10.10.2014

Autor*in

Daniel Deppe
Daniel Deppe hat in Lüneburg, Würzburg und Warschau Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Soziologie studiert. In seiner Master-Thesis hat er sich mit Aspekten der Regionalentwicklung im Kreis Höxter beschäftigt und insbesondere Potentiale der Kultur- und Kreativwirtschaft im ländlichen Raum untersucht.
Rückblick Kölner stARTcamp 2014

Ohne Leidenschaft gehts nicht!

Eine bunte Mischung aus Akteuren von Kulturorganisationen, App-Entwicklern und Social-Media-Veteranen: Herzlich, kollegial und produktiv war die Stimmung unter den rund 100 TeilnehmerInnen, die das stARTcamp Köln 2014 (#sck14) am letzten Samstag im September nutzten, um sich in angenehmer Atmosphäre mit gewinnbringenden Diskussionen und Best-Practice-Beispielen zum Thema Social Media für Kunst, Kultur und Kreative zu informieren. In 25 Sessions diskutierten die Beteiligten zu aktuellen Social-Media-Entwicklungen im Kulturbereich.
Erfrischendes Charakteristikum eines Barcamps ist die unkonventionelle Herangehensweise, die vorsieht, dass im Vorfeld kein klar umrissenes Programm festgelegt wird. Diejenigen, die eine eigene Session leiten möchten, können vor Beginn ihre Vorschläge in die Runde geben. Das können ExpertInnen mit Kenntnissen auf einem spezifischen Gebiet, aber auch Neulinge mit Grundsatzfragen sein. Je nach Nachfrage wird die vorgeschlagene Session dann dem Tagesplan hinzugefügt. Somit bleibt es den TeilnehmerInnen überlassen, wie der Tag gestaltet wird und welche Erkenntnisschwerpunkte gesetzt werden sollen. Jeder nimmt ein bestimmtes Thema, Diskussionsbeiträge und Fragen mit in den Tag und kann gleichzeitig durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Campern neue Erkenntnisse und Ansätze in sein persönliches Netzwerk tragen.
 
Auch in Köln stellten sich, wie bei jedem Barcamp, alle TeilnehmerInnen mit Namen ihres Twitter-Accounts sowie drei Hashtags, also Schlagwörtern, vor. Der typische Aspekt eines virulenten und leidenschaftlichen Wissensaustauschs rückte auch durch diesen Kontaktanreiz in den Mittelpunkt des stARTcamps in der Rheinmetropole. Für mich als stART- und Barcamp-Neuling bot sich dadurch direkt die Möglichkeit, in anregende Diskussionen einzusteigen und Perspektiven aus unterschiedlichen Berufsfeldern kennenzulernen. Erfrischend war zudem die kollegiale Herzlichkeit, in der wohlwollend jeder sein Wissen mit dem Gegenüber teilte.
 
Sessions gab es sowohl zu den meist vertretenen Themen Twitter, Crowdfunding oder Markenbuilding im Netz auch zu spezielleren Bereichen wie Online-Marketing für Orchester, Videos mit Vine, Storytelling, Augmented Reality und Smartplaces sowie zum neuen Social Network Ello. Prägend bei allen Sessions war die Erkenntnis, dass die Entwicklung von digitalen Strategien für den Kulturbereich immer eine passgenaue Untersuchung der Zielgruppen erfordert. Dabei spielt neben der Verknüpfung der verschiedenen Netzwerke die Frage eine zentrale Rolle, an welcher Stelle welcher Content präsentiert wird. Stellt zum Beispiel Facebook für das Bewerben einer Veranstaltung ein sinnvolles Medium dar, kann Twitter eher die Versorgung der Follower mit Tagesaktuellem gewährleisten und hat einen größeren Live-Charakter. Außerdem sollte der Kerncontent einer Einrichtung nicht in den Social-Media-Netzwerken dargestellt werden, sondern vielmehr stets die eigentliche Webpräsenz der Kultureinrichtung im Vordergrund stehen, da nur hier die nachhaltige und übersichtliche Präsenz von Content gewährleistet ist.
 
Anke von Heyl präsentierte in der Session Crowdfunding einen lukrativen Weg für private und öffentliche Kulturbetriebe in Zeiten chronischer Unterfinanzierung. Crowdfunding (Schwarmfinanzierung) kann dabei neben der Schließung monetärer Lücken vor allem helfen, Zielgruppen enger an eine Kultureinrichtung binden. Der Ansatz, über einen finanziellen Einsatz der Gemeinschaft eine Idee zu realisieren, fördert dabei das Communitybuiliding und kann die Identifizierung mit einer Organisation oder einem Projekt befeuern.
Ziel der Crowdfunding-Aktion der Projektgruppe um Anke von Heyl war es, Mittel für die Entwicklung eines Buchs über die Arbeit des Vereins Oase, Herausgeber der Kölner Straßenzeitung Draussenseiter, zu generieren. Neben einer Platzierung der Kampagne in sozialen Netzwerken und vielfältigen Offline-Werbemaßnahmen nannte von Heyl vor allem die Gewinnung prominenter Köpfe und die Einbringung von prägnanten Videobotschaften als Erfolgsgaranten für ihre Aktion. Es genüge nicht, eine möglichst breit gefasste Fokusgruppe auszumachen, vielmehr müsse man über vielfältige und beharrliche Werbung permanent zielorientiert arbeiten, um Kampagnen zu einem erfolgreichen Ende zu führen. Maßgeblich sei zudem, dass ein Aufruf aus der ehrenamtlichen Motivation und der Überzeugung heraus erfolgen sollte, dass die Zielidee einen gesellschaftlich wertvollen Beitrag leiste. Nur so könne eine breitgefasste Zielgruppe von dem Projekt überzeugt werden. Einer Einbeziehung von Arbeitsstunden der Initiatoren in die Kostenaufschlüsselung stand sie dementsprechend kritisch gegenüber.
 
Nach der Mittagspause konnte auch Martin Adam, Gründer der mCRUMBS GmbH, deutlich machen, welche Dynamiken in neuartigen Kommunikationstechnologien für den Kulturbetrieb verborgen liegen. Gemeinsam mit Frank Tentler, Livekritik und Kulturmanagement Network hat er für das Projekt #WiGa zum Open-Air All Night Long des Wintergarten Variétes die App entwickelt und den Veranstaltungsort in einen Smartplace verwandelt. Dabei wurden die Besucher mit spielerischen Aspekten unterhalten und hatten die Möglichkeit, während der Konzerte live Informationen zu den Titeln und Künstlern auf der Bühne zu bekommen.
 
Beim stARTcamp Köln stellte Adam jedoch ein anderes Produkt vor: die Timetraveler App, die anlässlich des 25-jährigen Mauerfalls die Geschichte um die Teilung Berlins über Augmented Reality erlebbar macht. Entlang des ehemaligen Mauerstreifens können die Nutzer der App an elf Standorten über einen optischen Tracking-Modus Eindrücke einer realen Szenerie gewinnen. Richten sie ihr Smartphone auf einen der Schauplätze, blendet die App zu dem Standort passende historische Aufnahmen oder Bilder ein. Ein Erfahrungsbericht von Martin Adam zur Entstehung der App folgt bald.
 
Kultureinrichtungen können Technologien wie Augmented Reality nutzen, um ihre Inhalte durch Visualisierungen zu veranschaulichen und den Besuchern hilfreiche Hintergrundinformationen zu bieten. Grundsätzlich sei jedoch zu prüfen, so Adam, welche Wirkung durch einen Einsatz von Apps auf Basis von Augmented Reality erzielt werden soll. Er riet davon ab, die Technologie einzig zu nutzen, um Content darzustellen, der ohnehin schon in analoger Form transportiert wird. Vielmehr sollten Apps wie Timetraveller genutzt werden, um Besuchern ein visuelles Zusatzerlebnis zu bieten und an die schon vorhandenen Informationen andocken.
 
Ein gezielter Einsatz digitaler Elemente erfordert eine exakte Zielgruppenanalyse im Vorfeld, so die Quintessenz des Tages. Die in Köln Anwesenden waren sich einig, wie digitale Strategien noch mehr Einfluss auf die Kulturlandschaft nehmen können. Ohne Leidenschaft gehts nicht!, so das abschließende Fazit. In Köln wurde deutlich gezeigt, wie dieser leidenschaftliche Weg aussehen kann. Nun ist es an den Beteiligten, das Wissen in ihren jeweiligen Organisationen einzubringen und strategisch umzusetzen.

Weitere Beiträge zum Thema
 
Rückblick auf das stARTcamp Münster 2014
Nachbericht zum stARTcamp Wien 2013
Überblick von Martin Adam zu Augmented Reality in Kultur-Apps
Einführungsbeitrag zur Themenreihe zum WiGa-Projekt

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