23.12.2015
Autor*in
Eva Göbel
verantwortet die Drittmittelakquise für den städtischen Eigenbetrieb „JenaKultur“. Zuvor arbeitete sie als Kulturmanagerin u.a. für die IBA Thüringen, als Redakteurin und Journalistin, unter anderem bei Kultur Management Network. Sie studierte Literatur, Kunst und Kultur in Göttingen, Paris und Jena.
Kulturmanagement 2015
Das waren die Top Themen
Das Jahr neigt sich seinem Ende zu und veranlasst die Redaktion von Kulturmanagement Network zu fragen: Was waren die wichtigsten Themen im Kulturmanagement? Was war neu im Kulturbetrieb und der Kulturpolitik? Zu diesem Anlass präsentieren wir ein Best of unserer Beiträge aus 2015.
Kulturfinanzierung
Das Dauerbrenner-Thema Finanzierung bestimmte auch 2015 das Kulturmanagement. Dabei ging es insbesondere darum, angepriesene Finanzierungsmodelle auf den Prüfstand zu stellen und zu fragen: Was können Sponsoring, Fundraising und Co. für die Kultur tatsächlich leisten? Die Jubiläumsausgabe zum 100. KM Magazin hat sich im April diesen Mantren der Kulturfinanzierung gewidmet und gezeigt: Best Practices aus anderen Branchen, insbesondere dem Wirtschaftsbereich, sind in der Kultur angekommen. Jetzt geht es um die Frage, wie das Kulturmanagement mit diesen Erkenntnissen wirklich eigene Wege gehen kann. Professionalisierung im Bereich der Kulturfinanzierung, die verstärkt unternehmerisch und unter neuen Perspektiven gedacht werden muss, ist dabei zentral. In diesem Zusammenhang ist Controlling als strategisches Management-Instrument in Kultureinrichtungen ein immens wichtiger Faktor. Welche Potentiale hinter den oft verdammten Zahlen liegen, hat uns das Jahr 2015 ebenfalls gezeigt. Für nächstes Jahr sind wir gespannt darauf, wie die Diskussion um Dynamic Pricing (dynamische Preisgestaltung) und um Ticket-Preise bzw. Erlösmanagement weitergeht.
Zukunft der Arbeit / Cultural Entrepreneurship
2015 war auch ein Jahr, in dem über die Arbeitsbedingungen im Kulturbetrieb diskutiert wurde. Wie wir in Zukunft unsere Arbeit und die Work-Life-Balance gestalten wollen und was die Digitalisierung für den Arbeitsplatz bedeutet, muss sich die Kultur dafür verstärkt fragen - und für ihre Ideale auch bei solchen Interna des Kulturbetriebs stärker eintreten. Wir sprachen mit der Gründerin von Tandemploy über die Potenziale von Jobsharing in der Kultur. Erfolgreich setzen dieses Modell bereits die beiden Leiterinnen der Kulturverwaltung St. Gallen um sie teilen sich ihre Führungsposition. Die Frage nach einem selbstbestimmten Arbeiten führt konsequent zu mehr Selbstständigkeit bzw. Kultur- Unternehmertum, auch innerhalb der Einrichtungen. Hier ist noch viel Luft nach oben. Daher wird Kulturmanagement Network das Thema Cultural Entrepreneurship im nächsten Jahr verstärkt in den Fokus stellen. Auf unserem internationalen Portal Arts Management Network ist im Dezember bereits ein Newsletter zum Thema Perspectives on Cultural Entrepreneurship erschienen. Und auch die letzte Magazin-Ausgabe 2015 zeigt, wie internationale Vergleiche und Perspektiven das deutsche Kulturmanagement bereichern können.
Kulturpolitik / Migration / Umgang mit Geflüchteten
Die Frage, wie sich unsere Gesellschaft durch Flüchtlinge aus Kriegsgebieten verändern wird und wie wir damit konstruktiv umgehen können, bestimmte nahezu jeden öffentlichen Diskurs. Während Kunst und Kultur hierauf mit verschiedenen künstlerischen Ansätzen reagieren, wurden in Kulturpolitik und Kulturmanagement nur zaghaft Fragen oder Antworten formuliert. Auf dem 8. Kulturpolitischen Bundeskongress zeigte sich in diesem Zusammenhang deutlich, wie überfordert der Kulturbetrieb und die Kulturpolitik von dem (teils selbstformulierten) Anspruch sind, als gesellschaftliches Korrektiv und Vorbild zu wirken. Was kann Kultur tatsächlich leisten? Und was ist originäre Aufgabe der Politik über projekthafte Förderung hinaus? Darauf müssen 2016 noch Antworten gefunden werden. Auch die Gefahr, dass Geflüchteten eher als Thema denn als Menschen mit einer eigenen Kultur im Kulturbetrieb eine Rolle zugewiesen wird, besteht weiterhin. Über einen angemessenen Umgang mit Geflüchteten in der täglich Arbeit von KulturmanagerInnen müssen wir miteinander und vor allem mit den Betroffenen selbst ins Gespräch kommen.
Digitalisierung
Nach wie vor treibt die Digitalisierung viele Kultureinrichtungen um. Auch wenn durchaus zunehmende Kreativität und Professionalität zu verzeichnen sind, vergeht keine Tagung ohne eine Grundsatzdiskussion über Social Media, Online Marketing und Co. Für 2016 wünschen wir uns, dass vermehrt über nutzerzentrierte, digitale Formate in der Kultur gesprochen wird. Grundlegend dafür ist ein zeitgemäßes Verständnis für die eigenen Zielgruppen, für das wir mit unserem September-Magazin die Grundlagen legen wollten. Gelungene Umsetzungen präsentierte der KM Treff über das Projekt Coding Da Vinci. Auch über die Digitale Strategie des Städel Museums, die den Grimme Online Award verliehen bekam, berichteten wir nur zu gerne. Digitale Inspiration für den Kulturbetrieb gab es zum neunten Mal in Folge auf der re:publica. Wir hoffen, dort 2016 mehr VertreterInnen von Kultureinrichtungen zu treffen und ermutigen ausdrücklich zu einem Besuch.
Kulturentwicklung
Die Herausforderungen des demografischen Wandels betreffen den gesamten Kulturbetrieb in vielen Facetten und insbesondere den ländlichen Raum. Dieser ist zugleich ein Barometer dafür, was uns in Zukunft auch in urbanen Räumen erwartet. In diesem Zusammenhang hat Kulturentwicklungsplanung in diesem Jahr eine Renaissance erlebt. Die Juni Ausgabe des KM Magazin zum Thema Provinzkultur und die darauf folgende Reihe zum selben Thema konnten zeigen, dass ländliche Räume viel Gestaltungspotenzial für Kultur bieten. Es ist wichtig, dieses auch zu nutzen.
Partizipation
Der jährliche KM Redaktionswettbewerb für Studierende ist für uns stets ein Highlight, zeigt er uns doch die Perspektiven und Vorstellungen des Kulturmanagement-Nachwuchses auf den Kulturbetrieb auf. Das Gewinnermagazin widmete sich Utopien und Dystopien und machte deutlich, dass erste zum Glück nach wie vor überwiegen. Der diesjährige KM Wettbewerb wurde zum Thema Teilhabe im Kulturbetrieb ausgeschrieben und schließt damit eng an ein Thema an, dass in Gesellschaft wie im Kulturbetrieb akut und heftig diskutiert wird: Partizipation. Das Gewinnermagazin erscheint im März 2016. Aktuelle Informationen dazu erhalten Sie auf Facebook und über den Hashtag #Teilkultur.
Wenn Sie sich mit uns über aktuelle Trends und Entwicklungen im Kulturmanagement austauschen wollen, können Sie dies gern auf Facebook oder Twitter tun oder uns schreiben an: redaktion (at) kulturmanagement.net. Wir freuen uns auf den Austausch mit unseren LeserInnen!
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in ein erfolg- und kulturreiches Jahr 2016 wünscht das gesamte Team von Kulturmanagement Network
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