20.05.2005
Autor*in
Veronika Schuster
ist ausgebildete Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin. Sie hat mehr als 10 Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Co-Kuratorin für verschiedene Ausstellungsprojekte und Kultureinrichtungen gearbeitet. Sie verantwortet bei Kultur Management Network die Leitfäden und Arbeitshilfen und arbeitet als Lektorin und Projektleiterin für unterschiedliche Publikationsformate.
Rückblick Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes e.V. 2006
Der wissenschaftliche Nachwuchs für Museen - Ausbildung und Praxis
Die Jahrestagung vom deutschen Museumsbund 2006 in Karlsruhe widmete sich dem wissenschaftlichen Nachwuchs und den Ansprüchen, die an dessen Ausbildung und zukünftige Tätigkeit von Seiten der Museen gestellt wird.
Diskutiert wurde in getrennten Themenblöcken, die sich nach den inhaltlichen Schwerpunkten der Museen zusammensetzten so wurden die Perspektiven der kulturhistorischen Museen und Kunstmuseen, der Geschichtsmuseen und ethnologischen Museen und der technikhistorischen und naturwissenschaftlichen Museen näher beleuchtet.
Die Sicht der kulturhistorischen Museen und Kunstmuseen wurde stellvertretend von den Museumsdirektoren Prof. Dr. Klaus Schenk, Leiter der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, und Prof. Dr. Harald Siebenmorgen, Leiter des Badischen Landesmuseums, dargestellt. Beide vertraten durchaus divergente Meinungen zu den nötigen Fähigkeiten, die sich ein wissenschaftlicher Mitarbeiter erworben haben
sollte. Zur Einleitung der Diskussionsrunde lenkte Dr. Lucius Grisebach den Fokus auf die für die Praxis nicht mehr zeitgemäße Ausbildung an den Instituten der deutschen Hochschulen, die in ihrer Ausrichtung vor allem deutlich zu lang für die Arbeit im Museum sei.
Prof. Dr. Klaus Schrenk begann seinen Vortrag mit einer Situationsanalyse. Er schilderte den Strukturwandel der Museumslandschaft in den letzten zwei Jahrzehnten, den Boom der Neubauten und zahlreichen Neugründungen sowie das Erreichen von neuer Aufmerksamkeit durch Sonderausstellungen. Diese Lage wirkte sich auf die Finanzierung und die Standortbestimmung aus. Neue Richtungen
im Museumsmanagement werden wahrgenommen und neue Anforderungen an die Museen gestellt, der Druck vor allem von Seiten der Politik erhöht sich stetig: Besucherorientierung, Erfolgsmessungen etc. sind Schlagwörter, mit denen sich die Leitungen der Institutionen täglich auseinander setzen müssen. Im Zuge dessen sind auch die Anforderungen an den wissenschaftlichen Nachwuchs gestiegen. Es herrscht ein Überangebot an hochqualifizierten Kräften, durch das sich die beruflichen Perspektiven der Absolventen drastisch verändert haben. Die Ziele und Arbeitsfelder der Ausbildung der Universitäten scheint - in Hinblick auf die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und die Umstellung zu Bachelor und Master - neu definiert werden zu müssen.
Im Anschluss stellte Prof. Schrenk die Kunsthalle und deren Arbeit vor. Er präzisierte die Kernaufgabe der Modernisierung der Präsentation, die Bewerkstelligung einer konstanten Attraktivität der Wechselausstellungen und eine dauerhafte Besucherbindung, wobei er den Parameter der Besucherzahlen zur Messung des Erfolges einer Ausstellung in Frage stellte. Vielmehr forderte er eine gründlichere Auswertung des individuellen Feedbacks der Besucher. Das Profil der Kunsthalle ergibt sich aus den Inhalten der Sammlung, und so soll das Programm der Ausstellungen aus dieser bedient werden. Nachdrücklich betonte er, dass die Wissenschaftler die Inhalte bestimmen und sich nicht von der Politik beeinflussen lassen sollten.
Erst nach der sehr ausführlichen Beschreibung der Kunsthalle erläuterte Prof. Schrenk die - von der Kunsthalle geforderten - Fähigkeiten an die Volontäre. Insgesamt werden 4 Volontäre beschäftigt, deren Voraussetzungen eine gute bis sehr gute Promotion, eine akzeptable Studiendauer, Auslandsaufenthalt, 2 Fremdsprachen fließend, Teamfähigkeit, PC-Kenntnisse und eine Altersgrenze von 32 Jahren sind. Insgesamt ein Ausbildungsprofil, das so gut wie auf jeden sich bewerbenden Studienabgänger zutreffen dürfte. Eine nähere Beschreibung der Einstellungspolitik sowie den eigentlich entscheidenden Kriterien zur Anstellung, was von eigentlichem Interesse gewesen wäre, wurde aber nicht formuliert. Zudem fehlte der Bezug zu der lang beschriebenen neuen Situation der Museen und die Konsequenzen für den wissenschaftlichen Nachwuchs zusätzliche Qualifikationen, neue Kompetenzen etc.
Was diesen hoch ausgebildeten Fachkräften geboten wird, schilderte Schrenk im Folgenden: Die Kunsthalle führt den Wissenschaftler an die Museumstätigkeit heran, bindet ihn bei den Ausstellungen und den anfallenden Arbeiten ein; er kann Erfahrungen bei der Auswahl der Exponate, dem Leihverkehr, der Recherche und bei der Katalogmitarbeit (Aufsätze, wissenschaftliche Beschreibung der Exponate) erwerben; zuletzt können ihm praxisorientierte Netzwerkkenntnisse mitgegeben werden. Ihm wird der Anspruch der Museumsarbeit vermittelt und ein Nachweis für die qualifizierte Museumsarbeit ausgestellt. Die Einrichtung erweitert sein fachliches Wissen und die kunsthistorischen Fähigkeiten, schildert die Zusammenarbeit von Kunstgeschichte und Kulturmanagement, bietet betriebswirtschaftliche Einblicke.
In Anbetracht dessen, dass junge Kunsthistoriker meist schon während des Studiums eine Unmenge von Praktika absolviert haben, mit Glück einen engagierten Vorgesetzten hatten, durch eigene Projekte, wie Ausstellungen etc., bereits einschlägige Erfahrungen auf dem Gebiet der Museumsarbeit erwerben konnten, oder zusätzlich, wie bereits üblich, ein betriebswirtschaftliches Aufbaustudium
abgeschlossen haben und zuletzt noch eine gute bis sehr gute Promotion vorweisen können, stellt sich ernsthaft die Frage: Warum noch, bei einer sehr bescheidene Vergütung, volle Energie für ein zweijähriges Volontariat geben? Warum? Ganz einfach: Die Museen geben den Rahmen vor, dass ohne ein absolviertes Volontariat eine spätere Anstellung beinahe ausgeschlossen ist. So besteht keine große Nachfrage nach geeigneten Absolventen, denn das Angebot von bestens geeigneten Kunsthistorikern, die in musealen Einrichtungen arbeiten, ist kaum zu überblicken. Und ein Bedarf nach Veränderung seitens der Museen an der Situation der Einstellungspolitik oder an den Vorrausetzungen für ein Volontariat wurde bei den Kulturhistorischen und Kunstmuseen nicht spürbar.
Im Anschluss an die Ausführungen von Prof. Schrenk sollte Prof. Dr. Siebenmorgen (Badische Landesmuseen Karlsruhe) seine Einstellungen zu einer neuen Museumsarbeit schildern. Da er wegen Krankheit nicht erscheinen konnte, übernahm ein Kollege die Ausführungen. Herr Maas ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass er sich nicht den Vorstellungen anschließt, bemühte sich aber dennoch um eine objektive Schilderung.
Die Thesen von Prof. Siebenmorgen gehen von einer dualen Funktion der Museen aus. Zum einen als eine kulturproduzierende Einrichtung, zum anderen mit archivierenden Aufgaben. Dem folgend, werden neue Entwicklungen gefordert: Weiterhin gehört es zu den unumstößlichen Kernaufgaben der Institutionen, die Kultur zu bewahren -dennoch ist eine neue Ausbildung der Wissenschaftler gefragt, da benötigtes Wissen durchaus von Universitäten hinzu gekauft werden kann. Der Schwerpunkt der Betriebswirtschaftslehre muss erkannt werden. Ausstellungen von heute müssen Szenarien entwickeln. Hierzu wird eine neue Ausbildung von Nöten sein - in Frankreich bereits üblich - die neue Kompetenzen als Ausbildungsmacher vermittelt und den Beruf des Kunsthistorikers aufwertet. Sicher wurden die Thesen provokant formuliert, und die Anwesenheit von Prof. Siebenmorgen in der Diskussion hätte bestimmt eine inhaltliche Erläuterung gebracht, aber war es aufschlussreich zu hören, dass ein Museumsleiter derart diskussionswillig ist und einen neuen, gar nicht so abwegigen, Blick auf den Beruf des Museumstätigen wirft. Und dem wissenschaftlichen Nachwuchs signalisiert, das alte Strukturen aufgebrochen werden müssen.
Maas ergänzte die Thesen von Prof. Siebenmorgen: So war es ihm besonders wichtig, auf den Wert des Wissens der traditionellen Wissenschaftler, das genutzt werden muss, hinzuweisen. Die Verwaltungsdirektorin vom Landesmuseum Schulenburg schilderte die ähnlichen Voraussetzungen für die Volontäre wie die Kunsthalle. Mit der Ergänzung des Volontariats um eine Exkursion und monatliche Vorstellungen der einzelnen Referatsleiter erweitert das Badische Landesmuseum die Ausbildung für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Frau Schulenburg betont wiederholt die Bedeutung eines klaren Managements und eine sinnvolle Nutzung der hohen Bewerberkompetenzen. Alles in allem scheint sich das Badische Landesmuseum der neuen Gegebenheiten bewusst zu sein und darauf hin einige Schritte unternommen zu haben.
Die folgende Diskussion, die von Dr. Grisebach eingeleitet wurde, versprach lebhafte Auseinandersetzungen, nachdem zwei derart divergente Meinungen vorgetragen wurden. Allerdings entstand eine langatmige Folge von nochmaligen Äußerungen der Podiumsmitglieder, die weit an dem eigentlichen Problem des wissenschaftlichen Nachwuchs vorbei gingen und den Diskussionsbedarf des Publikums nicht einbezog: Prof. Schrenk betonte das Festhalten an dem Bildungsauftrag der Museen, dass das Wissen vertieft werden muss, und der Unterschied der Präsentationen von Haus zu Haus und im Wechsel der Inhalte liegt. Dennoch darf die Präsentation nicht die Exponate in den Hintergrund stellen. Auch in dem großen Führungsprogramm und der Vielfalt der Museen in Karlsruhe werden die verschiedenen Strukturen der Besucher berücksichtigt. (Dies wurde allerdings auch von keiner Seite der Referenten angezweifelt). Die anschließenden Stellungnahmen widmeten sich ausführlich dem Zukauf von Wissen aus externen Quellen.
Die Diskussion drehte sich allerdings nicht um das eigentliche Ziel des Treffens der Stellung des wissenschaftlichen Nachwuchses bzw. der Volontäre innerhalb der Museumslandschaft. Stimmen aus dem Publikum forderten die Vertreter der Museen und des Museumsbundes auf, auf unausgesprochene Kriterien für eine Anstellung einzugehen oder zu erläutern, wann ein Weg eröffnet wird, die ohnehin schon sehr langatmige Ausbildung von Kunsthistorikern endlich zu verkürzen. Ein sehr dringliches Problem der Volontäre war, dass die Ausbildung nicht kanonisiert ist und es kein deutschlandweit gültiges Ausbildungszeugnis gäbe. Gefragt wurde nach der Akzeptanz von neuen Studiengängen wie Kulturmanagement. Die Fragen wurden zum Ende hin zahlreicher, der Zeitmangel und auch eine fehlende Bereitschaft führte zu keiner befriedigenden Beantwortung.
Man konnte sich nach den Vorträgen (der von Prof. Siebenmorgen sei hier ausgenommen) und nach der schleppenden Diskussion des Eindruckes nicht erwehren, dass sich die Vertreter der kulturhistorischen und Kunstmuseen zu den Veränderungen des Marktes und den daraus folgenden Einfluss auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses zurückhaltend verhalten, eine klare Stellung vermeiden und keine wirkliche Bereitschaft zeigen, sich auf eine neue Generation an Wissenschaftlern einzulassen!
Ohne weitere Hoffnung auf eine produktive Auseinandersetzung mit der Thematik, stellten die anderen Themenblöcke ihre Ergebnisse vor. Und man konnte erkennen, dass diese Diskussionen effektiver und zielgerichteter stattgefunden haben: So ist man sich bewusst, dass auch Volontäre mit ihrer Arbeit zur Profilierung der Institution beitragen, dass eine breite Qualifizierung in den Bereichen Projektmanagement und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit notwendig ist und berücksichtigt werden muss. Es wurde gefordert, dass die Universitäten sich auf den neuen Anspruch der Museen einstellen: Einführung von Pflichtpraktika, mehr Wissen in Bezug auf die bevorstehende Museumspraxis, Fachwissenschaften mit Spezialisierung usw. Die Rolle des Volontärs in den Museen muss gestärkt, Ausbildungsstandards formuliert werden.
Es wurde ein wesentlich lebendigerer und ernsthafterer Umgang mit der Problematik spürbar, denen sich die Absolventen gegenüber stehen. Ein Vertreter der Volontäre schilderte nachhaltig die bestehenden Probleme: zum einen die Vergütung, zum anderen die Ausbildungssituation, die von Institution zu Institution sehr disparat ist; Veränderungen sind kaum spürbar und allgemein gültige Verbindlichkeiten beim Ausbildungsweg wurden gefordert.
Nach der folgenden Vorstellung der neuen Studiengänge, wie Kulturmanagement, Kunst und Vermittlung, von Fachvertretern und der neuen Modularisierung zum Bachelor und Master, ist deutlich geworden, dass man auf Seiten der Universitäten bzw. auf Seiten der neuen Studiengänge die momentane Situation der Museen erkannt wurde und mit innovativen Programmen versucht wird eine adäquate Antwort zu bieten. Aber deutlich geworden ist auch, dass die Museen nur sehr vereinzelt bereit sind, dass Berufsfeld aufzubrechen.
Die Sicht der kulturhistorischen Museen und Kunstmuseen wurde stellvertretend von den Museumsdirektoren Prof. Dr. Klaus Schenk, Leiter der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, und Prof. Dr. Harald Siebenmorgen, Leiter des Badischen Landesmuseums, dargestellt. Beide vertraten durchaus divergente Meinungen zu den nötigen Fähigkeiten, die sich ein wissenschaftlicher Mitarbeiter erworben haben
sollte. Zur Einleitung der Diskussionsrunde lenkte Dr. Lucius Grisebach den Fokus auf die für die Praxis nicht mehr zeitgemäße Ausbildung an den Instituten der deutschen Hochschulen, die in ihrer Ausrichtung vor allem deutlich zu lang für die Arbeit im Museum sei.
Prof. Dr. Klaus Schrenk begann seinen Vortrag mit einer Situationsanalyse. Er schilderte den Strukturwandel der Museumslandschaft in den letzten zwei Jahrzehnten, den Boom der Neubauten und zahlreichen Neugründungen sowie das Erreichen von neuer Aufmerksamkeit durch Sonderausstellungen. Diese Lage wirkte sich auf die Finanzierung und die Standortbestimmung aus. Neue Richtungen
im Museumsmanagement werden wahrgenommen und neue Anforderungen an die Museen gestellt, der Druck vor allem von Seiten der Politik erhöht sich stetig: Besucherorientierung, Erfolgsmessungen etc. sind Schlagwörter, mit denen sich die Leitungen der Institutionen täglich auseinander setzen müssen. Im Zuge dessen sind auch die Anforderungen an den wissenschaftlichen Nachwuchs gestiegen. Es herrscht ein Überangebot an hochqualifizierten Kräften, durch das sich die beruflichen Perspektiven der Absolventen drastisch verändert haben. Die Ziele und Arbeitsfelder der Ausbildung der Universitäten scheint - in Hinblick auf die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und die Umstellung zu Bachelor und Master - neu definiert werden zu müssen.
Im Anschluss stellte Prof. Schrenk die Kunsthalle und deren Arbeit vor. Er präzisierte die Kernaufgabe der Modernisierung der Präsentation, die Bewerkstelligung einer konstanten Attraktivität der Wechselausstellungen und eine dauerhafte Besucherbindung, wobei er den Parameter der Besucherzahlen zur Messung des Erfolges einer Ausstellung in Frage stellte. Vielmehr forderte er eine gründlichere Auswertung des individuellen Feedbacks der Besucher. Das Profil der Kunsthalle ergibt sich aus den Inhalten der Sammlung, und so soll das Programm der Ausstellungen aus dieser bedient werden. Nachdrücklich betonte er, dass die Wissenschaftler die Inhalte bestimmen und sich nicht von der Politik beeinflussen lassen sollten.
Erst nach der sehr ausführlichen Beschreibung der Kunsthalle erläuterte Prof. Schrenk die - von der Kunsthalle geforderten - Fähigkeiten an die Volontäre. Insgesamt werden 4 Volontäre beschäftigt, deren Voraussetzungen eine gute bis sehr gute Promotion, eine akzeptable Studiendauer, Auslandsaufenthalt, 2 Fremdsprachen fließend, Teamfähigkeit, PC-Kenntnisse und eine Altersgrenze von 32 Jahren sind. Insgesamt ein Ausbildungsprofil, das so gut wie auf jeden sich bewerbenden Studienabgänger zutreffen dürfte. Eine nähere Beschreibung der Einstellungspolitik sowie den eigentlich entscheidenden Kriterien zur Anstellung, was von eigentlichem Interesse gewesen wäre, wurde aber nicht formuliert. Zudem fehlte der Bezug zu der lang beschriebenen neuen Situation der Museen und die Konsequenzen für den wissenschaftlichen Nachwuchs zusätzliche Qualifikationen, neue Kompetenzen etc.
Was diesen hoch ausgebildeten Fachkräften geboten wird, schilderte Schrenk im Folgenden: Die Kunsthalle führt den Wissenschaftler an die Museumstätigkeit heran, bindet ihn bei den Ausstellungen und den anfallenden Arbeiten ein; er kann Erfahrungen bei der Auswahl der Exponate, dem Leihverkehr, der Recherche und bei der Katalogmitarbeit (Aufsätze, wissenschaftliche Beschreibung der Exponate) erwerben; zuletzt können ihm praxisorientierte Netzwerkkenntnisse mitgegeben werden. Ihm wird der Anspruch der Museumsarbeit vermittelt und ein Nachweis für die qualifizierte Museumsarbeit ausgestellt. Die Einrichtung erweitert sein fachliches Wissen und die kunsthistorischen Fähigkeiten, schildert die Zusammenarbeit von Kunstgeschichte und Kulturmanagement, bietet betriebswirtschaftliche Einblicke.
In Anbetracht dessen, dass junge Kunsthistoriker meist schon während des Studiums eine Unmenge von Praktika absolviert haben, mit Glück einen engagierten Vorgesetzten hatten, durch eigene Projekte, wie Ausstellungen etc., bereits einschlägige Erfahrungen auf dem Gebiet der Museumsarbeit erwerben konnten, oder zusätzlich, wie bereits üblich, ein betriebswirtschaftliches Aufbaustudium
abgeschlossen haben und zuletzt noch eine gute bis sehr gute Promotion vorweisen können, stellt sich ernsthaft die Frage: Warum noch, bei einer sehr bescheidene Vergütung, volle Energie für ein zweijähriges Volontariat geben? Warum? Ganz einfach: Die Museen geben den Rahmen vor, dass ohne ein absolviertes Volontariat eine spätere Anstellung beinahe ausgeschlossen ist. So besteht keine große Nachfrage nach geeigneten Absolventen, denn das Angebot von bestens geeigneten Kunsthistorikern, die in musealen Einrichtungen arbeiten, ist kaum zu überblicken. Und ein Bedarf nach Veränderung seitens der Museen an der Situation der Einstellungspolitik oder an den Vorrausetzungen für ein Volontariat wurde bei den Kulturhistorischen und Kunstmuseen nicht spürbar.
Im Anschluss an die Ausführungen von Prof. Schrenk sollte Prof. Dr. Siebenmorgen (Badische Landesmuseen Karlsruhe) seine Einstellungen zu einer neuen Museumsarbeit schildern. Da er wegen Krankheit nicht erscheinen konnte, übernahm ein Kollege die Ausführungen. Herr Maas ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass er sich nicht den Vorstellungen anschließt, bemühte sich aber dennoch um eine objektive Schilderung.
Die Thesen von Prof. Siebenmorgen gehen von einer dualen Funktion der Museen aus. Zum einen als eine kulturproduzierende Einrichtung, zum anderen mit archivierenden Aufgaben. Dem folgend, werden neue Entwicklungen gefordert: Weiterhin gehört es zu den unumstößlichen Kernaufgaben der Institutionen, die Kultur zu bewahren -dennoch ist eine neue Ausbildung der Wissenschaftler gefragt, da benötigtes Wissen durchaus von Universitäten hinzu gekauft werden kann. Der Schwerpunkt der Betriebswirtschaftslehre muss erkannt werden. Ausstellungen von heute müssen Szenarien entwickeln. Hierzu wird eine neue Ausbildung von Nöten sein - in Frankreich bereits üblich - die neue Kompetenzen als Ausbildungsmacher vermittelt und den Beruf des Kunsthistorikers aufwertet. Sicher wurden die Thesen provokant formuliert, und die Anwesenheit von Prof. Siebenmorgen in der Diskussion hätte bestimmt eine inhaltliche Erläuterung gebracht, aber war es aufschlussreich zu hören, dass ein Museumsleiter derart diskussionswillig ist und einen neuen, gar nicht so abwegigen, Blick auf den Beruf des Museumstätigen wirft. Und dem wissenschaftlichen Nachwuchs signalisiert, das alte Strukturen aufgebrochen werden müssen.
Maas ergänzte die Thesen von Prof. Siebenmorgen: So war es ihm besonders wichtig, auf den Wert des Wissens der traditionellen Wissenschaftler, das genutzt werden muss, hinzuweisen. Die Verwaltungsdirektorin vom Landesmuseum Schulenburg schilderte die ähnlichen Voraussetzungen für die Volontäre wie die Kunsthalle. Mit der Ergänzung des Volontariats um eine Exkursion und monatliche Vorstellungen der einzelnen Referatsleiter erweitert das Badische Landesmuseum die Ausbildung für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Frau Schulenburg betont wiederholt die Bedeutung eines klaren Managements und eine sinnvolle Nutzung der hohen Bewerberkompetenzen. Alles in allem scheint sich das Badische Landesmuseum der neuen Gegebenheiten bewusst zu sein und darauf hin einige Schritte unternommen zu haben.
Die folgende Diskussion, die von Dr. Grisebach eingeleitet wurde, versprach lebhafte Auseinandersetzungen, nachdem zwei derart divergente Meinungen vorgetragen wurden. Allerdings entstand eine langatmige Folge von nochmaligen Äußerungen der Podiumsmitglieder, die weit an dem eigentlichen Problem des wissenschaftlichen Nachwuchs vorbei gingen und den Diskussionsbedarf des Publikums nicht einbezog: Prof. Schrenk betonte das Festhalten an dem Bildungsauftrag der Museen, dass das Wissen vertieft werden muss, und der Unterschied der Präsentationen von Haus zu Haus und im Wechsel der Inhalte liegt. Dennoch darf die Präsentation nicht die Exponate in den Hintergrund stellen. Auch in dem großen Führungsprogramm und der Vielfalt der Museen in Karlsruhe werden die verschiedenen Strukturen der Besucher berücksichtigt. (Dies wurde allerdings auch von keiner Seite der Referenten angezweifelt). Die anschließenden Stellungnahmen widmeten sich ausführlich dem Zukauf von Wissen aus externen Quellen.
Die Diskussion drehte sich allerdings nicht um das eigentliche Ziel des Treffens der Stellung des wissenschaftlichen Nachwuchses bzw. der Volontäre innerhalb der Museumslandschaft. Stimmen aus dem Publikum forderten die Vertreter der Museen und des Museumsbundes auf, auf unausgesprochene Kriterien für eine Anstellung einzugehen oder zu erläutern, wann ein Weg eröffnet wird, die ohnehin schon sehr langatmige Ausbildung von Kunsthistorikern endlich zu verkürzen. Ein sehr dringliches Problem der Volontäre war, dass die Ausbildung nicht kanonisiert ist und es kein deutschlandweit gültiges Ausbildungszeugnis gäbe. Gefragt wurde nach der Akzeptanz von neuen Studiengängen wie Kulturmanagement. Die Fragen wurden zum Ende hin zahlreicher, der Zeitmangel und auch eine fehlende Bereitschaft führte zu keiner befriedigenden Beantwortung.
Man konnte sich nach den Vorträgen (der von Prof. Siebenmorgen sei hier ausgenommen) und nach der schleppenden Diskussion des Eindruckes nicht erwehren, dass sich die Vertreter der kulturhistorischen und Kunstmuseen zu den Veränderungen des Marktes und den daraus folgenden Einfluss auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses zurückhaltend verhalten, eine klare Stellung vermeiden und keine wirkliche Bereitschaft zeigen, sich auf eine neue Generation an Wissenschaftlern einzulassen!
Ohne weitere Hoffnung auf eine produktive Auseinandersetzung mit der Thematik, stellten die anderen Themenblöcke ihre Ergebnisse vor. Und man konnte erkennen, dass diese Diskussionen effektiver und zielgerichteter stattgefunden haben: So ist man sich bewusst, dass auch Volontäre mit ihrer Arbeit zur Profilierung der Institution beitragen, dass eine breite Qualifizierung in den Bereichen Projektmanagement und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit notwendig ist und berücksichtigt werden muss. Es wurde gefordert, dass die Universitäten sich auf den neuen Anspruch der Museen einstellen: Einführung von Pflichtpraktika, mehr Wissen in Bezug auf die bevorstehende Museumspraxis, Fachwissenschaften mit Spezialisierung usw. Die Rolle des Volontärs in den Museen muss gestärkt, Ausbildungsstandards formuliert werden.
Es wurde ein wesentlich lebendigerer und ernsthafterer Umgang mit der Problematik spürbar, denen sich die Absolventen gegenüber stehen. Ein Vertreter der Volontäre schilderte nachhaltig die bestehenden Probleme: zum einen die Vergütung, zum anderen die Ausbildungssituation, die von Institution zu Institution sehr disparat ist; Veränderungen sind kaum spürbar und allgemein gültige Verbindlichkeiten beim Ausbildungsweg wurden gefordert.
Nach der folgenden Vorstellung der neuen Studiengänge, wie Kulturmanagement, Kunst und Vermittlung, von Fachvertretern und der neuen Modularisierung zum Bachelor und Master, ist deutlich geworden, dass man auf Seiten der Universitäten bzw. auf Seiten der neuen Studiengänge die momentane Situation der Museen erkannt wurde und mit innovativen Programmen versucht wird eine adäquate Antwort zu bieten. Aber deutlich geworden ist auch, dass die Museen nur sehr vereinzelt bereit sind, dass Berufsfeld aufzubrechen.
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