19.11.2004
Buchdetails
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Autor*in
Elke Tröller
Buchrezension
Das Theater und sein Erfolg
Beiträge zu einer endlosen Debatte.
"McKinsey kommt." Dieses Theaterstück von Rolf Hochhuth ist für die deutschsprachige Theaterlandschaft schon Wirklichkeit geworden: McKinsey war bereits da. Zu lange mussten sich Intendanten mit der Frage nach dem ökonomischen Erfolg ihrer Kunst nicht auseinander setzen. Doch wenn das Theater nur noch dem Selbstzweck dient, stellt die Politik immer mehr in Frage, wofür das Theater gebraucht wird.
Über das Thema "Erfolg am Theater" diskutierten Theatermacher, Kulturpolitiker, Kulturmanager und das Feuilleton im Frühjahr 2004 auf einer Tauung in Kassel. Das vorliegende Buch fasst die Diskussionen und Beiträge zusammen. Dabei handelt es sich zwar nur um ein schmales Bändchen von rund 100 Seiten, doch kann es für diese "endlosen Debatte" neue Anregungen liefern.
So weist Peter von Becker in seinem Beitrag nach, dass sich Kultur sehr wohl rechnet: Deutschland gibt für den öffentlichen Kulturbereich ungefähr 8 Mrd. Euro im Jahr aus. Die ökonomische Wertschöpfung für die deutsche Volkswirtschaft beträgt aber etwa 40 Mrd. Euro im Jahr. Gleichzeitig warnt er am Beispiel USA vor einer zu großen Übernahme der Theaterkosten seitens privater Finanzierung, die zu einer Niveauabsenkung führen würde. Stattdessen plädiert er unter anderem dafür, wirkungsvoller für Kunst zu werben und Kulturpolitik offensiver zu gestalten. Schließlich müsse das Theater, um erfolgreich zu sein, dem Publikum vorangehen und ihm nicht durch eine "MTV-Ästethik" nachlaufen.
Barbara Kisseler betont in ihrem Vortrag, dass Kulturpolitik den Theatern mehr denn je ein verlässlicher Partner sein muss, der ihnen langfristige künstlerische Planung durch den Abschluss von mehrjährigen Zuwendungsverträgen ermöglicht. Ergänzt wird dies durch die Forderung von Holk Freytag, dass wieder ein solidarischer Dialog zwischen Theater, Politik und Publikum stattzufinden habe. Entgegen dem oftmals geäußerten Reformgedanken der Abschaffung des deutschen Repertoire- und Ensemblesystems betonen beide seine Einzigartigkeit auf der Welt, die das literarisch-theatrale Erbe wie auch die künstlerische Vielfalt erhalten helfe.
Aufschlussreich ist auch der Beitrag von Kurt Schöggl, der über die österreichische Art for Art Theaterservice GmbH berichtet. Diese ist zentral für alle Kostüm- und Dekorationswerkstätten, EDV- und Bauangelegenheiten sowie den Betrieb des Kartenvertriebssystems der Österreichischen Bundestheater zuständig. Durch diese Rationalisierungsmaßnahme konnten entsprechende Einsparungen erreicht werden.
Störend an dem Buch ist leider seine mangelhafte Redigierung, die in den Beiträgen Fragezeichen und falsche Geldbetragsziffern stehen lässt. Sogar der Klappentext ist nicht fehlerfrei. Unverständlich ist auch, wieso der Beitrag von Klaus Kobjoll ("Motivaction! Team als Perpetuum Mobile") in das Buch aufgenommen wurde, der - wie der Titel schon befürchten lässt - nur aus Sprechblasen besteht. Auch der Beitrag des Gewerkschafters Tobias Schürmann über das Tarifrecht im öffentlichen Dienst zeichnet sich mehr durch Einseitigkeit als durch echte Reformideen aus.
Im Ergebnis kann trotzdem der Aussage des Herausgebers Christoph Nix zugestimmt werden: "In diesem Sinne waren wir erfolgreich, weil wir Inhalte diskutiert haben und weniger Ressentiments gepflegt, wir haben uns gehütet nur dem eigenen Narzissmus zu frönen und zu jammern auf hohem Niveau."
Über das Thema "Erfolg am Theater" diskutierten Theatermacher, Kulturpolitiker, Kulturmanager und das Feuilleton im Frühjahr 2004 auf einer Tauung in Kassel. Das vorliegende Buch fasst die Diskussionen und Beiträge zusammen. Dabei handelt es sich zwar nur um ein schmales Bändchen von rund 100 Seiten, doch kann es für diese "endlosen Debatte" neue Anregungen liefern.
So weist Peter von Becker in seinem Beitrag nach, dass sich Kultur sehr wohl rechnet: Deutschland gibt für den öffentlichen Kulturbereich ungefähr 8 Mrd. Euro im Jahr aus. Die ökonomische Wertschöpfung für die deutsche Volkswirtschaft beträgt aber etwa 40 Mrd. Euro im Jahr. Gleichzeitig warnt er am Beispiel USA vor einer zu großen Übernahme der Theaterkosten seitens privater Finanzierung, die zu einer Niveauabsenkung führen würde. Stattdessen plädiert er unter anderem dafür, wirkungsvoller für Kunst zu werben und Kulturpolitik offensiver zu gestalten. Schließlich müsse das Theater, um erfolgreich zu sein, dem Publikum vorangehen und ihm nicht durch eine "MTV-Ästethik" nachlaufen.
Barbara Kisseler betont in ihrem Vortrag, dass Kulturpolitik den Theatern mehr denn je ein verlässlicher Partner sein muss, der ihnen langfristige künstlerische Planung durch den Abschluss von mehrjährigen Zuwendungsverträgen ermöglicht. Ergänzt wird dies durch die Forderung von Holk Freytag, dass wieder ein solidarischer Dialog zwischen Theater, Politik und Publikum stattzufinden habe. Entgegen dem oftmals geäußerten Reformgedanken der Abschaffung des deutschen Repertoire- und Ensemblesystems betonen beide seine Einzigartigkeit auf der Welt, die das literarisch-theatrale Erbe wie auch die künstlerische Vielfalt erhalten helfe.
Aufschlussreich ist auch der Beitrag von Kurt Schöggl, der über die österreichische Art for Art Theaterservice GmbH berichtet. Diese ist zentral für alle Kostüm- und Dekorationswerkstätten, EDV- und Bauangelegenheiten sowie den Betrieb des Kartenvertriebssystems der Österreichischen Bundestheater zuständig. Durch diese Rationalisierungsmaßnahme konnten entsprechende Einsparungen erreicht werden.
Störend an dem Buch ist leider seine mangelhafte Redigierung, die in den Beiträgen Fragezeichen und falsche Geldbetragsziffern stehen lässt. Sogar der Klappentext ist nicht fehlerfrei. Unverständlich ist auch, wieso der Beitrag von Klaus Kobjoll ("Motivaction! Team als Perpetuum Mobile") in das Buch aufgenommen wurde, der - wie der Titel schon befürchten lässt - nur aus Sprechblasen besteht. Auch der Beitrag des Gewerkschafters Tobias Schürmann über das Tarifrecht im öffentlichen Dienst zeichnet sich mehr durch Einseitigkeit als durch echte Reformideen aus.
Im Ergebnis kann trotzdem der Aussage des Herausgebers Christoph Nix zugestimmt werden: "In diesem Sinne waren wir erfolgreich, weil wir Inhalte diskutiert haben und weniger Ressentiments gepflegt, wir haben uns gehütet nur dem eigenen Narzissmus zu frönen und zu jammern auf hohem Niveau."
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