25.02.2015
Themenreihe Berufsbild
Autor*in
Kai Liczewski
Berufsbilder im Kulturbereich
Controlling
In dieser Serie stellen wir in Interviewform Fach- und Führungskräfte aus den verschiedenen Berufsbildern des Kulturmanagements vor. Heute: Kai Liczewski, verantwortlich für das Controlling beim Salzburger Festspielfonds.
Themenreihe Berufsbild
KMN: Herr Liczewski, können Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?
KL: Mein Weg in das Kulturmanagement begann mit einer Leidenschaft für Musik in all ihren Formen. Während Schule und Studium habe ich den Bass in verschiedenen Bands gespielt. Den ersten Kontakt zum klassischen Konzertbetrieb hatte ich im Rahmen eines FSJ-Kultur, das ich nach dem Abitur bei den Münchner Sinfonikern machen konnte. Danach war für mich die berufliche Richtung vorgegeben.
Den Abschluss meines Studiums bildete eine Bachelorthesis über ein Controlling-Thema an der Bayerischen Staatsoper. Es zeigte sich, dass das ein sehr interessanter Bereich ist, bei dem man viel Einblick in alle Theaterbereiche erhält und das Seine dazu kann, um den Betrieb mitzugestalten. Außerdem stellte sich heraus, dass mir die spezifischen Anforderungen dieses Jobs gut liegen.
Kurze Zeit später fand ich mich am Theater Plauen-Zwickau wieder, von wo mich mein jetziger Chef nach Salzburg holte.
KMN: Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude, welche stellen auch Herausforderungen dar und warum?
KL: Im Moment bin ich bei den Salzburger Festspielen unter anderem dafür zuständig, zusammen mit allen Budgetverantwortlichen einen Wirtschaftsplan aufzustellen. Ich versuche, dabei die grundlegenden Informationen weiterzugeben. Allerdings sind zum Zeitpunkt der Budgeterstellung nie alle budgetrelevanten Informationen vorhanden, die tatsächlichen Kosten und Erlöse der Projekte stellen sich erst im Laufe des Produktionsprozesses heraus. Den Überblick über die Entwicklung der so vielfältigen Bereiche zu behalten und zu vermitteln, ist eine große Herausforderung.
Das Controlling in einem Theater unterscheidet sich stark von dem Bild, das dieser Begriff hervorruft. In der Wirtschaft werden den Rentabilitätszielen oft alle Entscheidungen untergeordnet. Das ist in einem Kunstbetrieb nie zielführend. Natürlich geht es darum, Budgets einzuhalten und Kosten und Erlöse korrekt zu planen, Werte und Kennzahlen sind aber immer erklärungsbedürftig. Bei einem Festivalbetrieb fallen die größten Positionen erst im Sommer an, also kurz vor Ende des Geschäftsjahres. Ohne die Erfahrung der Leiter der einzelnen Bereiche ist es unmöglich, die endgültigen Kosten und damit verbundenen Personalanforderungen im Spielbetrieb zu prognostizieren. Somit erfordert Controlling einen engen Dialog auf vertrauensvoller Basis. Diese Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Kollegen macht viel Spaß.
KMN: Welche Aspekte Ihrer Ausbildung waren für Ihre berufliche Laufbahn hilfreich? In welchen Bereichen müssten Hochschulen etwa in Hinblick auf die Unterschiede zwischen idealtypischen Aufgaben und individuellen Anforderungen im Kulturbetrieb in ihrem Ausbildungsprogramm nachjustieren?
KL: Ich hatte das Glück, dass das BWL- und Kulturmanagement-Studium in Künzelsau sehr praxisnah auf die Besonderheiten des Kulturbetriebs eingegangen ist. Es ging um Regiebetrieb, Gemeinnützigkeit und die Grundlagen der kameralen Haushaltsführung. Insofern war das Studium eine gute Basis für meinen jetzigen Beruf. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass es immer nur eine erste Grundlage bilden kann, die man in der Praxis ständig verfeinert. Es schadet aber in keinem Fall, sich frühzeitig die wichtigsten Fertigkeiten wie fortgeschrittene Office Kenntnisse, Datenbankmodelle, Organisationstheorie oder Projektmanagement notfalls in Eigenstudium anzueignen.
KMN: Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen KulturmanagerInnen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?
In den letzten Jahren haben wir in Salzburg umfangreiche Veränderungen, besonders im Bereich der Buchhaltung, durchlaufen. Die aufwendigsten waren die Umstellung auf die doppelte Buchführung und die Optierung zur Mehrwertsteuer. Gleichzeitig gab es Meinungsverschiedenheiten zum Kurs der Festspiele zwischen Direktorium und Kuratorium, die weitestgehend über das Budget ausgetragen wurden. Beides zusammen forderte einiges ab. Da heißt es Ruhe bewahren, auch wenn die Unterlagen erst 5 Minuten vor einer wichtigen Sitzung aus dem Drucker kommen. So lange man eine Aufgabe nach der anderen abarbeitet und ehrlich Probleme anspricht, lässt sich jede noch so harte Zeit gut überstehen. In solchen Situationen sollte man nie die längerfristige Perspektive aus den Augen verlieren.
KMN: Geben Sie dem Nachwuchs Hoffnung! Gibt es eine Begebenheit, eine kurze Anekdote, bei der Sie heute noch kopfschüttelnd denken Was habe ich mir damals bloß dabei gedacht?!
KL: Bei Entwurf und Einführung der neuen Kostenrechnung im Rahmen der Umstellung zur Doppik hörte sich auf dem Papier alles einfach und klar an. Zum Beispiel kann es durchaus interessant sein, die Telefonkosten je Abteilung auswerten zu können. Dafür muss man diese je Anschluss allerdings erst einmal bei jeder Telefonrechnung genau aufteilen. Ich denke mir heute manchmal, dass wir es uns an einigen Stellen in einem ersten Schritt schon hätten einfacher machen können..
KL: Mein Weg in das Kulturmanagement begann mit einer Leidenschaft für Musik in all ihren Formen. Während Schule und Studium habe ich den Bass in verschiedenen Bands gespielt. Den ersten Kontakt zum klassischen Konzertbetrieb hatte ich im Rahmen eines FSJ-Kultur, das ich nach dem Abitur bei den Münchner Sinfonikern machen konnte. Danach war für mich die berufliche Richtung vorgegeben.
Den Abschluss meines Studiums bildete eine Bachelorthesis über ein Controlling-Thema an der Bayerischen Staatsoper. Es zeigte sich, dass das ein sehr interessanter Bereich ist, bei dem man viel Einblick in alle Theaterbereiche erhält und das Seine dazu kann, um den Betrieb mitzugestalten. Außerdem stellte sich heraus, dass mir die spezifischen Anforderungen dieses Jobs gut liegen.
Kurze Zeit später fand ich mich am Theater Plauen-Zwickau wieder, von wo mich mein jetziger Chef nach Salzburg holte.
KMN: Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude, welche stellen auch Herausforderungen dar und warum?
KL: Im Moment bin ich bei den Salzburger Festspielen unter anderem dafür zuständig, zusammen mit allen Budgetverantwortlichen einen Wirtschaftsplan aufzustellen. Ich versuche, dabei die grundlegenden Informationen weiterzugeben. Allerdings sind zum Zeitpunkt der Budgeterstellung nie alle budgetrelevanten Informationen vorhanden, die tatsächlichen Kosten und Erlöse der Projekte stellen sich erst im Laufe des Produktionsprozesses heraus. Den Überblick über die Entwicklung der so vielfältigen Bereiche zu behalten und zu vermitteln, ist eine große Herausforderung.
Das Controlling in einem Theater unterscheidet sich stark von dem Bild, das dieser Begriff hervorruft. In der Wirtschaft werden den Rentabilitätszielen oft alle Entscheidungen untergeordnet. Das ist in einem Kunstbetrieb nie zielführend. Natürlich geht es darum, Budgets einzuhalten und Kosten und Erlöse korrekt zu planen, Werte und Kennzahlen sind aber immer erklärungsbedürftig. Bei einem Festivalbetrieb fallen die größten Positionen erst im Sommer an, also kurz vor Ende des Geschäftsjahres. Ohne die Erfahrung der Leiter der einzelnen Bereiche ist es unmöglich, die endgültigen Kosten und damit verbundenen Personalanforderungen im Spielbetrieb zu prognostizieren. Somit erfordert Controlling einen engen Dialog auf vertrauensvoller Basis. Diese Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Kollegen macht viel Spaß.
KMN: Welche Aspekte Ihrer Ausbildung waren für Ihre berufliche Laufbahn hilfreich? In welchen Bereichen müssten Hochschulen etwa in Hinblick auf die Unterschiede zwischen idealtypischen Aufgaben und individuellen Anforderungen im Kulturbetrieb in ihrem Ausbildungsprogramm nachjustieren?
KL: Ich hatte das Glück, dass das BWL- und Kulturmanagement-Studium in Künzelsau sehr praxisnah auf die Besonderheiten des Kulturbetriebs eingegangen ist. Es ging um Regiebetrieb, Gemeinnützigkeit und die Grundlagen der kameralen Haushaltsführung. Insofern war das Studium eine gute Basis für meinen jetzigen Beruf. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass es immer nur eine erste Grundlage bilden kann, die man in der Praxis ständig verfeinert. Es schadet aber in keinem Fall, sich frühzeitig die wichtigsten Fertigkeiten wie fortgeschrittene Office Kenntnisse, Datenbankmodelle, Organisationstheorie oder Projektmanagement notfalls in Eigenstudium anzueignen.
KMN: Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen KulturmanagerInnen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?
In den letzten Jahren haben wir in Salzburg umfangreiche Veränderungen, besonders im Bereich der Buchhaltung, durchlaufen. Die aufwendigsten waren die Umstellung auf die doppelte Buchführung und die Optierung zur Mehrwertsteuer. Gleichzeitig gab es Meinungsverschiedenheiten zum Kurs der Festspiele zwischen Direktorium und Kuratorium, die weitestgehend über das Budget ausgetragen wurden. Beides zusammen forderte einiges ab. Da heißt es Ruhe bewahren, auch wenn die Unterlagen erst 5 Minuten vor einer wichtigen Sitzung aus dem Drucker kommen. So lange man eine Aufgabe nach der anderen abarbeitet und ehrlich Probleme anspricht, lässt sich jede noch so harte Zeit gut überstehen. In solchen Situationen sollte man nie die längerfristige Perspektive aus den Augen verlieren.
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