01.10.2019
Langzeitstudie zur Musiknutzung in Deutschland

Steigende Zahlungsbereitschaft für Konzerte und Streaming

Seit August 2018 führt der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) gemeinsam mit mehreren Verbänden der Musikwirtschaft eine Langzeitstudie zur Musiknutzung in Deutschland durch. Die dritte der halbjährlichen Befragungsrunden zeigt nun eine eindeutige Entwicklung: Die Menschen sind zunehmend bereit, mehr Geld für Musikstreaming und Konzerte auszugeben.
Die Studie läuft über einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren. Ziel ist eine fundierte Analyse, wie in Deutschland aktuell und zukünftig Musik entdeckt, gekauft und konsumiert wird. 
 
Musiknutzung allgemein
 
Die Ergebnisse der ersten Welle bilden dabei vor allem den Status quo ab:
 
  • Musik-Streaming spielt eine erhebliche Rolle beim Musikkonsum. Jeder Zweite nutzt Streaming-Angebote. Jeder Vierte nutzt sogar eine kostenpflichtige Premium-Version. Der am meisten genutzte Bezahl-Service ist mit 51% Spotify Premium. 
  • Das Angebot von Musik bevorzugter Künstler ist ein wesentlicher Faktor für die Bindung des Konsumenten an den jeweiligen Streaming-Dienst. 
  • Einen großen Vorsprung bei der Verweildauer des Hörens von Musik hat gegenüber allen anderen Angeboten der Rundfunk mit fast der Hälfte der Hördauer. Die Befragten hören pro Woche durchschnittlich 21 Stunden und 30 Minuten Musik.
  • 36% der Befragten suchen regelmäßig nach neuen Künstlern. Zwei Drittel davon finden neue Musik am häufigsten im Internet.
  • Der Besitz physischer Musikaufnahmen bzw. das Verfügungsrecht über Downloads ist für fast die Hälfte der Befragten (45%) nicht wichtig. Zunehmend reicht es den Konsumenten aus, ein Zugriffsrecht auf Musikangebote zu haben. 
  • Zwei Drittel der Befragten besuchen mindestens ein Konzert pro Jahr und ein Drittel der Befragten besucht mindestens ein Club-Konzert pro Jahr. 20 % sind mit mindestens drei Konzertbesuchen regelrechte Konzert-Fans. Sie haben im Vergleich zum Durchschnitt aller Befragten eine deutlich höhere Zahlungsbereitschaft für physische und digitale Musik. Auch bei der Suche nach neuen Künstlern liegen sie deutlich über dem Durchschnitt. Konzert-Fans machen häufig auch selbst Musik. Fast jeder Zweite spielt ein Instrument.
  • Die Genre-Präferenzen der Konsumenten werden dominiert durch internationale Pop- und Rock-Musik (62% und 53%), deutschsprachigen Pop mit 44% und deutschsprachige RockMusik mit 37%. Jeder Vierte ordnet seinen Musikgeschmack dem Mainstream oder eher dem Mainstream zu.
  • Musik wird umfangreich mobil genutzt: Die Stereoanlage als häufigstes Wiedergabesystem wurde von der Möglichkeit überholt, Musik unterwegs zu hören: 23% hören Musik dabei am häufigsten über Lautsprecher direkt aus einem technischen Gerät (z.B. einem Tablet), 22% im Auto und 18% nutzen die Kopfhörer am mobilen Player. Nur noch 18% der Befragten hören Musik am häufigsten über die traditionelle Stereoanlage. 
  • 27% der Befragten geben an, regelmäßig selbst Musik zu machen. 7% spielen in einer Band/ einem Orchester oder singen in einem Chor. 
  • Großen Wert legen Konsumenten auf die Tonqualität beim Musikkonsum. Jeder Vierte der Befragten wäre bereit, für die Verbesserung der Tonqualität im digitalen Bereich mehr Geld auszugeben. 
  • Im Bereich der Musikaufnahmen finden weniger Rechtsverletzungen statt. Nur 14% bzw. 11% der Befragten können sich noch vorstellen, Musikdateien über nicht offizielle Blogs und Foren herunterzuladen. Das Unrechtsbewusstsein ist hier offensichtlich gewachsen. Problematisch bleibt allerdings das Streamripping. 24% der Befragten können sich vorstellen Video-Streams z.B. von YouTube zu konvertieren.
Veränderungen seit 2018
 
Die neuen Ergebnisse zeigen, dass Musik für die in Deutschland lebenden Menschen einen zunehmenden Wert hat: Der Langzeitstudie zufolge sind die Befragten bereit, mehr Geld für ein physisches Album (+4 %) oder ein Digitalalbum (+12 %) einer für sie interessanten Künstlerin/ eines Künstlers auszugeben als noch vor einem Jahr. 
 
Auch die Wertschätzung von Live-Konzerten hat zugenommen (+9 %), dabei entscheiden die Befragten genauer welche Veranstaltungen sie besuchen. Der gestiegenen Zahlungsbereitschaft für Konzerte steht eine gesunkene Bereitschaft für Festivals und Club-Konzerte gegenüber. Die kritische Auswahl der Veranstaltungen gilt besonders für Menschen mit musikalischer Vorbildung. Zugleich besteht bei ihnen in allen Bereichen eine überdurchschnittliche Zahlungsbereitschaft - gleichzeitig konsumieren sie weniger Mainstream und suchen häufiger aktiv nach neuer Musik. 
 
Die Zahlungsbereitschaft des Publikums ist für einen Konzertbesuch seit der Umfrage des letzten Jahres von 45,7 auf 49,6 Euro gestiegen. Die Zahlungsbereitschaft für Festivals und Club-Konzerte ist allerdings im letzten Halbjahr von 47,7 bzw. 20,1 Euro auf 45,7 bzw. 18,7 Euro gesunken. Auch die Frage der Verwendung eines (fiktiven) zusätzlichen Budgets in Höhe von 100 Euro ergab, dass der bei weitem größte Teil der Befragten (34,5%) dieses Geld für Live Musik Events ausgeben würde.
 
Prof. Jens Michow, Präsident und Geschäftsführer des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), kommentiert: "Die Ergebnisse bestätigen für den Bereich der Live Events eine bekannte Tendenz. Die Zahlungsbereitschaft für Konzerte steigt weiter und die Attraktivität von Live-Veranstaltungen ist nach wie vor hoch. Die Besucherzahlen sind dagegen leicht rückläufig, da offenbar zunehmend selektiert wird, ob man sich den Konzertbesuch leisten kann oder nicht. Diese Entwicklung wird sorgfältig analysiert werden müssen, da sie veranschaulicht, dass die Ticketpreise die Leistungsgrenze des Publikums erreicht haben."
 
Das herkömmliche Radio ist nach wie vor das dominante Medium, die Nutzung ist aber rückläufig und wird durch die Nutzung von Online-Radios kompensiert. Der gleichzeitige leichte Rückgang beim kostenlosen Musik-Streaming wird durch Wachstum beim kostenpflichtigen Musik-Streaming ausgeglichen. Dabei unterscheiden sich die Nutzer der dominierenden Streaming-Dienste deutlich in Bezug auf Alter, Geschlecht, den Besitz von Smart Speakern, die Fähigkeit ein Instrument zu spielen, Genre Präferenzen, Zahlungsbereitschaft für Live Musik Events und die aktive Suche nach neuer Musik. Insgesamt würden etwa 16% der Befragten Musik physisch oder digital kaufen (nicht streamen), falls diese nur so direkt nach Veröffentlichung gehört werden könnte, und wären bereit, mehr dafür zu zahlen. 
 
Auch der Besitz von Smart Speakern (+4 Prozentpunkte) ist gestiegen. Inzwischen verfügen 14 Prozent der Befragten über ein intelligentes Lautsprechersystem, der weitüberwiegende Teil von ihnen (83 %) nutzt es zum Musikhören. Aufgrund der Sprach- bzw. App-Steuerung liegt ein anderes Suchverhalten vor - die Nutzer suchen häufiger aktiv nach neuer Musik und häufiger nach der Stimmung von Musik (z.B. Romantik). Damit steigt die Herausforderung, Künstler oder Titel in das Mindset der Nutzer zu bekommen an. Insgesamt wird Musik zunehmend mobil genossen, Stereoanlagen sind hingegen rückläufig (-5 Prozentpunkte). 
 
Interessant ist das Ergebnis, dass Teilnehmer mit musikalischer Bildung ein größeres Interesse an internationalem Rock-, Blues-, Punk-, Folk-, und klassischer Musik haben. Insgesamt kommt damit der musikalischen Bildung eine besondere Aufgabe zu, um die Vielfalt und Kreativität in sämtlichen Bereichen der Musik und der Musiknutzung in Deutschland zu gewährleisten.
 
Zur Studie
 
Bei der Studie handelt es sich um eine repräsentative Panelbefragung in sechs Wellen. Als Erhebungsinstrument dient ein Online-Fragebogen, der über das Panel von Respondi distribuiert wurde. Der Fragenkatalog umfasst Fragen zu den Bereichen: Nutzung von Musik-Streaming, Musikhörverhalten, aktivem und passivem Musikkonsum, Musiksuchverhalten (wie und wo wird neue Musik entdeckt), Musikkaufverhalten, Zahlungsbereitschaften, Nutzung von und Einstellung zu Live Musik Events (Konzerte, Festivals, Club-Konzerte), Einflussfaktoren wie Künstlern, Texten, Tonqualität, Einstellung zu Musikvideos, Nutzung von Playlists, Wert und Genießen von Musik, Musikgeschmack, Musikalische Bildung, technische Ausstattung, sowie Soziodemografika. 
 
Auftraggeber der Studie sind der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), Bundesverband Musikindustrie (BVMI), die Live Musik Kommission (LiveKomm), die Society Of Music Merchants SOMM, der Verband unabhängiger Musikunternehmen (VUT) sowie die GEMA und die GVL. Das Studienprojekt wurde gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg sowie die Initiative Musik gGmbH. Wissenschaftlicher Leiter der Studie ist Prof. Dr. Michel Clement, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing & Media am Institut für Marketing der Fakultät für Betriebswirtschaft an der Universität Hamburg. 
 
Alle Ergebnisse können hier im Detail eingesehen werden: https://bdkv.de/marktstudien/

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