17.01.2011

Autor*in

Colette M. Schmidt
Kulturpolitik Steiermark

Kulturkampf im Land der Avantgarde

Der Standard hat über den Jahrswechsel eine ausgezeichnete Serie zur Kulturpolitik in den Bundesländern recherchiert und publiziert. Heute: Steiermark: "Mit dem Rasenmäher" will der steirische VP-Kulturlandesrat Christian Buchmann die sprießende Kulturszene nicht kürzen - 25 Prozent wird das Kulturressort trotzdem verlieren.
Ob man dabei die konkreten Sparvorschläge der freien Szene beherzigt, darf bezweifelt werden.

Kultur ist in der Steiermark fest im Alltag verankert. Besonders gilt das für die Landeshauptstadt Graz, wo jeder Fünfte an einer der vier Unis studiert. Hier wurden in den Sechzigern avantgardistische Impulse durch die Gründung des Forum Stadtpark (samt Literaturzeitschrift manuskripte) und nicht zuletzt durch das Mehrspartenfestival Steirischer Herbst ausgesandt. Auch das Festival für Alte Musik, die Styriarte, ist nach 25 Jahren alles andere als angestaubt. Auch als bewusste Opposition zu einem Klima, das von einer historisch starken Rechten in deutschnationalen Studentenverbindungen vergiftet wurde, entstanden intellektuelle, kreative und widerständige Zentren.
 
In der Kindergeneration der Forum-Altvorderen taten sich etwa im Bereich der zeitgenössischen Kunst Vereine wie Rotor - eine der ersten Drehscheiben für südosteuropäische bildende Kunst in Österreich - hervor sowie das größte freie Ensembletheater Österreichs, das Theater im Bahnhof oder die neuen Grazer Autoren von uniT wie Gerhild Steinbuch, Johannes Schrettle oder Jörg Albrecht.
 
Doch gerade kritische Kunst braucht einen Referenten, der hinter ihr steht und ihre Notwendigkeit für das Klima und den Diskurs in einem Land auch in Zeiten von Budgetnöten argumentieren kann. Seit Herbst ist der gelernte Betriebswirt Christian Buchmann als VP-Landesrat zurück in der Kulturpolitik. Buchmann hatte schon von 2003 - dem Jahr, als Graz nicht zuletzt wegen erwähnter Institutionen Kulturhauptstadt Europas war - bis 2005 ein Gastspiel als Grazer Kulturstadtrat. 2010 sorgte er zum Einstand gleich mit der Aussage, wonach man sich "keine zusätzlichen warmen Stuben" leisten werde, für Empörung bei seiner Klientel. Vor allem manuskripte-Herausgeber Alfred Kolleritsch machte sich in Interviews Luft. Buchmann fühlte sich unverstanden.
 
Und nun soll Buchmann, der auch Wirtschaftslandesrat ist, jene Vorgabe umsetzen, die Finanzlandesrätin Bettina Vollath (SPÖ) für alle Ressorts ausgab: Ein Viertel des Budgets muss gestrichen werden. Bei Buchmann sind das 15 Millionen. Wo diese übrigbleiben sollen, ohne einen befürchteten Kahlschlag vorzunehmen, darauf muss er sich nicht vor März festlegen. Nicht einmal bestehende Verträge werden mit Sicherheit unangetastet bleiben....

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