetzungen, einer der führendsten in Europa zu werden. 200 Museen, 100 Konzerthäuser oder 19 Hochschulen seien dafür eine hervorragende Basis, womit der Ministerpräsident wie auch an anderen Stellen seiner Rede deutlich machte, dass er ein breites Verständnis des kreativen Sektors hat. Wissenschaft, Forschung und vor allem die Aspekte von Bildung und Wissen werden bewusst eingeschlossen, was absolut richtig und notwendig ist.
"Die Bewerbung um 2010 ist ein Pfund, die begonnene Enwicklung mit einem Schub zu versehen", so Rüttgers. Man müsse weg von der Subventionsmentalität, stattdessen Wettbewerb belohnen und auf Existenzgründungen einen Schwerpunkt setzen. Immerhin stehen vom Land wie auch durch EU-Fördermittel stolze 4 Mrd. Euro für die Region in den nächsten Jahren zur Verfügung. Natürlich gäbe es auch Probleme. Schade nur, dass Jürgen Rüttgers diese in seiner Rede nicht benannt hat, sodass man daraus Debatten hätte entwickeln können, wie der beste Weg zu diesem tiefgreifenden ökonomischen Wandel denn aussehen könne.
Der Wirtschaftsministerin blieben nach diesem Eingangsstatement nur noch wenig Möglichkeiten, eigene Akzente zu setzen. Christa Thoben machte darauf aufmerksam, dass man Milieus, Netzwerke und Kultur nicht verlagern könne. Dies kann man durchaus als Hinweis an die Politik selbst interpretieren, dass es im Gegensatz zur klassischen Industriepolitik sehr darauf angekommt, behutsam etwas entstehen und wachsen zu lassen, hier und da sicher helfend einzugreifen, aber nicht durch zu viele Leuchttürme in Form von Prachtbauten Kapital zu vergeuden, was in den kleinen kreativen Strukturen und bei nachhaltig angelegten Kulturprojekten dann fehlt. Es besteht sonst die Gefahr, dass Überangebote entstehen, bestehende Milieus ignoriert und kulturelle Besonderheiten überdeckt werden. Erfahrungen aus dem Ausland, so aus den Künstlerstadtvierteln von New York, London oder Krakau, belegen dies.
Auf diesen Aspekt ging besonders Allen Scott ein. Der Autor des Buchs "The Cultural Economy of Cities" ist Professor in Los Angeles und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema. Scott sprach von zwei unterschiedlichen Herangehensweisen an den Begriff Kulturwirtschaft, nämlich dem managerialen und dem urbanen Zugang. Triebkräfte einer prosperierenden Entwicklung, wie man sie sich aktuell in Nordrhein-Westfalen wünscht, seien Netzwerke spezieller Produzenten, lokale Arbeitsmärkte mit entsprechend verfügbaren Fachkräften sowie vor allem das eigentliche kreative Feld - der Humus, wie Michael Söndermann dies in seinen Studien so gern bezeichnet.
Dieses kreative Feld wird bestimmt durch ein Klima des Lernens und der Innovation. Prof. Scott illustrierte dies an Karten der Region Los Angeles, wo die Kreativwirtschaft bekanntlich stark durch die Filmindustrie geprägt ist. Er sprach von einer neuen Gewichtung zwischen Arbeit, Leben und Freizeit in der Stadt, die sich z.B. in der gegenseitigen Durchdringung von erweitertem Räumen für die Produktion und einem mondänen sozialem Raum äußert. An die Akteure hierzulande richtete er seine Empfehlung zu einer Bottom-Up-Strategie. Dies schließt die Möglichkeit ein, das manche Versuche auch scheitern können, während einige allerdings erfolgreich sind. Wichtig sei auch der Aufbau von Institutionen zum Zwecke der regionalen Koordination, sowie die Erhaltung bzw. Pflege von kulturell-sozialen Milieus. Schattenseiten seien die Zunahme der Zahl von Immigranten ohne legale Aufenthaltsgenehmigung, das Auseinanderklaffen der sozialen Schere (Gehälter der Elite betragen z.T. das Hundertfache der Basis) und der Abbau öffentlicher Dienstleistungen.
Oliver Scheytt, allseits bekannt als Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft und neben Fritz Pleitgen führender Kopf der Ruhr 2010 GmbH, machte noch einmal deutlich, dass es bei der Konzeption des Programms zur Kulturhauptstadt um einen weiten Kulturbegriff gehe. "Die Metropole Ruhr möchte sich in einem globalen Zusammenhang präsentieren und zeigen, wie die Menschen in der Region leben.", so Scheytt (siehe auch das Interview im KM Magazin Nr. 1 vom November 2006). Dass Kultur viele Menschen bewege, zeige auch die Loveparade, die gerade erfolgreich in Essen ihre Wiederauferstehung feierte.
Oliver Scheytt stellte 3 Thesen auf. Man müsse sich erstens mit den Kunden und Kreativen auseinandersetzen (Migration als eines der 4 Themen, u.a. mit dem Festival MELEZ), zweitens das Umfeld einbeziehen, statt nur auf Museumsneubauten oder andere kulturelle Orte zu setzen, und drittens Kulturpolitik als Strukturpolitik verstehen, bei der die Handlungsfelder Wirtschaftsförderung, Städtebau und Integration Hand in Hand gehen.
Der erste Vertreter des Sektors, dem sich der Kongress widmete, war Frank Dorpheide, Chefkreativer der Werbeagentur Grey, die mit weltweit 800 Mitarbeitern größtenteils Kreative beschäftigt. Das Thema sei wahrscheinlich viel größer, als man gemeinhin annimmt, so Dorpheide, weil Kreativität der derzeit weltweit begehrtester Rohstoff ist. Die Grenzen verschwämmen angesichts solcher Firmen wie Apple, Virgin, Red Bull oder Nike, die sich nicht allein auf Produzenten reduzieren lassen. Dorpheide schilderte anschaulich, wie dramatisch und rücksichtslos die Jagd nach kreativen Talenten inzwischen geworden ist. Er berichtete vom Beispiel NOKIA, die Schwierigkeiten hatten, Kreative nach Finnland zu locken (Sprache, Klima), und von der Entscheidung, seinen Hauptsitz letztlich nach London zu verlegen. Allein in die beiden südostasiatischen Metropolen Singapur und Shanghai sind in den letzten Jahren 73 Mrd. Dollar geflossen. Hinzu kommt, dass jede Woche 1,3 Millionen Menschen auf der Welt in die Städte ziehen. Dorpheide machte den Anwesenden klar, dass es schwer sein wird, in diesem Wettbewerb um Köpfe im Ruhrgebiet zu punkten und den Wandel erfolgreich zu gestalten, nannte aber auch die Chancen und Lösungsansätze. Kreativität brauche Motoren, brauche die Stars aus der Region wie Herbert Grönemeyer (Bochum), Gerhard Richter (Köln) oder Kevin Kuranyi (Gelsenkirchen-Schalke). Es bedürfe gleichermaßen einer Angebotsvielfalt und wirtschaftlichen Kraft. Applaus erntete er, als er sagte, das Schulsystem hierzulande sei noch an das Industriezeitalter orientiert, bei dem der Mathematikunterricht wichtiger sei als Kunst und Musik.
Es wurde nach Meinung von Essens Oberbürgermeister Wolfgang Renninger auch Zeit, den Faden wieder aufzunehmen, nachdem zuletzt vor 8 Jahren auf Zeche Zollverein der letzte Kongress zum Thema stattfand. Allerdings finden in regelmäßigen Abständen Kulturwirtschaftstage in Nordrhein-Westfalen statt, und auch der Blick auf die Konferenztermine der letzten Monate und Jahre verrät, dass man geradezu lustvoll jede Gelegenheit zu suchen scheint, die Bedeutung von Kultur und Kreativität in wirtschaftlicher Hinsicht zu unterstreichen. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft tat ein übriges, um auch dem letzten Lokalpolitiker zu signalisieren, dass die Wirtschaft künftig nicht mehr ohne Verbindung zu Kunst und Kultur auskommen könne. Bei dem ein oder anderen Beteiligten sind durchaus erste Ermüdungserscheinungen festzustellen.
Andererseits haben es die Akteure nach wie vor auch schwer, auch die breite Öffentlichkeit von diesen Tatsachen zu überzeugen, was vor allem daran liegt, dass sich die Medien weitestgehend mit der Berichterstattung zurückhalten. Auch diesmal war die Presse eher spärlich und lokal vertreten, obwohl mit der Wirtschaftsministerin Christa Thoben, dem Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff oder dem Vertreter der NRW Bank durchaus prominente Ansprechpartner gekommen waren.
Zweifellos prominentester Gast war Jürgen Rüttgers. Der Ministerpräsident verwies in seiner Eröffnungsrede darauf, dass die kreative Ökonomie - im Gegensatz zur britischen Meinung nicht das Ende der industriellen Produktion sei. Er und die Wirtschaftsministerin sind vielmehr der Auffasung, dass Ideen und Kreativität die Rohstoffe sind, die im 21. Jahrhundert der gesamten Wirtschaft zur Stärke verhelfen. Dabei biete die Region an Rhein und Ruhr die besten Voraussetzungen, einer der führendsten in Europa zu werden. 200 Museen, 100 Konzerthäuser oder 19 Hochschulen seien dafür eine hervorragende Basis, womit der Ministerpräsident wie auch an anderen Stellen seiner Rede deutlich machte, dass er ein breites Verständnis des kreativen Sektors hat. Wissenschaft, Forschung und vor allem die Aspekte von Bildung und Wissen werden bewusst eingeschlossen, was absolut richtig und notwendig ist.
"Die Bewerbung um 2010 ist ein Pfund, die begonnene Enwicklung mit einem Schub zu versehen", so Rüttgers. Man müsse weg von der Subventionsmentalität, stattdessen Wettbewerb belohnen und auf Existenzgründungen einen Schwerpunkt setzen. Immerhin stehen vom Land wie auch durch EU-Fördermittel stolze 4 Mrd. Euro für die Region in den nächsten Jahren zur Verfügung. Natürlich gäbe es auch Probleme. Schade nur, dass Jürgen Rüttgers diese in seiner Rede nicht benannt hat, sodass man daraus Debatten hätte entwickeln können, wie der beste Weg zu diesem tiefgreifenden ökonomischen Wandel denn aussehen könne.
Der Wirtschaftsministerin blieben nach diesem Eingangsstatement nur noch wenig Möglichkeiten, eigene Akzente zu setzen. Christa Thoben machte darauf aufmerksam, dass man Milieus, Netzwerke und Kultur nicht verlagern könne. Dies kann man durchaus als Hinweis an die Politik selbst interpretieren, dass es im Gegensatz zur klassischen Industriepolitik sehr darauf angekommt, behutsam etwas entstehen und wachsen zu lassen, hier und da sicher helfend einzugreifen, aber nicht durch zu viele Leuchttürme in Form von Prachtbauten Kapital zu vergeuden, was in den kleinen kreativen Strukturen und bei nachhaltig angelegten Kulturprojekten dann fehlt. Es besteht sonst die Gefahr, dass Überangebote entstehen, bestehende Milieus ignoriert und kulturelle Besonderheiten überdeckt werden. Erfahrungen aus dem Ausland, so aus den Künstlerstadtvierteln von New York, London oder Krakau, belegen dies.
Auf diesen Aspekt ging besonders Allen Scott ein. Der Autor des Buchs "The Cultural Economy of Cities" ist Professor in Los Angeles und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema. Scott sprach von zwei unterschiedlichen Herangehensweisen an den Begriff Kulturwirtschaft, nämlich dem managerialen und dem urbanen Zugang. Triebkräfte einer prosperierenden Entwicklung, wie man sie sich aktuell in Nordrhein-Westfalen wünscht, seien Netzwerke spezieller Produzenten, lokale Arbeitsmärkte mit entsprechend verfügbaren Fachkräften sowie vor allem das eigentliche kreative Feld - der Humus, wie Michael Söndermann dies in seinen Studien so gern bezeichnet.
Dieses kreative Feld wird bestimmt durch ein Klima des Lernens und der Innovation. Prof. Scott illustrierte dies an Karten der Region Los Angeles, wo die Kreativwirtschaft bekanntlich stark durch die Filmindustrie geprägt ist. Er sprach von einer neuen Gewichtung zwischen Arbeit, Leben und Freizeit in der Stadt, die sich z.B. in der gegenseitigen Durchdringung von erweitertem Räumen für die Produktion und einem mondänen sozialem Raum äußert. An die Akteure hierzulande richtete er seine Empfehlung zu einer Bottom-Up-Strategie. Dies schließt die Möglichkeit ein, das manche Versuche auch scheitern können, während einige allerdings erfolgreich sind. Wichtig sei auch der Aufbau von Institutionen zum Zwecke der regionalen Koordination, sowie die Erhaltung bzw. Pflege von kulturell-sozialen Milieus. Schattenseiten seien die Zunahme der Zahl von Immigranten ohne legale Aufenthaltsgenehmigung, das Auseinanderklaffen der sozialen Schere (Gehälter der Elite betragen z.T. das Hundertfache der Basis) und der Abbau öffentlicher Dienstleistungen.
Oliver Scheytt, allseits bekannt als Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft und neben Fritz Pleitgen führender Kopf der Ruhr 2010 GmbH, machte noch einmal deutlich, dass es bei der Konzeption des Programms zur Kulturhauptstadt um einen weiten Kulturbegriff gehe. "Die Metropole Ruhr möchte sich in einem globalen Zusammenhang präsentieren und zeigen, wie die Menschen in der Region leben.", so Scheytt (siehe auch das Interview im KM Magazin Nr. 1 vom November 2006). Dass Kultur viele Menschen bewege, zeige auch die Loveparade, die gerade erfolgreich in Essen ihre Wiederauferstehung feierte.
Oliver Scheytt stellte 3 Thesen auf. Man müsse sich erstens mit den Kunden und Kreativen auseinandersetzen (Migration als eines der 4 Themen, u.a. mit dem Festival MELEZ), zweitens das Umfeld einbeziehen, statt nur auf Museumsneubauten oder andere kulturelle Orte zu setzen, und drittens Kulturpolitik als Strukturpolitik verstehen, bei der die Handlungsfelder Wirtschaftsförderung, Städtebau und Integration Hand in Hand gehen.
Der erste Vertreter des Sektors, dem sich der Kongress widmete, war Frank Dorpheide, Chefkreativer der Werbeagentur Grey, die mit weltweit 800 Mitarbeitern größtenteils Kreative beschäftigt. Das Thema sei wahrscheinlich viel größer, als man gemeinhin annimmt, so Dorpheide, weil Kreativität der derzeit weltweit begehrtester Rohstoff ist. Die Grenzen verschwämmen angesichts solcher Firmen wie Apple, Virgin, Red Bull oder Nike, die sich nicht allein auf Produzenten reduzieren lassen. Dorpheide schilderte anschaulich, wie dramatisch und rücksichtslos die Jagd nach kreativen Talenten inzwischen geworden ist. Er berichtete vom Beispiel NOKIA, die Schwierigkeiten hatten, Kreative nach Finnland zu locken (Sprache, Klima), und von der Entscheidung, seinen Hauptsitz letztlich nach London zu verlegen. Allein in die beiden südostasiatischen Metropolen Singapur und Shanghai sind in den letzten Jahren 73 Mrd. Dollar geflossen. Hinzu kommt, dass jede Woche 1,3 Millionen Menschen auf der Welt in die Städte ziehen. Dorpheide machte den Anwesenden klar, dass es schwer sein wird, in diesem Wettbewerb um Köpfe im Ruhrgebiet zu punkten und den Wandel erfolgreich zu gestalten, nannte aber auch die Chancen und Lösungsansätze. Kreativität brauche Motoren, brauche die Stars aus der Region wie Herbert Grönemeyer (Bochum), Gerhard Richter (Köln) oder Kevin Kuranyi (Gelsenkirchen-Schalke). Es bedürfe gleichermaßen einer Angebotsvielfalt und wirtschaftlichen Kraft. Applaus erntete er, als er sagte, das Schulsystem hierzulande sei noch an das Industriezeitalter orientiert, bei dem der Mathematikunterricht wichtiger sei als Kunst und Musik.
Der Künstler Jochen Gerz pflichtete ihm später bei: Kultur dient der Gesellschaft als Eigenkraft und mache nicht länger Halt vor der Türen der Arbeitswelt. Arbeit und Freizeit bewegten sich aufeinander zu. Gerz: "Wir brauchen auch einen neuen Typus Bürger, der kreativ ist! Wir brauchen keine Zuschauer mehr, sondern Leute, die spielen. Der Kunde kann selbst Quelle von Innovation sein." Insgesamt waren es vor allem die Aussagen und Meinungen der Kreativen selbst, die den Kongress so interessant machten. Besonders hervorheben muss man hier die engagierte Rede von Gabriele Orsech, die Leiterin der Akademie Mode & Design (AMD) mit Sitz u.a. in Düsseldorf und Hamburg. An ihrem Beispiel wurde deutlich, welche Chancen in der kreativen Ökonomie hierzulande liegen, wenn die richtigen Personen und Konzepte zusammentreffen.
Mit der Verabschiedung einer Essener Erklärung zur Kulturwirtschaft ging ein Kongress zu Ende, der wie kein anderer zuvor deutlich gemacht hat, welch hohen Ambitionen man derzeit auf der politischen Ebene in NRW mit dem Thema Kreativwirtschaft verfolgt. Nicht zufällig wurden häufig Vergleiche mit Berlin gezogen, denn man kann derzeit geradezu exemplarisch zwischen diesen beiden Bundesländern einen Wettbewerb um die besten Konzepte verfolgen. Die Frage ist letztlich immer, inwieweit man die Rechnung mit oder ohne die Kreativen gemacht hat. In Kürze erscheint der 5. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Nordrhein-Westfalen. Auch hieran wird man messen können, ob die hohen Ansprüche, die sich die Politik stellt, in der Zahlen schon erkennbar sind oder möglicherweise bereits eingelöst werden.
Mit der Verabschiedung einer Essener Erklärung zur Kulturwirtschaft ging ein Kongress zu Ende, der wie kein anderer zuvor deutlich gemacht hat, welch hohen Ambitionen man derzeit auf der politischen Ebene in NRW mit dem Thema Kreativwirtschaft verfolgt. Nicht zufällig wurden häufig Vergleiche mit Berlin gezogen, denn man kann derzeit geradezu exemplarisch zwischen diesen beiden Bundesländern einen Wettbewerb um die besten Konzepte verfolgen. Die Frage ist letztlich immer, inwieweit man die Rechnung mit oder ohne die Kreativen gemacht hat. In Kürze erscheint der 5. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Nordrhein-Westfalen. Auch hieran wird man messen können, ob die hohen Ansprüche, die sich die Politik stellt, in der Zahlen schon erkennbar sind oder möglicherweise bereits eingelöst werden.
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